Weltbevölkerung wächst um 82 Millionen auf 7,92 Milliarden

Durchschnittliche Kinderzahl sinkt weiter

Die Menschheit wächst weiter. Allerdings flacht die Wachstumsrate ab. Mit Beginn des Jahres 2022 leben 7,9 Milliarden Menschen auf der Erde. Das sind 82 Millionen Menschen mehr als vor einem Jahr.

Autor/in:
Christoph Arens
Symbolbild Menschenmenge / © View Apart (shutterstock)

Die Weltbevölkerung wächst weiter, aber langsamer als seit Jahrzehnten. Grund für die Entwicklung ist eine gesunkene Geburtenrate, wie die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) berichtet.

Mit Beginn des Jahres 2022 leben nach offizieller Zählung 7,92 Milliarden Menschen auf der Erde. Damit ist die Weltbevölkerung 2021 um etwa 82 Millionen Menschen gewachsen. Die 8-Milliarden-Marke wird voraussichtlich im Jahr 2023 geknackt.

Wachstum nimmt ab

Nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) nimmt die Zahl der Menschen aktuell jedes Jahr um etwa 1,09 Prozent zu. Damit hat sich das Wachstum in den vergangenen 50 Jahren beinahe halbiert. Mit einem jährlichen Zuwachs von 2,05 Prozent hatte es zwischen 1965 und 1970 seinen Höchststand erreicht und befindet sich seitdem im Rückgang.

Grund dafür sind laut Stiftung vor allem die gesunkenen Fertilitätsraten: Die durchschnittliche Kinderzahl ging seit 1990 um rund ein Drittel zurück - von 3,2 Kindern je Frau 1990 auf heute durchschnittlich 2,3 Kinder. In den 1960er Jahren waren es noch rund fünf Kinder. Bei einer Fertilitätsrate von 2,1 würde die Weltbevölkerung nicht weiterwachsen.

Aktuelle Prognosen gehen davon aus, dass die Weltbevölkerung noch 50 bis 70 Jahre weiter zunehmen wird. 2050 werden laut Prognosen der UN 9,7 Milliarden und 2100 rund 11,1 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Ein Blick zurück zeigt, welche Dynamik hier vorherrscht: Erst 1804 wurde die erste Milliarde übersprungen, 1927 die zweite Milliarde und schon 1959 die dritte.

Vor allem in Weltregionen mit vielen Teenagerschwangerschaften wächst die Bevölkerung weiterhin. Die höchste Geburtenrate verzeichnet Afrika südlich der Sahara, die ärmste Region der Erde, mit 4,7 Kindern pro Frau. Länder mit hohem Einkommen verzeichnen eine Geburtenrate von 1,8. Wäre die Welt ein Dorf mit 100 Einwohnern, kämen in diesem Jahr 60 Menschen aus Asien, 17 aus Afrika, 9 aus Europa, 8 aus Lateinamerika, 5 aus Nordamerika und einer aus Ozeanien. 26 Menschen wären Kinder unter 15 Jahren und 10 älter als 64. Im Jahr 2050 hätte dieses Dorf 124 Einwohner. 67 kämen aus Asien, 32 aus Afrika, 10 aus Lateinamerika, 9 aus Europa, 5 aus Nordamerika und einer aus Ozeanien.

Indien wird China ablösen

Wer die Grafiken der DSW betrachtet, sieht beeindruckende Verschiebungen: Indien wird China bis 2024 als bevölkerungsreichstes Land der Erde ablösen. Während Chinas Bevölkerung altert und von 1,4 auf 1,36 Milliarden zurückgeht, wird Indiens Einwohnerzahl von 1,34 Milliarden auf 1,66 Milliarden ansteigen. Bis 2050 dürfte Nigeria die USA als Land mit der drittgrößten Bevölkerung der Welt verdrängen.

Wichtige Faktoren sind die steigende Lebenserwartung und die höhere Überlebensrate von Kindern. Die Zahl der Menschen über 60 Jahre wird sich laut den UN-Schätzungen von heute knapp einer Milliarde auf 3,1 Milliarden im Jahr 2100 mehr als verdreifachen. Möglich ist das vor allem durch den medizinischen Fortschritt. Auch die Kindersterblichkeit sinkt deutlich: Laut UNO lag sie in Afrika 1990 bei 104 Todesfällen pro tausend Lebendgeburten. Heute liegt sie bei 47.

Und was könnte das Bevölkerungswachstum insbesondere in Afrika verlangsamen? Wesentliche Faktoren sind Bildung und Sexualaufklärung.

Denn im Schnitt bekommen Frauen in armen Ländern deutlich weniger Kinder, je länger sie eine Schule besucht haben. Eine Studie des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung zeigt, dass Länder wie Tunesien, Marokko, Botsuana, Ghana, Kenia, Äthiopien und Senegal Wege gefunden haben, um das Bevölkerungswachstum zu bremsen: über Verbesserungen bei Bildung und Gesundheit sowie durch die Schaffung von Arbeitsplätzen.

Auch ein besserer Zugang zu Familienplanungsmethoden und mehr Gleichberechtigung gehören laut DSW zum Gesamtpaket. Besonders hoch sind die Geburtenraten laut Stiftung Weltbevölkerung in Ländern mit einem ungedeckten Bedarf an modernen Verhütungsmitteln und einer hohen Anzahl an Teenagerschwangerschaften. Die Stiftung fordert deshalb einen verstärkten internationalen Kampf gegen ungewollte Teenagerschwangerschaften. "Wegen früher Schwangerschaften geraten tausende Mädchen jedes Jahr in eine Armutsspirale", warnt DSW-Geschäftsführer Jan Kreutzberg.


Quelle:
KNA
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