domradio.de: Es soll in der Innenstadt mit mehr als 1.000 Polizisten keinen Bereich mehr geben, in dem Menschen keine Polizisten sehen werden. Das kündigte der Kölner Polizeipräsident Jürgen Mathies an. Teil des geplanten Pakets ist auch eine Schutzzone rund um den Kölner Dom, die von etwa 1,10 Meter hohen Absperrgittern gesichert werden soll. Was halten Sie davon?
Prälat Gerd Bachner (Kölner Dompropst): Also ich bin froh, dass es jetzt um Silvester geht. In der Vergangenheit ist oft das, was als "Schutzzone" für das ganze Jahr angedacht war, und das Konzept für Silvester durcheinandergebracht worden. Ich habe mich immer dagegen gewehrt, dass wir einen generellen Zaun um den Dom ziehen und dahinter eine No-Go-Area bilden. Das ist bildlich quasi wie eine Festung. Das entspricht genau so wenig der Würde des Doms, wie ein unangemessenes Verhalten wie etwa Wildpinkelei.
domradio.de: Sie sind auch dafür, dass der Dom als Weltkulturerbe eine angemessene Schutzzone erhält?
Bachner: Für eine Schutzzone um den Dom trete ich ein und dafür - glaube ich - haben die Menschen auch Verständnis. Eine Schutzzone ist etwas, wo Menschen sich beschützt fühlen und wo auch Menschen hingehen dürfen.
domradio.de: Mit Drängelgittern, sogenannten Wellenbrechern, soll der Dom abgesperrt werden. Was geht da für ein Zeichen vom Dom aus?
Bachner: Das hängt davon ab, was für Drängelgitter es gibt. Drängelgitter ist nicht gleich Drängelgitter. Ich habe schon Fotos gesehen mit Drängelgittern, die ich nicht gut finde. Die haben einen Festungscharakter. Wir hatten bei der Veranstaltung "SilentMod" im Kölner Dom auch Drängelgitter, die waren fast graziös. Da hatte man nicht den Eindruck von Einsperrung, sondern sie haben geholfen bei fast 50.000 Besuchern Ordnung zu schaffen. Das ist Ermessensache. Gibt es eine Druckwelle? Wir haben das bei "SilentMod" vermieden, indem wir vor den Gittern eine geführte Linie geschaffen haben. Dadurch konnten wir ein recht einfaches Gitter wählen. Es kommt immer drauf an, was für Drängelgitter eingesetzt werden und was um das Drängelgitter herum ist.
domradio.de: Wie wird es mit der Sicherheit im Dom selbst aussehen? Wird es Kontrollen geben?
Bachner: Diese Detailfragen sind noch in der Diskussion. Jetzt geht es erst mal um den Zaun oder die Schutzzone an Silvester. Ich verstehe die Sorge um den Dom und bin auch froh und dankbar, dass er geschützt werden soll. Aber ich glaube auch, dass sich viel verlagern wird. Es wird sich vieles an anderen Plätzen abspielen. Das habe ich jetzt auch im Konzept gesehen, dass auch andere Plätze in den Blick genommen werden. In Köln sorgt die Polizei dafür, dass die Menschen in Ruhe und mit Freude feiern können. Mir ist wichtig, dass wir nicht nur die Sicherheit berücksichtigen, sondern, dass die Freude nicht verloren geht.
domradio.de: Fragt man bei der Planung von so einem Sicherheitskonzept eigentlich Sie als Dompropst?
Bachner: Ich gehöre nicht zu den Entscheidern, aber ich konnte mich sehr stark einbringen. Der Bahnhofsvorplatz ist, glaube ich, noch etwas zu wenig bedacht. Und in dem Papier steht auch noch zu wenig dazu drin. Die Treppe zwischen Bahnhof und Dom ist eine Lebensader in Köln. Hier sind von morgens bis abends Menschen. Die internationale Presse, die kommen wird, wird den Fokus auf den Bahnhofsvorplatz legen. Was geschieht dort auf der Treppe? Kann man dort verweilen? Die Frage ist, ob man dann Bilder sieht, dass man dort nicht verweilen kann, dass sich auf dem Platz nur Polizei befindet und keine Menschen, dann ist das nicht optimal. Dann bekommen wir Bilder, die ich von Köln ausgehend in alle Welt nicht gerne sehe.
domradio.de: Die Opernintendantin Birgit Meyer hat ja auch einen Vorschlag vorgebracht: Dass die Domplatte nur für Frauen zugänglich sein soll. Was halten Sie davon?
Bachner: Gleiches Recht für alle. Wir sollten zusammen feiern und erst Recht an einem solchen Tag.
Das Interview führte Tobias Fricke.