DOMRADIO.DE: Auf den Türmen und Dächern des Kölner Doms haben Sie abgestürzte Drohnen gefunden. Wie hoch ist der Schaden am Kirchengebäude?
Michael Jürkel (Steintechniker an der Dombauhütte Köln): Zum Glück ist der Schaden am Gebäude überhaupt nicht so groß. Das kann man da nicht feststellen. Wir finden allerdings zwei bis drei Drohnen pro Jahr, die am Dom abgestürzt sind, die dann aber auch so zerstört sind, dass man mit denen nichts mehr anfangen kann. Zum Glück haben die aber bisher am Gebäude noch keinen Schaden hervorgerufen.
Wir hatten eine einzige Drohne vor zwei Jahren. Die ist mal gegen einen Stein geprallt. Da gab es eine kleine Abplatzung, aber es ist dahingehend noch nichts Großartiges zum Glück passiert.
DOMRADIO.DE: Was haben die Drohnen überhaupt am und über dem Dom zu suchen?
Jürkel: Das ist natürlich verlockend, so ein Gebäude wie der Kölner Dom. Man kauft sich eine Drohne und findet das ganz toll. Die Technik der Drohnen ist so ausgereift, dass man - leider - ohne große Vorkenntnisse relativ schnell und gut fliegen kann. Es gibt natürlich dann auch ganz spektakuläre Bilder. Man fliegt vielleicht mal über den Dom, um den Dom. Da, wo wir die abgestürzten Drohnen finden, stellt man dann fest, dass die Leute eben doch keine Erfahrung damit haben. Sie überschätzen sich auch einfach mit ihren Kenntnissen, was Windverhältnisse angeht. Was ihre Flugsicherheit und ihre Flugkenntnisse angeht, da haben sie sich natürlich auch schon häufig überschätzt.
Wir finden die Drohnen meistens in einer Höhe von rund 100 Metern, auf kleinen Vorsprüngen, auf Simsen, auf Balkonen, die da oben sind. Da kann man schon ein bisschen sehen, wo der Versuch mit der Drohne hinlaufen sollte. Also vielleicht auch mal zwischen den Türmen hindurch. Das sind aber Sachen, die wagen sich selbst professionelle Drohnenpiloten kaum.
DOMRADIO.DE: Was passiert mit jemandem, der seine Drohne über dem Kölner Dom steigen gelassen hat? Kann man ja nachvollziehen, weil die Drohne ja eigentlich angemeldet werden muss.
Jürkel: Also die Anmeldung ist ja erst seit 31.12.2020 Pflicht für alle unbemannten Flugobjekte. Die Drohnen, die wir bisher gefunden haben, sind alle nicht registriert. Ich denke mal, wer sich nicht damit beschäftigt, wer sich nicht auf der Seite des Luftfahrtbundesamtes informiert, dem ist es wahrscheinlich egal, dass es ein Flugverbot über dem Dom und fast in der ganzen Stadt gibt. Es gibt ganz wenige Stellen, wo man überhaupt mit einer Drohne mal fliegen darf ohne Genehmigung. Hier in der Innenstadt ist das überhaupt nicht möglich. Wer das macht, der fliegt einfach auch mal so über den Dom und registriert das Gerät natürlich auch nicht.
DOMRADIO.DE: Wer darf denn mit einer Drohne über den Dom fliegen?
Jürkel: Der Pilot muss einen Drohnen-Führerschein besitzen. Die Drohne muss eine Versicherung haben. Die muss man abschließen. Die Drohnen müssen mittlerweile markiert sein, der Besitzer muss darauf nachweisbar sein und man muss diesen Flug natürlich anmelden.
Eine Genehmigung bekommen aber meiner Meinung nach auch nur professionelle Drohnenpiloten. Und es muss ein Grund da sein, um da zu fliegen. Es kann jetzt nicht jeder Privatmann den Flug anmelden und seine Drohne einfach mal über den Dom schicken. Das geht nicht.
DOMRADIO.DE: Vor ziemlich genau einem Jahr ist eine Drohne eine Woche lang mehrfach den Dom rauf und runter abgeflogen. Sie haben Aufnahmen gemacht, aus denen am Computer ein 3D-Modell vom Kölner Dom werden soll. Wie schwierig war das? Die einzelnen Elemente und Türmchen am Bauwerk zu erreichen und gleichzeitig nichts kaputtzumachen.
Jürkel: Das war eigentlich gar nicht so schwierig, weil die Firma, die wir beauftragt haben, ausschließlich professionelle Piloten einsetzt. Das sind Piloten, die selber auch einen Helikopter fliegen können und die natürlich sehr professionell damit auch umgehen und auch wissen, dass man sich maximal auf fünf Meter, wenn überhaupt so nahe, an den Dom heranwagen kann und die auch mit den extrem schwierigen Windverhältnissen umzugehen wissen.
Wir haben da letztes Jahr fast über eine Woche Drohnen-Flüge gemacht. Wir haben so ein bisschen die Zeit des ersten Lockdowns dafür ausgenutzt, weil natürlich überhaupt keine Leute in der Stadt waren. Überflüge über Personen sind natürlich - das weiß jeder Drohnen-Pilot - auch nicht gestattet und wenn, dann müssen sie innerhalb von wenigen Sekunden passieren. Insofern hatten wir Glück. Es gab keine Schülergruppen, es gab keine Touristengruppen und wir konnten relativ ungehindert fliegen. Wir hatten nur in dieser Woche extreme Windverhältnisse und das hat uns ein klein wenig eingeschränkt hier am Dom.
Das Gespräch führte Katharina Geiger.