DOMRADIO.DE: Wie sieht dieses Angebot der Ehe-Pastoral im Erzbistum Köln aus? Sind das Kurse oder wie kann man sich das vorstellen?
Dr. Burkhard Knipping (Referent für Beziehungs- und Ehe-Pastoral im Erzbistum Köln): Dieses Angebot ist sehr vielfältig, es können Kurse, einzelne Tage, Wochen oder mehrere Kursabende sein. Das kann in Präsenz sein, aber genauso gut online stattfinden. Je nachdem, wie derjenige und derjenige, der es verantwortet, eingerichtet hat.
DOMRADIO.DE: Was wird dabei besprochen? Wenn man zum Beispiel in der Beziehung Probleme mit der Kommunikation hat, welche Angebote kann die Ehe-Pastoral da machen?
Knipping: Für Kommunikationsschwierigkeiten haben wir spezielle Kurse entwickelt, die von Profis angeboten werden. Das läuft über die Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen, die dort ein ganz wunderbares Angebot vorhalten.
Wenn man daran teilnimmt, muss man normalerweise zwei Wochenenden dafür freihalten, zu denen man mit seiner Partnerin oder seinem Partner gemeinsam geht. Beide lernen dann, wie sie in schwierigen Situationen miteinander in ein gutes Gespräch kommen, sodass sie sich gegenseitig gut verstehen.
DOMRADIO.DE: Was gibt es außer an Kommunikationsproblemen und Stress im Alltag noch für Themen und Situationen, die dort besprochen werden?
Knipping: Die Angebote sind sehr breit aufgestellt. Es gibt allerlei an Themen. Insbesondere ist natürlich auch die Glaubensfrage für Paare ein ganz wichtiges Thema.
Man kann an Wanderexerzitien oder Angeboten für Spiritualität und Glaubensfragen teilnehmen. Es gibt Paargespräche in den Pfarreien und Gemeinden oder Gesinnungstagen oder Bibelabenden, zu denen ich mit meiner Partnerin oder meinem Partner gehe, wo ich auf andere Paare treffe und wir uns austauschen.
Oder ich treffe mich einfach so mit Paaren in einer offenen Runde und wir tauschen uns über die Paarsituation, Liebe und Schwierigkeiten aus oder eben auch über die Stärke, die der Glaube uns gibt.
DOMRADIO.DE: Wie kann die Kirche da ganz konkrete Antworten liefern?
Knipping: Unser großes Thema ist sicherlich die Liebe in ihren verschiedenen Formen. Die Ermunterung "Liebt euch als Paar!" können wir geben, sozusagen in einer besonderen Form von Nächstenliebe, den Partner oder die Partnerin zu betrachten, um gut mit ihr oder ihm leben und zusammenkommen zu können und die gemeinsamen Verpflichtungen und Aufgaben des täglichen Lebens miteinander gut zu schaffen.
DOMRADIO.DE: In der katholischen Kirche gibt es ja so gesehen keine Scheidung. Wenn jemand kirchlich geheiratet hat, bleibt die Ehe vor Gott ein Leben lang verbunden. Wie geht das Paar-Pastoral damit um?
Knipping: Da gibt es zum Beispiel Gottesdienste, in denen gerade dieser Schmerz, dass man sich getrennt hat, durch Gebete, Besinnung und Anregungen vor Gott gebracht wird, sodass man vor Gott auch eine Erleichterung in seiner Situation mit anderen erleben kann, die sich trennen mussten oder getrennt worden sind. Das ist eine Möglichkeit.
Wir haben auch noch eine andere Trennung, wenn wir plötzlich eine Partnerin oder einen Partner durch Tod verlieren. Auch dafür haben wir im Erzbistum Köln Angebote.
DOMRADIO.DE: Es gibt auch Menschen, die sich in der Paar-Pastoral weiterbilden, um dieses Angebot auch aufrechterhalten zu können, und andere, die das schon machen und sich über Qualifizierungsangebote vom Erzbistum Wissen und auch neue Impulse aneignen. Wer macht diese Angebote?
Knipping: Unser vordergründiges Anliegen ist, ehrenamtlich engagierte Paare zu gewinnen, sei es als Paar oder als Verheiratete ohne Ehepartner oder -partnerin, weil er oder sie nicht mag oder kann. Sie können bei uns die Qualifizierung mit dem Hintergrund bekommen, dass sie sich dann für andere Paare engagieren können.
Das ist eine wunderbare Sache, wenn ich sozusagen selbst aus dem Paarleben, einer Ehe, aus der Liebe und Partnerschaft komme und den Alltag, all die Probleme, Sorgen und das Schöne kenne, dann bin ich ganz nah dran an den Paaren, mit denen ich etwas mache. Für die bin ich dann da und die kann ich dann gut unterstützen, begleiten und ihnen vielleicht auch ein Glaubensvorbild sein.
DOMRADIO.DE: Was muss man mitbringen, wenn man dieses Qualifizierungsangebot nutzen und sich da einbringen will?
Knipping: Als Menschen wünschen wir uns Personen, Paare, die offen sind für andere Paare, eine große Mitmenschlichkeit mitbringen, eine Sympathie für andere, ein Wohlwollen auch und die sehr reflektiert auf ihre eigene Beziehung, Ehe, Partnerschaft schauen können und das auch tun.
Ansonsten wollen wir kein fachliches Vorwissen, sondern einfach die Bereitschaft zur Reflexion und zum Lernen. Das ist ganz wichtig, sonst erweitere ich nicht meinen Horizont und kann andere Paare nicht anleiten oder nichts Anregendes sagen.
Wir wünschen uns, dass sie aus dem Glauben heraus engagiert sind und sich dann in einer Gemeinde, Pfarrei oder im Bildungswerk in Kooperation mit der jeweiligen Pfarrei engagieren und Angebote für Paare machen.
Wer eventuell in der gemeindlichen Katechese oder Verkündigung schon Erfahrung gemacht hat, ist herzlich willkommen.
DOMRADIO.DE: Was genau lernt man und wie wird da vorgegangen?
Knipping: Die Fortbildungen werden ganz unterschiedlich angeboten, entweder als Online-Abende oder als Tage, in denen wir uns mit denjenigen, die schon etwas für andere Paare anbieten, treffen und dann fachlich Dinge besprechen und Reflexionsmöglichkeiten geben. Die Qualifikationen, die wir in diesem Halbjahr noch anbieten, drehen sich um Kommunikation, Gespräch, Sakrament, Liebe, Glauben als Paar, Versöhnung oder Krisengespräche genauso wie Spiritualität. All das ist sozusagen als Fortbildung und Qualifizierung zu erhalten.
DOMRADIO.DE: Es gibt unter den Angeboten auch die nachhaltige Hochzeit. Was hat es damit auf sich?
Knipping: Wir haben viele Ehrenamtliche, die Vorbereitungskurse oder Brautpaarseminare halten. Bei der Frage, wie eine Hochzeit gestaltet sein kann, geht es unter dem Motto "fair heiraten" um ökologische Gesichtspunkte bei der Planung der Hochzeitsfeier.
Das ist eine Anregung, die wir mitgeben wollen. Das müssen die Brautpaare nicht machen. Aber es kann darüber gesprochen werden und unsere Referentinnen und Referenten sollen dann fit dafür sein.
DOMRADIO.DE: Wieso ist es dem Erzbistum überhaupt wichtig, für Paare bereit zu stehen und ihnen Angebote zu machen, wenn es mal nicht so gut läuft?
Knipping: Wir sprechen viel von der Liebe. Wir leben von der Liebe. Das wissen wir einfach und bezeugen das auch. Wir sprechen über die Ehe, haben Wünsche und Ansprüche an die Ehe und das Ehesakrament. Wir wollen, dass es eine gute Elternschaft gibt und sich Paare in der Gesellschaft engagieren.
Diese Ansprüche und diese Worte müssen in Taten umgesetzt werden. Es ist einfach toll, wenn ehrenamtlich engagierte Paare, Verheiratete sich dafür einsetzen und für andere Paare da sind.
DOMRADIO.DE: Wo kann man sich melden, wenn man diese Angebote wahrnehmen will?
Knipping: Am besten über die Webseite des Erzbistums Köln.
Das Interview führte Michelle Olion.