Im Vergleich zum Jahr 2016 ist das ein Anstieg um 11 Prozentpunkte. Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) erklärte an diesem Dienstag in Berlin dazu, "die Dringlichkeit des Umwelt- und Klimaschutzes ist in den Köpfen der Menschen angekommen, aber bei vielen noch nicht im Handeln". Die Befragten schätzten das Engagement der Politik, der Wirtschaft, aber auch das eigenen Engagement demnach deutlich schlechter ein als noch bei der vorherigen Erhebung.
Wie die Ministerin mitteilte, sieht sie in diesen Befunden einen Auftrag für den Staat, bessere Rahmenbedingungen für den Klimaschutz zu schaffen. Daher befürworte sie neben einem verbindlichen Klimaschutzgesetz auch eine sozial gerechte CO2-Abgabe, die kleine und mittlere Einkommen nicht belastet.
Schlechtes Urteil für Bundesregierung
Dass die Bundesregierung genug für den Umweltschutz tut, meinen demnach 14 Prozent der Bürger - 2016 hatten dem noch 34 Prozent zugestimmt. 8 Prozent der Befragten attestieren der Industrie den Angaben zufolge ein ausreichendes Engagement beim Umweltschutz, im Vergleich zur vorhergehenden Studie ein Verlust von 7 Prozentpunkten.
Ein ausreichendes eigenes Engagement für dem Umwelt- und Klimaschutz sehen lediglich 19 Prozent der Befragten - 2016 waren es noch mehr als ein Drittel.
Die Umweltschutzorganisation WWF sprach von einer "breiten Unzufriedenheit über das Nicht-Handeln und Hinauszögern der Politik". Für weite Teil der Bevölkerung sei das Zaudern der Politik nicht länger nachvollziehbar, sagte der WWF-Vorstand Naturschutz, Christoph Heinrich. Deutschland müsse eine Natur- und Klimapolitik fahren, die "Industrie, Finanzmarkt und Landwirtschaft in die Pflicht nimmt", aber auch Zustimmung von der Bevölkerung erfahre.
Die Grünen bezeichneten die Studie als "Ohrfeige für die Umwelt- und Klimapolitik dieser Bundesregierung". Sie müsse endlich konkrete Maßnahmen vorlegen, so die umweltpolitische Sprecherin der Fraktion, Bettina Hoffmann.
Mehrheit für Energiewende
Die Ziele und Strategien der Energiewende werden den Angaben zufolge von einer Mehrheit befürwortet. So beurteilen 92 Prozent der Befragten den Ausbau erneuerbarer Energien als wichtig für das Gelingen der Energiewende. 82 Prozent kritisieren aber auch, dass diese zu langsam vorangehe.
Mehr als die Hälfte der Befragten sprach sich zudem dafür aus, dass Umwelt- und Klimaschutz auch im Verkehrsbereich eine Rolle spielen müsse. Fast 90 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass die Verkehrspolitik sich an Wirtschaftsinteressen orientiere.
Die verkehrspolitische Sprecherin der Linken, Ingrid Remmers, warf Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) "eine Politik des Nichthandelns" vor. Es gebe kein überzeugendes Konzept für Umweltentlastungen im Bereich des privaten Verkehrs.
Für die "Umweltbewusstseinsstudie 2018" wurden 4.000 Menschen in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres befragt. Die Erhebung wird alle zwei Jahre vom Bundesumweltministerium und dem Umweltbundesamt durchgeführt.