"Es gilt, eine Hoffnungsgesellschaft statt einer Hassgesellschaft zu entwickeln“, dieses Fazit nimmt Thomas Arnold, Leiter der Katholischen Akademie Dresden, aus der Podiumsdiskussion am Donnerstag mit. Auf Einladung Arnolds waren der Dresdner Politologe Werner Patzelt und Sachsens stellvertretender Ministerpräsidenten Martin Dulig (SPD) zum Zwiegespräch gekommen. Beide seien sich bei aller Diskussion in einem einig gewesen, betont Arnold im Interview mit domradio.de: "Christen müssen Maßstäbe entwickeln und setzen, an denen sich Parteien und Personen messen lassen.“
Patzelt sieht unter anderem das Agieren der CDU als Grund für den erstarkten Rechtspopulismus in Deutschland. Die Christdemokraten seien in Richtung der SPD gerückt und hätten so rechts von sich eine "Repräsentationslücke" geschaffen. "Viele Bürger fühlen sich mit ihren Sorgen und Ängsten nicht mehr in den Parlamenten vertreten", mahnt der Parteienforscher.
Der SPD-Politiker Dulig kritisiert auf dem Podium eine Verrohung der Sprache. Eine Sprache, "die dem Anderen das Menschsein abspricht, um ihn zu hassen und zu vernichten" werde zur Gefahr für die Demokratie, warnt Dulig.
"Spießrutenlauf" zu den Einheitsfeiern
"Pöbelnde Populisten" – so lautet die Überschrift, unter der die Katholische Akademie Patzelt und Dulig nach Dresden geholt hatte, moderiert vom stellvertretenden Chefredakteur der Herder-Korrespondenz, Dr. Stefan Orth. Akademie-Leiter Arnold nennt im domradio.de-Interview besonders den 3. Oktober 2016 als prägende Erfahrung. Arnold spricht von einem Spießrutenlauf vor der Frauenkirche: "Menschen, die zum Gottesdienst gehen wollten, wurden gestört durch Pöbler, Beschimpfungen, Hass und Hetze“, erklärt Arnold.
Während der Feiern zur Deutschen Einheit hatten Demonstranten im vergangenen Jahr Politiker als "Volksverräter" beschimpft und ausländische Gäste rassistisch beleidigt. Auch Dulig berichtet in der Runde von einem "Hassspalier" und betont: "Ich habe mich einfach nur geschämt."
Sammelband im Herder-Verlag
Doch die Erfahrung des 3. Oktober ist nur ein Grund für die Dresdner Diskussion zum Thema. Zugleich wurde am Abend der Sammelband "AfD, Pegida und Co. – Angriff auf die Religion" vorgestellt. Er ist im Herder-Verlag erschienen und ab dem 17. Januar im Handel erhältlich.
"Der Band greift die Frage auf, wie Politik, Gesellschaft und Religion auf Populismus und Erscheinungen wie Pegida und AfD reagieren sollten", fasst Akademie-Leiter Arnold gegenüber domradio.de zusammen. Zu Wort kommen neben Diskutant Werner Patzelt unter anderem der katholische Publizist Andreas Püttmann, der Präsident des Zentralkommitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, aber auch der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki.
Woelki: Menschenrechte müssen geachtet werden
"Woelki äußert sich in seinem Beitrag sehr dezidiert", betont Arnold. Der Kardinal fordere von der Kirche, sich den rechtspopulistischen Bewegungen entgegenzustellen, zugleich mahne er aber auch an, im Gespräch zu bleiben. Eines stelle Woelki jedoch klar: Ein Dialog ist nur "unter Achtung der Menschenwürde und voller Anerkennung der Menschenwürde denkbar".