DOMRADIO.DE: Warum ist es für dich so schön, gerade in Santiago zu sein?
Theresa Seiter (Journalistin und leidenschaftliche Pilgerin): Weil diese Stadt einfach etwas ganz, ganz Besonderes ist. Ich bin schon zweimal zu Fuß hier angekommen, nach Jakobswegen. Es ist einfach schön, wieder hier zu sein, die ganzen Pilger um mich herum zu haben, diese Stadt einzuatmen und diesen ganz besonderen Spirit zu spüren, weil das einfach ein sehr bedeutsamer Ort für sehr, sehr viele Menschen ist.
DOMRADIO.DE: Du bist auch für den Camino Podcast da. Den gibt es auch in unserer Domradio App. Kollege Markus Poschlod macht den vor allem. Ihr seid jetzt gemeinsam da. Wie kam es, dass ihr jetzt zusammen da seid?
Seiter: Wir kennen uns schon sehr lange, Markus und ich. Wir haben schon zusammen Radio gemacht. Wir sind gut befreundet und wir haben vor allem letztes Jahr meinen Weg mit einem anderen Podcast begleitet, der hieß "Einfach los". Ich bin von Leipzig nach Santiago gelaufen. Das war auch sehr, sehr schön.
Und dann bin ich bei ihm mit in den Camino Podcast mit eingestiegen. Wir haben zwei Leidenschaften, die uns sehr verbinden: Das eine ist das Pilgern, das andere ist das Radio. Und ab Montag können wir genau diese beiden Dinge für das Domradio, für den Camino Podcast verbinden.
DOMRADIO.DE: Ja, wunderbar. Die ganze kommende Woche über werdet ihr immer abends ab 18:00 Uhr hier für uns berichten. Welchen Menschen seid ihr bis jetzt schon begegnet?
Seiter: Tatsächlich sehr vielen. Ob das der kurze Schwatz ist, den man auf dem Platz vor der Kathedrale hält. Wir wurden tatsächlich schon zwei, drei Mal angesprochen von Leuten, die gerade angekommen sind und uns erkannt haben.
Wir waren gestern den ganzen Tag in Finisterre, das ist etwa eine Stunde entfernt von Santiago. Da sind wir einer sehr besonderen Frau begegnet, einer Deutschen aus Berlin, Angela, die da ein Bistro eröffnet hat und auch eine ganz beeindruckende Geschichte hat. Sie hat sich mit 60 entschieden: Ich kündige meinen festen Job, ich mache jetzt noch mal was anderes und ein Bistro am Ende der Welt auf.
DOMRADIO.DE: Finisterre spielt für euch auf dieser Reise eine besondere Bedeutung. Warum ist Finisterre so wichtig?
Seiter: Das ist für ganz viele Leute ein zweites Ende. Also das große Ziel einer Pilgerreise auf dem Jakobsweg ist ja eigentlich Santiago de Compostela. Es gibt aber viele Leute, die dann noch mal 100 Kilometer weiterlaufen bis nach Finisterre. Zum einen, weil man früher dachte, das wäre das Ende der Welt - das sagt auch der Name Finisterre.
Und zum anderen kommt man dann am Meer an. Das heißt, wenn man den berühmtesten Jakobsweg, den Camino Frances, läuft, man einmal durch Spanien mehr oder weniger durchs Landesinnere und kommt dann in Santiago an. Und dann hat man die Möglichkeit, noch mal weiter zu laufen, bis es wirklich nicht mehr weiter westlich geht, weil man dann am Atlantik steht. Und auch das ist ein ganz besonderes Gefühl, da in Finisterre anzukommen.
DOMRADIO.DE: Das kann ich mir gut vorstellen. Du hast gerade schon erzählt, dass ihr bereits viele Gespräche geführt habt. Welche Geschichte anderer Pilgerinnen und Pilger hat dich denn bis jetzt besonders berührt?
Seiter: Also, ich glaube tatsächlich die Geschichte von Angela, mit der wir gestern in Münster gesprochen haben. Einfach diesen Mut zu haben, mit 60 noch mal etwas Neues zu machen.
Bei den Leuten, die wir auf dem Platz getroffen haben, da war es glaube ich, gar nicht so sehr die Geschichte, sondern die Emotion, mit der man zu tun hat: Diese Freude zu spüren, diese Erleichterung, dieses '"Ich hab's geschafft-Gefühl". Man kann es noch gar nicht glauben, dass man nach Kilometern tatsächlich angekommen ist. Und es sprüht aus jedem Körperteil oder aus jeder Silbe, wenn die Leute erzählen, heraus, dass das einfach so etwas Besonderes ist, diesen Weg gegangen zu sein.
Das Interview führte Tim Helssen.