Druck auf anglikanischen Primas Williams wächst

Das Sorgenkind findet nicht zur Ruhe

Innerhalb der anglikanischen Kirche wächst der Druck auf den liberalen Ehrenprimas der Weltgemeinschaft, Erzbischof Rowan Williams von Canterbury. Konservative Anglikaner bezeichneten ihn bei der Konferenz über die Zukunft der anglikanischen Weltkirche (GAFCON) in Jerusalem als Relikt des Kolonialismus. Der Erzbischof von Uganda, Henry Orombi, sagte, Williams habe die Bedürfnisse von Christen in Entwicklungsländern ignoriert. Der Direktor des Oxforder Zentrums für Religion und Öffentlichkeit, Vinay Samuel, warf Williams vor, die Realität des post-kolonialen Zeitalters nicht zu verstehen.

 (DR)

Die GAFCON-Teilnehmer gehören dem konservativen Kirchenflügel an, der sich im Streit mit den Liberalen um bekennende homosexuelle Priester und Bischöfe von der anglikanischen Weltgemeinschaft abzuspalten droht. Sie werfen Williams fehlende Führungsqualitäten vor und fordern mehr Disziplin in der anglikanischen Kirche. Der Primas hat sich wiederholt bemüht, die auseinanderdriftenden Flügel seiner Kirche vor dem endgültigen Bruch zu bewahren. Ein Großteil der Konservativen innerhalb der anglikanischen Kirche stammt aus afrikanischen Entwicklungsländern.

Der Gipfel in Jerusalem gilt als Gegenveranstaltung zur Ende Juli in England stattfindenden Lambeth-Konferenz, dem höchsten Beschlussgremium der anglikanischen Weltgemeinschaft. Beobachter werten die Kommentare als Versuch, Williams im Vorfeld des Treffens weiter zu schwächen. Viele Konservative wünschen sich den britischen Erzbischof von Rochester, Michael Nazir-Ali, in Williams Amt. «Ich hätte ihn gerne als Erzbischof von Canterbury gesehen,» wurde Orombi erst kürzlich im britischen «Daily Telegraph» zitiert.