Kölner Dompropst kritisiert Zustände im Domumfeld

Bimmelbahn, Schilderwald und Blechlawine

Die direkte Domumgebung in Köln hat Verbesserungspotential. Das sieht auch Dompropst Gerd Bachner so, der vieles rund um die Kathedrale als "Stückwerk" bezeichnet.

Bimmelbahn am Kölner Dom (DR)
Bimmelbahn am Kölner Dom / ( DR )

domradio.de: Über die Neugestaltung der Domumgebung wird seit längerer Zeit nachgedacht. Sind der Kardinal-Höffner-Platz und die Bus- und Bimmelbahnhaltestelle auch in der Planung mit einbegriffen?

Dompropst Gerd Bachner: Das wird federführend von der Stadt geplant. Wir sind aber mit der Stadt in Gesprächen, mit der Oberbürgermeisterin, mit dem Dezernenten und Mitarbeitern. Es ist ja schon bereits viel in der Domumgebung getan worden. Beispielsweise an der Nordseite, wo die schrecklichen Pilze endlich entfernt wurden. Dann gibt es das Projekt der "Historischen Mitte" und den Ostbereich mit der Tangente sowie das Baptisterium. Wir werden unsererseits den Domherrenfriedhof jetzt neu gestalten.

Es ist in den vergangenen Jahren also schon einiges getan worden, aber ich würde die These vertreten, dass noch mehr vor uns liegt als bisher erledigt wurde. Diesen größeren Weg müssen wir noch anpacken. Bezüglich des Kardinal-Höffner-Platzes liegen auch verschiedene Themen auf der Agenda. Wenn man sich andere Städte anschaut, dann gibt es dort einen Dom, eine große Kathedrale, die sich jedoch in einem würdigen Umfeld befindet. Ich glaube, dass wir in Köln noch viel auf verschiedenen Ebenen daran tun müssen, dass der Dom nicht nur als Kathedrale erhalten wird, sondern auch die Domumgebung eine solche wird, die diesem Weltkulturerbe entspricht.

domradio.de: Domdechant Robert Kleine hat die Umgebung der Burgmauer kürzlich noch als "Gewürge" bezeichnet und es ist ja auch so, dass sich rund um Bus- und Bimmelbahnhaltestelle Touristen und Verkehr tummeln. Monsignore Kleine sagt dazu "Auch vor dem Petersdom halten keine Busse und Bahnen".

Bachner: Darin sind der Domdechant und ich völlig einer Meinung. Er spricht diesbezüglich in seiner Funktion als Stadtdechant. Die beschriebene Strecke ist der Weg vom Dom zur Dompropstei und zu meiner Wohnung, den ich täglich fünf bis sechs Mal gehe. Ich mache in der Tat auch die Erfahrung, dass dort ein solches Gewusel von Menschen besteht, die ein- und aussteigen, dass man manchmal überhaupt nicht durchkommt und über die Straße gehen muss, weil es nicht möglich ist, auf dem normalen Bürgersteig zu gehen. Es existiert tatsächlich eine gewisse Gefährdung für die Personen. Das ist ein Aspekt. Der zweite ist der, dass man von der Burgmauer her die beste Perspektive hat, um den Dom von seiner Westseite zu fotografieren. Wenn man die Burgmauer recht weit zurückgeht, kann man fast die Gänze des Domes erfassen. Nur hat man dann im Vordergrund ständig die Busse und die Bimmelbahn im Weg.

Ich persönlich finde die Bimmelbahn als solche überhaupt nicht schlimm. Die hat einen Charme, den man mögen kann oder nicht. Viele Städte haben auch eine vergleichbare Touristenbahn. Es kommen viele Menschen aus der ganzen Welt zu uns und wir wollen als Kölner ja auch gastfreundlich sein. Ich bekomme mit, dass die Touristen, die zu uns kommen, die Bimmelbahn durchaus mögen. Deswegen sage ich auch nicht, dass die Bimmelbahn weg muss. Aber ich sage ganz klar, dass an dieser Stelle an der Burgmauer Busse und Bahn verschwinden müssen, weil sie nicht nur ein Stück weit verkehrsgefährdend sind, sondern es auch für die Passanten schwierig ist, überhaupt durchzukommen und es für Menschen mit Behinderung und Rollstuhlfahrer über das Kopfsteinpflaster ungemein gefährlich sein kann. Deshalb schlage ich vor, die Ein- und Ausstiege für die Busse und die Bimmelbahn zu verlegen. In der Komödienstraße würde sich bestimmt eine Möglichkeit bieten, auch in der Domnähe zu sein, aber aus den vorgenannten Gründen nicht unmittelbar am Dom. Das habe ich auch der Stadt als Bitte und Wunsch übermittelt.

domradio.de: Auch die Marzellenstraße in der direkten Domumgebung ist von Billigsouvenirläden und Durcheinander gekennzeichnet. Wie will man den Zugang zum Dom von Gewusel und Krempel befreien?

Bachner: Es gibt diesbezüglich im Grunde mehrere Ebenen. Die eine Ebene befasst sich mit dem Thema, was für Bauten da vorhanden sind. Mit der "Historischen Mitte" gehen wir architektonisch ein Feld mit der Osttangente und der Nordseite an. Die zweite Ebene behandelt die Verkehrsführung mit den Bussen und der Bimmelbahn, wie schon dargestellt. Das dritte Thema ist schließlich der Verkehr an sich. Wir haben hier nach wie vor Erschütterungen am Dom, die nicht nur durch die U-Bahn-Trasse hervorgerufenen werden. Da schwingen auch der LKW-Verkehr und vieles andere mehr mit rein. Ich brauche manchmal eine halbe Stunde, wenn ich von der Dompropstei zum Rhein kommen will, weil teilweise ein regelrechter Stop-and-Go-Verkehr herrscht. Das ist weder für diejenigen, die sich durch die Blechlawine wälzen müssen, noch für den Dom als Gebäude eine akzeptable Situation. Das heißt, dass man auch über die Trankgasse nachdenken muss und sich überlegen muss, welches Verkehrsaufkommen man hier wie zulassen will. Das Ganze ist der Domumgebung auch in der jetzigen Form nicht würdig.

Wenn man möchte, könnte man es dann noch als vierten Punkt betrachten, welche Geschäfte sich im Domumfeld befinden und welche Beschilderung dort herrscht. Die Stadt braucht Souvenirläden, das gehört dazu. Aber das muss eine Gesamtkonzeption bekommen. Momentan herrscht ein regelrechtes Stückwerk. Ich wünschte mir, dass es nicht nur eine gute Gestaltung gibt, sondern auch eine einheitliche Gestaltung, bei der diejenigen, die bestimmte Interessen vertreten, sich an einen Tisch setzen und Prioritäten setzen sowie konkrete Umsetzungspläne erstellen. Damit könnte die Domumgebung für uns als Kölner und die vielen Touristen aus aller Welt, von denen wir wirtschaftlich als Kölner ja auch nicht unabhängig sind, neu erstrahlen.

Das Interview führte Pia Steckelbach.


 

Dompropst Gerd Bachner sitzt im Kölner Dom / © Oliver Berg (dpa)
Dompropst Gerd Bachner sitzt im Kölner Dom / © Oliver Berg ( dpa )


 

Domumfeld ändert sich (Stadt Köln)
Quelle:
DR