Die Internetseite sei eine "direkte Antwort" auf die Forderung von Papst Franziskus, "eine oder mehrere öffentliche, stabile und leicht zugängliche Meldungsmöglichkeiten zu schaffen", heißt es in einer in Ottawa veröffentlichten Erklärung der Bischöfe. Es sei ein weiterer Schritt in der Missbrauchsaufarbeitung.
Die Website BishopReportingSystem.ca biete Betroffenen eine sichere und vertrauliche Plattform, um sexuellen Missbrauch oder Vertuschung durch jeden aktiven oder emeritierten kanadischen Bischof zu melden, heißt es in der Erklärung. Die Meldeplattform führe eine zusätzliche Rechenschaftspflicht für die Führung der Kirche in Kanada ein.
Unabhängiger "Bischofsprüfer"
Sobald ein Bericht eingegangen sei, werde er von einem "Bischofsprüfer" untersucht. Normalerweise sei dies ein Erzbischof oder der Metropolit, der für das Gebiet zuständig ist, in dem der beschuldigte Bischof tätig ist. Wenn die Anschuldigung gegen einen Erzbischof oder Metropoliten gerichtet ist, geht der Bericht an einen päpstlichen Vertreter, wie es heißt. Der Gutachter werde dem Vatikan eine Bewertung mit dem Antrag auf Einleitung einer Untersuchung übermitteln. Ein Bischof werde dann ermächtigt, die Untersuchung durchzuführen und binnen 90 Tagen Bericht zu erstatten. Wenn der beschuldigte Bischof für schuldig befunden werde, werde der Vatikan Disziplinarmaßnahmen verhängen.
Die Trauma-Pädagogin an der McGill University in Montreal, Delphine Collin-Vezina, erklärte: "Dieses System stellt Opferbelange in den Vordergrund und zielt darauf ab, die vielfältigen Barrieren zu beseitigen, die die Offenlegung des Missbrauchs verhindern." Die Initiative der kanadischen Bischöfe helfe bei der "Heilung und Genesung der missbrauchten Personen", so die Expertin.