Dompropst Gerd Bachner zum Plan der "Historischen Mitte"

"Respekt für heilige Stätten"

 Die "Historische Mitte" in Köln in der Nähe des Doms soll neu gestaltet werden. Dompropst Gerd Bachner begrüßt im domradio.de-Interview die Entscheidung - und plädiert zudem für einen Schutz des Doms. "Wildpinkler" machen dem Sakralbau zu schaffen. 

Dompropst Prälat Gerd Bachner und sein Dom / © Alexander Foxius (DR)
Dompropst Prälat Gerd Bachner und sein Dom / © Alexander Foxius ( DR )

Jetzt ist es beschlossene Sache. Die sogenannte "Historische Mitte" in Köln soll neu gestaltet werden. Grob gesagt ist das der Bereich zwischen Roncalliplatz und Kurt-Hackenberg-Platz  - also ein Bereich in unmittelbarer Nähe zum Kölner Dom. Der Kölner Stadtrat hat sich am Donnerstag dafür entschieden, einen europaweiten Architektenwettbewerb für einen Neubau zu starten.Das Kurienhaus und das Nebengebäude des Römisch Germanischen Museums sollen abgerissen werden und dann später in dem Neubau unterkommen. Außerdem sollen in dem Neubau noch Teile des Kölnischen Stadtmuseums Platz finden.

domradio.de: Freuen sie sich über diesen Beschluss?

Dompropst Gerd Bachner: Wir haben dafür gekämpft und uns eingesetzt. Auf dieses Projekt freue ich mich sehr. Es war am Anfang klar, dass das ein Weg sein könnte. Durch die Situation an der Oper fing es in einzelnen Fraktionen an zu kriseln. Dann war ich mich nicht mehr so sicher. Aber zum Schluss hat die Vernunft gesiegt.

Das ist eine historische Chance, die wir jetzt haben – nämlich inmitten der Stadt eine historische Wurzel zu haben, allso Bereiche  zusammen zu bringen sind und damit der Stadt nochmal eine Orientierung geben. Und das eben nicht irgendwo, sondern in der Domumgebung. Darüber habe ich mich sehr gefreut.

domradio.de: Sie haben da auch ein gewisses Mitsprachrecht. Welche Wünsche haben sie denn - was die Neugestaltung der unmittelbaren Domumgebung betrifft? 

Bachner: Manchmal war zu lesen: Wir geben der Stadt unseren Betrag von 15 Millionen Euro. Wir haben nicht der Stadt Geld zu geben sondern wir finanzieren das, was unsers ist – nämlich das Kurienhaus. Es wird auch nicht einen Neubau geben sondern es gibt einen Komplex von verschiedenen Einzelbauten – aber mit ganz vielen Synergieeffekten.

domradio.de: Viel gestritten wurde im Stadtrat gestern auch um die Kreuzblume - das heißt um die nachgebildete Spitze des Domturms, die vor dem Dom steht. Wird die denn nun dort bleiben - oder kommt die weg?

Bachner: Darüber streitet im Moment die Stadt. Ich halte mich da raus. Für mich ist im Moment Thema: Wir haben in Deutschland Probleme mit großen Projekten, wenn man zum Beispiel an Hamburg Elbphilharmonie oder die Kölner Oper denkt. Aber wir werden unseres dazu beitragen. Wir haben im Baubereich viel Erfahrung im Erzbistum, wenn man zum Beispiel an den Michaelsberg denkt. Wir werden der Stadt nicht nur ein Kooperationspartner sein sondern sicher auch mit Know-How zur Seite stehen.

domradio.de: Wir haben am 11.11. alle schön gefeiert, doch es gibt einen Wermutstropfen. Der Dom wurde von einigen Karnevalisten auch als Urinal benutzt. Was ist genau passiert?

Bachner: Herr Füssenich, als stellvertretender Dombaumeister hat mir berichtet, wie Wildpinkelei selbst vor dem mittelalterlichen Petersportal im Eingang des Westens im Hauptbereich stattfindet. Das ist nicht mehr hinnehmbar. Wenn man die Entwicklung der letzten Jahre sieht, hat es zugenommen. Wir müssen in unserer Gesellschaft aufpassen, dass wir den Respekt vor der Würde des andere Menschen - und zwar auch aus christlichem Selbstverständnis - nicht verlieren. Das ist ein Schlüssel, wie wir Menschen begegnen. Dieser Respekt gilt nicht nur für den Menschen, sondern auch für heilige Bezirke und Räume!

Für uns in Köln ist der Dom ein heiliger Bezirk, der zu schützen ist. Und so etwas zeigt eine Respektlosigkeit, die man nicht mehr hinnehmen darf. Es ist natürlich so, dass damit die mittelalterlichen Portale massiv durch den Urin zerstört werden. Aber fast noch wichtiger ist die Respektlosigkeit, der wir dringend Einhalt bieten müssen.

domradio.de: Einhalten bieten? Sie planen für nächstes Jahr Karneval den Dom mit Zäunen zu schützen?

Bachner: Schon im Nordbereich, wo jetzt die Baugerüste sind, haben wir einen vorübergehenden Bauzaun. Durch den Baubereich im Osten des Domes ist viel Wildpinkelei geschehen. Wir haben noch keine Entscheidung gefällt. Aber wir wissen, dass wir eine Entscheidung treffen müssen. Seit drei Jahren ist der Dom am 11.11. geschlossen - aus besagten Gründen. Wir denken darüber nach, an bestimmten Zeiten des Karnevals  - wo der Dom geschlossen ist – Bauzäune an die besagten Portale aufzustellen, um damit den Dom zu schützen und den Respekt vor dem Dom zu bekunden.

Das Gespräch führte Verena Tröster. 

 


Quelle:
DR