DOMRADIO.DE-Chefredakteur startet die Rad-Pilgertour 2024

Auf den Spuren der einmaligen Klosterkultur

Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen besucht in den nächsten Tagen 12 Klöster - mit dem Fahrrad. Im Gespräch erklärt er, weshalb er ein Fan des Pilgerns auf zwei Rädern ist. Und warum Klöster gerade jetzt besonders spannende Orte sind.

Ingo Brüggenjürgen auf Tour (DR)
Ingo Brüggenjürgen auf Tour / ( DR )

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DOMRADIO.DE: Es ist nicht deine erste Pilgertour. Du bist zum Beispiel im vergangenen Sommer bis zur Friedenskirche nach Breslau gefahren. Das waren weit über 1000 Kilometer. Was fasziniert dich am Pilgern? Und weshalb per Fahrrad?

Ingo Brüggenjürgen (Chefredakteur DOMRADIO.DE): Es gibt zwei Sorten von Pilgern: die ohne Rad und die mit dem Rad. Ich gehöre zu denen, die das Rad bevorzugen. Ein Fahrrad ist ein wunderbares Transportmittel, gerade wenn man längere Strecken zurücklegen will. Pilgern zu Fuß hat natürlich auch seinen Reiz, aber gerade wenn es durch lange Maisfelder geht, bin ich froh auf dem Rad unterwegs zu sein.

Ingo Brüggenjürgen in Paderborn (DR)
Ingo Brüggenjürgen in Paderborn / ( DR )

Auch das Gepäck trägt sich besser auf dem Gepäckträger als auf dem Rücken. Das Pilgern fasziniert mich einfach, weil man draußen an der frischen Luft ist, in Gottes schöner Schöpfung. 

Und egal ob zu Fuß oder mit dem Fahrrad: Man hat stundenlang Zeit, über Gott, die Welt und sich selbst nachzudenken. Und gleichzeitig ist alles in Bewegung. Das, was die Mönche sonst im Kreuzgang tun, macht man in der großen Weite der Natur. Das funktioniert super. 

DOMRADIO.DE: Diesmal dreht sich deine Reise um Klöster. Du besuchst zwölf Klöster in zwölf Tagen. Weshalb dieser Schwerpunkt auf das Leben hinter den Klostermauern? 

Brüggenjürgen: Klöster sind einfach faszinierend. Das gilt gerade jetzt, wo wir den Rückgang der monastischen Kultur erleben und es große Nachwuchsprobleme gibt in den Klöstern. Obwohl Franziskus Papst ist und als Jesuit diesen besonderen Namen hat, haben die Franziskaner im deutschen Sprachraum faktisch keinen Nachwuchs. Da geht meines Erachtens eine reiche Kultur verloren.

Ingo Brüggenjürgen

 "Es gibt Klöster, die ganz neue Projekte in der Pipeline haben. Es wird spannend zu sehen, was da die Zukunft bereithält."

Im Mittelalter haben Klöster Europa wesentlich geprägt und ein umfangreiches Netz gespannt. Gerade in Westeuropa haben Klöster historisch eine ganz große Rolle gespielt. Dem möchte ich nachspüren. Gleichzeitig will ich fragen: Gibt es im Moment nur Niedergang? Oder zeigen sich vielleicht auch neue Aufbrüche? 

Blick über die Weinberge bei Rüdesheim auf die Abtei Sankt Hildegard / © Harald Oppitz (KNA)
Blick über die Weinberge bei Rüdesheim auf die Abtei Sankt Hildegard / © Harald Oppitz ( KNA )

Schon bei der Vorbereitung durfte ich feststellen, dass es tolle Projekte gibt. Ich werde also mit ganz besonderem Interesse auf ganz unterschiedliche Klöster schauen. Es gibt Klöster, die ganz neue Projekte in der Pipeline haben. Es wird spannend zu sehen, was da die Zukunft bereithält.

DOMRADIO.DE: Du hast die Recherche erwähnt. Wie bereitet man sich auf eine solche Reise vor? Und nehmen dich alle Klöster bereitwillig auf?

Brüggenjürgen: Die Klöster sind alle sehr gastfreundlich. Wenn man an die Klosterpforte klopft, wird man eigentlich immer willkommen geheißen. Ich habe alle Klöster per Mail angeschrieben und war erstaunt, wie schnell viele Klöster einem Gastfreundschaft gewähren.

Schwester Philippa Rath, Benediktinerin der Abtei Sankt Hildegard in Rüdesheim, am 15. März 2021 in Rüdesheim. / © Julia Steinbrecht (KNA)
Schwester Philippa Rath, Benediktinerin der Abtei Sankt Hildegard in Rüdesheim, am 15. März 2021 in Rüdesheim. / © Julia Steinbrecht ( KNA )

In der Abtei St. Hildegard in Rüdesheim etwa hatte Schwester Philippa Rath innerhalb von 50 Minuten alles organisiert. Unterkunft und Gespräche waren problemlos möglich und ich wurde auch zum gemeinsamen Gebet eingeladen. An anderen Orten kann es auch mal etwas länger dauern. Aber alle zwölf Klöster, die ich angeschrieben habe, haben ihre Türen bereitwillig geöffnet. 

DOMRADIO.DE: Ab morgen wirst du 1000 Kilometer mit dem Fahrrad zurücklegen. Das sind im Durchschnitt zwischen 90 und 100 Kilometer täglich. Welche Strecke ist die längste? 

Brüggenjürgen: Das ist die Schlussetappe. Die habe ich mir fürs Ende aufgehoben, in der Hoffnung, dass ich spätestens dann gut trainiert bin. Da geht es im Südtirol von Brixen runter bis Bozen und dann wieder rauf, den Reschenpass hoch bis fast zum Reschensee.

Die Abtei Marienberg in Südtirol. / © Ingo Brüggenjürgen (DR)
Die Abtei Marienberg in Südtirol. / © Ingo Brüggenjürgen ( DR )

Da liegt das Kloster Marienberg, die höchste Benediktinerabtei in den Alpen. Das ist ein wunderschönes Kloster und das Endziel meiner Reise. Da ist man dem Himmel tatsächlich ein wenig näher. Das ist dann hoffentlich auch diese 165 Kilometer, die es an dem Tag zurückzulegen gilt, wert. 

DOMRADIO.DE: Bist du jetzt, einen Tag vor Start, bereit für die Reise?

Brüggenjürgen: Fast. Einige letzte Dinge sind noch zu klären. So müssen die Akkus noch mal aufgeladen werden. Energie braucht man ja nicht nur in den Beinen, sondern auch für die Elektronik. Die brauche ich, um für DOMRADIO.DE berichten zu können. Darüber hinaus hoffe, dass ich das Gepäck genügend reduziert habe.

Ich bin jetzt bei 2,3 Kilo für 14 Tage. Zwischendurch ist also auch Wäsche waschen angesagt. Aber das mache ich lieber, als viel Gepäck mitzutragen. Ich bin zuversichtlich, dass alles klappt. Am Montag geht es dann um 9 Uhr beim Andreaskloster in Köln los. 

Das Gespräch führte Tobias Fricke.

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Quelle:
DR