DOMRADIO.DE: In ihrem neuen Kloster in Düsseldorf-Angermund haben Sie nun zum ersten Mal Gründonnerstag, Karfreitag und die Osternacht gefeiert. Wie haben Sie diese Ereignisse in der neuen Umgebung erlebt? Sie nennen das einen "liturgischen Ausnahmezustand".
Sr. Emmanuela Kohlhaas OSB: Ich staune eigentlich rückblickend, dass die Logistik so wenig Aufmerksamkeit erfordert hat. Also ich persönlich konnte wirklich feiern und hatte das Gefühl, die ganze Gemeinschaft konnte feiern. Wir sind nach unserer ersten Osternacht sehr froh und glücklich mit unseren vielen Gästen in der Nacht gewesen. Die Kirche war richtig voll, anschließend mit der Agape und noch Feuer draußen. Das war eine schöne Feieratmosphäre. Das weiß man in so einem ersten Jahr ja noch nicht, wo Sie praktisch alles suchen oder neu erfinden müssen.
DOMRADIO.DE: Sieben Monate leben und arbeiten Sie jetzt in Ihrem neuen Kloster in Angermund. Das war damals eher ungewöhnlich, in Zeiten wie diesen ein neues Kloster aufzubauen. Ist das ein gutes Zeichen der österlichen Hoffnung? Es hat ja offensichtlich geklappt. Geht es wieder bergauf?
Kohlhaas: Wir fühlen uns selbst sehr bestärkt in der Hoffnung. Und zwar gerade durch die Menschen, die kommen, durch das Echo des Umfeldes. Uns kommt sehr viel Freude und Dankbarkeit entgegen, dass dieser Ort weiter existieren kann. Und wir erleben sehr viele schöne Begegnungen mit den Menschen und das ermutigt auch uns.
Wir gehen sehr hoffnungsvoll weiter, freuen uns und sind gespannt auf das, was da kommt und rechnen ganz nüchtern damit, dass das nicht ohne Schwierigkeiten alles gehen wird. Aber das ist einfach das Ziel.
DOMRADIO.DE: Wie sieht es denn im Moment aus bei Ihnen am Kloster?
Kohlhaas: Ja, das ist eine Baustelle. Das bleibt auch noch eine Weile eine Baustelle. Aber wir leben darauf und freuen uns über jeden Raum, den wir fertig haben. Wir haben manches angestrichen. Neue Böden, neue Türschlösser. Und jetzt warten wir sehnsüchtig darauf, dass wir die sanitären Anlagen erneuert bekommen. Aber gleichzeitig läuft das Leben schon richtig.
DOMRADIO.DE: Was macht der große Garten jetzt im Frühling?
Kohlhaas: Wir haben uns jetzt noch nicht richtig geplagt vor Ostern. Das Gras sprießt. Samstag haben noch einige Gäste, die da waren, geholfen, das Gras zusammenzurechen.
DOMRADIO.DE: Sie haben die Gäste angesprochen, Sie haben ja zum Teil auch schon welche beherbergt. Erzählen Sie uns von den Begegnungen. Wie war das für Sie?
Kohlhaas: Es war eigentlich immer sehr schön. Ich glaube, für beide Seiten. Die Gäste melden uns zurück, dass sie das hier als einen sehr spirituellen Ort erleben. Dann ist das gar nicht so schlimm, den meisten macht es überhaupt nichts aus, dass sie sich mit dem Waschbecken weitgehend begnügen müssen, weil halt die Badezimmer grundsaniert werden müssen.
Das Interview führte Carsten Döpp.
Sr. Emmanuela schreibt hier täglich ihr Logbuch für DOMRADIO.DE
Kölner Benediktinerinnen eröffnen Filiale in Düsseldorf
Die Benediktinerinnen Köln gründen einen zweiten Standort im Düsseldorfer Norden. Künftig werden sie dort das Dominikanerinnenkloster Sankt Katharina von Siena bewohnen. Die drei verbliebenen Dominikanerinnen zogen in ein altersgerechtes Gebäude nach Ratingen. Die Benediktinerinnen um die aus den Medien bekannte und als Autorin tätige Priorin Emmanuela Kohlhaas hatten in den vergangenen Jahren starken Zulauf erfahren. In Düsseldorf sollen vorerst sechs bis acht Ordensschwestern leben. (kna)
