DOMRADIO.DE: Wie hast du es geschafft, dass du an so exponierter Stelle im Düsseldorfer Rosenmontagszug mitfahren darfst?
Simone Walter (DOMRADIO.DE-Redakteurin): Das war eher eine spontane Aktion, denn wir haben eigentlich immer einen Social Media-Kollegen oder eine Social Media-Kollegin, die sich an dem Tag um unsere Social Media-Kanäle kümmert.
Gerade der Karneval hier in Köln und in Düsseldorf ist ja groß. Insbesondere im Rheinland ist die fünfte Jahreszeit natürlich so ein Riesending. Da haben wir gedacht, es wäre schön, wenn wir nicht nur in Köln unseren Schwerpunkt haben, sondern auch mal gucken, was in Düsseldorf so los ist.
Wir haben ja schon häufiger auch über den Toleranzwagen berichtet. Da dachten wir uns, vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit, dass jemand vor Ort dabei ist. So kam eins zum anderen.
Ich habe dann kurzerhand beim Katholischen Gemeindeverband in Düsseldorf angerufen, mit der Geschäftsführerin vor Ort gesprochen, die sich noch einmal intern abgestimmt hat. Irgendwann kam die Zusage und ich muss sagen, ich habe mich wirklich sehr gefreut.
DOMRADIO: Das glaube ich gern. Mal Hand aufs Herz: Wie aufgeregt bist du?
Walter: Natürlich, ich bin wirklich extrem aufgeregt, das muss ich ganz ehrlich sagen. Das ist für mich eine ganz große Nummer. Ich habe irgendwie immer schon davon geträumt, als Kind mal auf so einem großen Wagen zu stehen. Und ich bin auch noch nie generell bei einem Zug richtig mitgelaufen.
Dass ich selber mal Kamelle werfen darf oder wir jetzt auf so einem großen Wagen stehen, ist mein absolutes Highlight dieses Jahr. Ich habe witzigerweise mit Freunden letztes Jahr auch noch einen Karnevalsverein gegründet und da bin ich das erste Mal gestern mitgegangen. Das war wirklich auch eine absolute Premiere.
Wir sind zwar nur zu Fuß mitgegangen. Am Rosenmontag wird es noch einmal größer, aber es wird auf jeden Fall total toll. Ich bin echt gespannt, auch wie die Nacht jetzt davor wird. Die Nervosität ist auf jeden Fall vorhanden.
DOMRADIO: Das glaube ich gerne. Vielleicht tust du kein Auge zu, aber ich nehme an, ihr seid genau gebrieft worden, wann, wo und wie ihr da morgen an Bord geht?
Walter: Ja, auf jeden Fall. Wir haben am Freitag noch einmal eine ausführliche Mail bekommen, wo wir dann auch genau erfahren haben, welche Wagennummer wir eigentlich haben. Und dann konnte man schon ungefähr abschätzen, ob wir eher weit vorne oder hinten sind.
Es gibt insgesamt auf dem Düsseldorfer Rosenmontagszug 79 Wagen und wir sind, wie es das Schicksal so möchte, ziemlich mittig mit der Nummer 36. Wir stellen uns in der Mecumstraße, in Düsseldorf-Bilk – also südwestlich vom Düsseldorfer Hauptbahnhof – auf.
Wir sollen spätestens um 11:00 Uhr da sein, so dass man dann noch Zeit hat, sich die Wagen anzugucken und sich so ein bisschen auf die Stimmung und die Leute vor Ort einzustimmen. Um 12:24 Uhr ungefähr – das ist natürlich so Pi mal Daumen – setzt sich wohl der Wagen in Bewegung. Und wie wir da drauf kommen ... ich denke mal, ganz einfach hochklettern.
DOMRADIO: Gab es denn Vorgaben zum Kostüm? Wie wirst du aussehen?
Walter: Das wird auf jeden Fall eine Überraschung werden. Ich muss ganz ehrlich sagen, so zu 100 Prozent habe ich mich noch nicht entschieden. Ich denke, es wird eher ein wärmeres Kostüm mit ein bisschen Fell. Vermutlich ziehe ich ein Känguru-Kostüm an – so ein schönes, kuscheliges Ganzkörper-Kostüm – weil es ja doch auch mal frisch auf dem Wagen sein könnte.
Und die anderen, die alle mitgehen, die werden sich so anziehen, wie sie Lust und Laune haben. Es wurde vorher extra noch einmal gesagt, dass es eine bunte Mischung sein wird; dass jeder so kommen kann, wie er oder sie möchte und sich wohlfühlt.
Das finde ich auch eine ganz schöne Sache, denn so wird es auf jeden Fall ein richtig schönes, buntes Bild ergeben.
DOMRADIO: Ganz wichtiges Thema ist das Wurfmaterial. Gibt es da zum Beispiel koschere Gummibärchen oder andere Besonderheiten?
Walter: Ja, das Wurfmaterial, das ist auf jeden Fall eine ganz wichtige Angelegenheit auf so einem Wagen.
Es wird in diesem Jahr keine koschere Kamelle geben, also auch keine koscheren Gummibärchen, weil sich das auf dem Wagen oder auch spätestens wenn die Kamelle dann geworfen werden, sowieso vermischt.
Da hat man gesagt, dass man aus organisatorischen Gründen die Kamelle zusammen kauft. Also, alles Typische denke ich mal, wird dabei sein: von Popcorn über Gummibärchen bis hin zu Schokolade. Und ja, das wird bestimmt auch eine schöne Sache, aber es gibt da jetzt nicht noch einmal besondere Kamelle.
DOMRADIO: Okay, diesmal keine koscheren Kamelle, aber was weißt du darüber, wer noch mitfährt?
Walter: Wir haben am Freitag ausführliche Informationen bekommen. Es ist so, dass insgesamt 26 Personen auf den Toleranzwagen dürfen. Das heißt, es gibt verschiedene Leute aus verschiedenen Religionsgemeinschaften.
Es sind zum Beispiel fünf Personen von der katholischen Kirche dabei, darunter auch der Stadtdechant von Düsseldorf, Pfarrer Frank Heitkamp, die Geschäftsführerin vom Katholischen Gemeindeverband, Beate Plenkers-Schneider, mit der ich im Vorfeld viel rund um den Toleranzwagen abgesprochen habe.
Dann kommt eine Person von der altkatholischen Kirche, eine von den Baptisten, vier von der evangelischen Kirche. Die jüdische Gemeinde ist mit dabei, die Kopten sind mit dabei, die Orient Okzident-Muslime und auch die Alevitische Gemeinde. Also wir sind richtig gut aufgestellt; und nicht nur das.
Die jüdische Gemeinde sorgt zum Beispiel auch dafür, dass wir Essen auf dem Toleranzwagen haben. Getränke gibt es natürlich auch. Und was nicht fehlen darf: eine gute Musikanlage mit einem Techniker.
Das Interview führte Hilde Regeniter.