Durchs Wallis auf neuen Wegen zum Hl. Jakobus pilgern

"Perlenkette" von Kirchen und Kapellen

Das Wallis ist eine religiös reiche Kulturlandschaft. Sie wurde mit dem Pilgerweg Rhein-Reuss-Rhone nun auch für Jakobspilger erschlossen - und soll der Region zudem wirtschaftlich neue Impulse bringen.

Der Schatten eines Pilgers mit einem Stock auf dem Jakobsweg / © Philippe Glorieux (KNA)
Der Schatten eines Pilgers mit einem Stock auf dem Jakobsweg / © Philippe Glorieux ( KNA )

"Den Himmel auf Erden sehen" wollten die Walliser im Zuge der Gegenreformation. So erklärt Pilgerleiter Peter Salzmann die Tatsache, dass im Oberwallis nicht weniger als 300 Kirchen und Kapellen stehen. Das ist immerhin ein Sakralbau pro 100 Einwohner. Dieses große Erbe will man im Wallis nicht nur bewahren, sondern noch viel mehr bekannt machen. So entstand im Alpenkanton vor einiger Zeit die Idee, den bislang bei Andermatt ins Mittelland abzweigenden Jakobsweg jetzt auch durchs Wallis zu führen. Salzmann hat das Vorhaben Pilgerweg Rhein-Reuss-Rhone als Projektleiter begleitet.

Vielfalt der Klöster erleben

Anfang Juli wurde der Weg nun gleich doppelt und mit kirchlichem Segen eröffnet - in Ritzingen im Goms und einmal im urnerischen Andermatt. Die gesamte Strecke führt über 241 Kilometer vom Kloster Disentis bis zur Abtei St. Maurice. Damit sollte auch die 1.000-jährige Geschichte der beiden Klöster sichtbar eingebunden werden, erläutert Peter Salzmann. 

Als Wanderleiter kennt er nicht nur Berge und Wege, sondern auch die "Perlenkette" von Kirchen und Kapellen im Wallis. Im Winter ist Salzmann in der Marketingbranche tätig. So liegt es für ihn nur auf der Hand, dass ein Pilgerweg im wirtschaftlich herausgeforderten Oberwallis auch zur Stärkung der heimischen Unternehmen beitragen kann und soll.

"Unsere Kultur ist stark mit der Religion verbunden, und unsere religiösen Bauten sind kleine Museen, barocke Schmuckstücke", sagt Salzmann. Ideale Voraussetzungen, Übernachtungsgäste im Wallis zu beherbergen. Deshalb ist Salzmann auch die Verbindung mit europäischen Pilgerwegen wichtig. Im unteren Rhonetal ist der neue Pilgerweg nun auch Teil des Frankenwegs. Dieser Weitwanderweg, der "Via Francigena", verbindet Canterbury und Rom.

Finanzierung des Pilgerwegprojekts

Hinter dem Pilgerwegprojekt steht das "Stratos"-Netzwerk. Ein Zusammenschluss, dem unter anderen Oberwalliser Tourismusgebiete und die Matterhorn-Gotthard-Bahn angehören. Zusammen mit dem Regions- und Wirtschaftszentrum Oberwallis sowie mit finanziellen Beiträgen von privater Seite, Gemeinden, dem Kanton Wallis und dem Bund konnte das Vorhaben realisiert werden. Unterstützung erhält der Walliser Pilgerweg auch vom Verein jakobswege.ch.

Jakobspilger haben ab Andermatt nun die Möglichkeit, bis zur Kantonsgrenze Wallis-Waadt auf "katholischem Boden" zu gehen. Neue Wege wurden dafür allerdings nicht "erfunden", wie Peter Salzmann erklärt. Die bestehenden Wanderwege wurden aber zusätzlich mit den Pilgerwegweisern ausgeschildert und führen im Goms über ruhige gelegene Wanderwege durch den Talboden und im unteren Rhonetal durch die Rebberge.

Wegstrecken auch online abrufbar

Für den modernen Pilger finden sich alle Angaben auf der Internetseite des neuen Pilgerwegs. Zudem wurden ein Flyer und ein Broschüre mit den notwendigen Informationen über Wegverlauf, sakrale Bauten, Stempelstellen und Unterkünfte erstellt. Im Schweizer Rotten-Verlag soll zudem ein eigener Pilgerführer erscheinen, der, wie Peter Salzmann bereits ankündigt, auch auf Französisch übersetzt werden wird.

Mit einer Gesamtdistanz von genau 241,2 Kilometern, einem gesamten Gefälle von 6.500 Höhenmetern und Anstiegen von 5.800 Metern handelt es sich beim Pilgerweg Rhein-Reuss-Rhone aber doch um eine anspruchsvolle Wegführung. Als mittlere Wanderzeit werden dafür 65 Stunden angegeben.

Eine Fahrt mit der Muttergottesbahn

In den Unterlagen werden dafür 13 Etappen beschrieben. Wer den Weg anders wählen möchte, sei selbstverständlich frei, sagt Peter Salzmann. "Oder er nimmt bei Bedarf einfach die Muttergottesbahn", so der Projektleiter schmunzelnd. So werde die Matterhorn Gotthard Bahn gerne im Volksmund genannt. Schließlich passiert sie steiles und zerklüftetes Gebiet; und bislang sind kaum Menschen bei der Fahrt verunglückt oder haben gar den Tod gefunden. Die Einheimischen sind überzeugt, dass die Muttergottes die Zugfahrer beschützt - und in Zukunft bestimmt auch die Pilger auf dem neuen Rhein-Reuss-Rhone-Pilgerweg.

 Martin Spilker


Quelle:
KNA