Ehemaliger Kölner Domprobst zum 1000. Tatort

"Tatort war eine gute Idee"

"Bestie" heißt die Folge, in der aus dem damaligen Domprobst ein Chefredakteur wurde. Im domradio.de-Interview erzählt Norbert Feldhoff von den Dreharbeiten, warum Krimis besser sind als Liebesfilme und welchen "Tatort" er am liebsten mag.

Ehemaliger Dompropst Norbert Feldhoff  / © Alexander Foxius (DR)
Ehemaliger Dompropst Norbert Feldhoff / © Alexander Foxius ( DR )

domradio.de: Sie waren 2001 im Kölner Tatort mit dabei, er hieß "Bestien". Damals waren Sie noch Generalvikar, was waren Sie da im Tatort?

Norbert Feldhoff (ehemaliger Kölner Dompropst): Ich spielte den Chefredakteur des Express oder vom Stadtanzeiger. Wir haben am Originalort gedreht, also im DuMont-Haus. Ich weiß aber jetzt wirklich nicht mehr von welcher Zeitung ich Chefredakteur war.

domradio.de: Also waren Sie sozusagen ein Kollege von mir?

Feldhoff: Ja, genau. Das war damals sehr interessant. Man musste warten, da war ein Zelt aufgebaut und es waren auch Studenten da, die dann als Komparsen mitgespielt haben und die dann über den Express gemeckert haben. Es war auch ein Fotograf vom Stadtanzeiger da, der wusste weshalb ich am Set war und der sagte dann zu den Studenten: "Vorsichtig, da sitzt der Chefredakteur!" Die haben sich zu mir umgedreht - ich war natürlich in Zivil als Chefredakteur da. Und die Studenten haben mich dann gefragt: "Chefredakteur vom Express?" Ich ganz in meiner Rolle: "Ja." Und dann waren die etwas stiller. In der Szene die in dem Haus gedreht wurde, ist dann eine der Studentinnen mit Akten immer den Flur entlang gegangen. Da lag schon der Stadtanzeiger des nächsten Tages aus, das war ja alles spät abends. Auf der Titelseite war ein Bild von mir: "Generalvikar spielt den Chefredakteur vom Express." Das hatte sie gesehen und nach einer Szene hat sie mich böse angeguckt und gesagt: "Nix Chefredakteur! Vikar!"

domradio.de: Waren Sie denn zu dem Zeitpunkt schon eingefleischter Tatort-Fan oder sind Sie durch Ihren Einsatz erst dazu geworden? 

Feldhoff: Inwieweit die Krimireihe vorher schon in meinem Leben einen festen Platz hatte, weiß ich nicht. Aber auf jeden Fall habe ich sehr früh schon Tatorte gesehen. Ich liebe Krimis als Entspannung. Ich hatte immer einen aufregenden Beruf. Ich habe immer gesagt: "Ich gucke mir Krimis an, nicht weil sie aufregend sind, sondern weil sich die Aufregung am Schluss auflöst." Das ist der Unterschied zu Liebesfilmen, habe ich immer zu meiner Schwester gesagt. Bei Liebesfilmen weiß man nie, ob die am Ende gut ausgehen. Da kann es auch mal traurig sein. Ich möchte zu meiner Entspannung, Spannung mit gutem Ausgang haben. Das steht beim Tatort ja zu 99 Prozent fest. Es gibt nur ganz wenige Ausnahmen. In meinem Beruf ist das Ende dagegen immer offen. 

domradio.de:  Nehmen wir an, während Ihrer Zeit als Domprobst hätte das Tatort-Team gefragt, ob sie im Dom drehen können. Wären Sie dabei gewesen?

Feldhoff: Das kommt drauf an, was zu drehen gewesen wäre. Als Generalvikar habe ich die Genehmigung für den damals bekannten Essener Tatort gegeben in einer Kirche zu drehen. Ich halte das nicht für unmöglich. Beim Dom sollte man aber schon vorsichtig sein. Da muss man sich das Drehbuch ansehen und alle möglichen Aspekte berücksichtigen.

domradio.de: Wenn Sie mal auf den Tatort blicken, sind Sie da parteiisch für die Kölner? Sind das Ihre Lieblinge?

Feldhoff: Also die derzeitigen Kölner Tatorte liebe ich wirklich, nicht nur weil ich in einem mitgespielt habe. Die beiden Kommissare habe ich bei meinem Dreh aber gar nicht erlebt. Die kamen in meiner Szene nicht vor. Ich finde die beiden Schauspieler gut. Die beiden Charaktere haben einen leichten Schuss von Humor, das merkt man auch in ihren Dialogen. Die sind sehr modern gesellschaftskritisch. Ich finde die wirklich gut, aber natürlich sind die Tatorte aus Münster schon durch die komödiantische Seite besonders gut. Die beiden, die am Sonntag im Jubiläumstatort spielen, Milberg und Furtwängler, die sind auch sehr gut, da diese Tatorte meistens sehr gut durchdacht sind. Das entscheidende ist ja meistens das Drehbuch. Die Stärke dieser Krimiserie ist, dass man in verschiedenen Landschaften und mit immer vor Ort gleichbleibenden Teams arbeitet, die aber sehr unterschiedlich sind. Das bringt Kontinuität und dennoch Spannung und Wechsel rein. Der Tatort ist eine gute Idee gewesen.

domradio.de: Könnten Sie sich denn bei einem guten Drehbuch auch eine Wiederkehr als Tatort-Darsteller vorstellen?

Feldhoff: Ja, ich habe im Moment noch eine schriftliche Zusage, dass ich in einem Tatort mitspielen kann, aber das ist noch nicht umgesetzt. Ich würde das sehr gerne machen.

domradio.de: Jetzt kommt die 1000. Folge. Wissen Sie schon, wie Sie sich die anschauen werden?

Feldhoff: Na ja, die muss ich aufzeichnen. Ich bin nämlich Mitglied beim Kölner Kochkunstverein und die veranstalten zu der Zeit ein Gänseessen und das kann ich nicht auf Band aufnehmen. Deshalb wird die Sendung aufgenommen und ich schau mir sie später an.

Das Interview führte Christoph Paul Hartmann.


Quelle:
DR