Diskussion über Frauen in der Kirchenführung

"Gott hat es gewollt"

Die Frauenquote in Führungspositionen der katholischen Kirche ist verhältnismäßig klein. Das soll sich ändern, fordert Dorothea Sattler vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Sattler ist überzeugt: Die biblischen Schriften geben das her.

Ordensfrau mit einem Collarhemd / © Cristian Gennari (KNA)
Ordensfrau mit einem Collarhemd / © Cristian Gennari ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sie haben einen Kongress maßgeblich mit auf den Weg gebracht, der sich mit Fragen zu Frauen in kirchlichen Ämtern auseinandersetzt. Herausgekommen bei diesem Kongress sind am Ende sieben Thesen. Was genau besagen diese Thesen?

Prof. Dr. Dorothea Sattler, Sprecherin des Bereichs Theologie, Pastoral und Ökumene des Zentralkomitees der deutschen Katholiken / ZdK): Es war ein ökumenischer Kongress. Und deshalb ging es auch darum, das Thema in Verbindung zu bringen mit der Frage, wie wir die sichtbare Einheit der Kirchen erreichen können. Wir erleben eben, dass sich nach langem Ringen im 20. Jahrhundert doch viele evangelische Landeskirchen entschlossen haben, auch Frauen zu Pfarrerinnen zu ordinieren. Deshalb ist dieses Thema in der Ökumene wichtig und wir müssen uns fragen, ob auch die römisch-katholische Kirche die Möglichkeit hat, Frauen zu weihen, also in den sakramentalen Dienst aufzunehmen.

DOMRADIO.DE: Wie fällt Ihre Antwort auf diese Frage aus?

Sattler: Ich bin der Überzeugung, dass wir auch in der römisch-katholischen Kirche diese Möglichkeit theologisch begründet sehen sollten, und dass an dieser Stelle von römisch-katholischer Seite kein letztes Wort gesprochen ist. Aber darüber gibt es eine Kontroverse.

DOMRADIO.DE: Auf diesem Kongress war ja auch der Bischof der Diözese Osnabrück, Franz-Josef Bode. Er sagt, er will weiter im Gespräch bleiben, wenn es um das Thema Frauen in kirchlichen Ämtern geht. Reicht Ihnen das?

Sattler: Das reicht mir zunächst. Ich fand es sehr hilfreich und wichtig, dass er viel Zeit mit uns verbracht hat, viel zugehört hat und auch selbst gesprochen hat und dass er unsere Argumente auch in die Bischofskonferenz oder an andere Stellen bringen möchte. 

DOMRADIO.DE: Welche Talente sehen Sie denn speziell bei Frauen, die vielleicht ganz oft fehlen, auch in kirchlichen Leitungspositionen? 

Sattler: Das ist eine schwierige Frage, ob man überhaupt zwischen Frau und Mann mit Blick auf die Talente so unterscheiden sollte. Darüber haben wir auch sehr intensiv gesprochen.

Meine Position ist, dass viele Frauen doch sehr gut auf andere Menschen zugehen könen. Das können natürlich auch Männer - insofern ist das immer schwierig zu unterscheiden. Aber es gibt doch die Möglichkeit bei vielen Frauen, sehr sensibel zu reagieren - etwa auf Menschen, die Schwächen zeigen oder die auf der Suche sind. Also, es gibt viele Möglichkeiten für Frauen, in der Kirche zu wirken. 

DOMRADIO.DE: Wenn man auf die Zahlen guckt, bildet sich das Ganze allerdings nicht ab. Woran kann das liegen? Fehlt Frauen da vielleicht auch manchmal der Mut?

Sattler: Zunächst mal gibt es ja keine Möglichkeit für Frauen, sich gegenwärtig in der römisch-katholischen Kirche überhaupt ordinieren zu lassen. Es fehlt also nicht der Mut, es fehlt erstmal die Erlaubnis.

DOMRADIO.DE: Was ist Ihrer Meinung nach der größte Stein, der da weggerollt werden muss, bis sich was tut.

Sattler: Der größte Stein aus meiner Sicht wäre, nochmal intensiv in die biblischen Schriften zu schauen und sich wirklich zu fragen, ob es denn sein könnte, dass Gott selbst es so gewollt hat, dass Frauen nicht zu diesem Leitungsdienst berufen sind. Wir sind der Überzeugung, dass die biblischen Schriften deutlich etwas anderes bezeugen möchten.

Das Interview führte Verena Troester.


Prof.in Dr. Dorothea Sattler / © Harald Oppitz (KNA)
Prof.in Dr. Dorothea Sattler / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR