Ehemaliger Spielleiter schreibt Doktorarbeit über Passionsspiel

"Dr. Oberammergau"

Dreimal war Otto Huber zweiter Spielleiter der Oberammergauer Passionsspiele. Seine Recherchen zur Geschichte des Textes hat er zu einer Dissertation ausgearbeitet. Mit 78 Jahren gab es dafür jetzt den Doktorhut.

Oberammergauer Passionsspiele / © Tobias Hase (dpa)

Der Oberammergauer und dreifache stellvertretende Spielleiter der örtlichen Passionsspiele, Otto Huber, hat mit 78 Jahren erfolgreich an der Universität Augsburg promoviert. Das berichtet der "Münchner Merkur" auf seiner Internetseite. Den Doktorhut erhielt der pensionierte Lehrer, der einst Deutsch und Französisch unterrichtete, für eine historisch-kritische Edition des ältesten Oberammergauer Passionsspieltextes.

Die Anregung zur Doktorarbeit erhielt Huber durch den Augsburger Professor für deutsche Literatur und Sprache in Bayern, Klaus Wolf, der auch sein Doktorvater war. Das bestätigte Wolf der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Huber hatte ihn und Studierende mehrfach durchs Passionsspielhaus geführt. Von Hubers historischem und theologischem Wissen sei Wolf so angetan gewesen, dass er ihn ermutigt habe, dieses für eine Dissertation auszuarbeiten. Huber war in den Jahren 1990, 2000 und 2010 stellvertretender Spielleiter und Dramaturg.

Anknüpfungspunkte zu Augsburg

Vor zweieinhalb Jahren habe er sich ans Werk gemacht und über die Anfänge des Spiels vom Leiden und Sterben Jesu geschrieben, heißt es in dem Zeitungsbeitrag. In seiner Arbeit habe Huber auch Beziehungen zu Augsburg feststellen können. So sei er auf zwei von dort stammende Texte aus dem 16. Jahrhundert gestoßen, die als Grundlage für die älteste Fassung des Oberammergauer Passionsspiels dienten.

Christian Stückl, Spielleiter der Passionsspiele Oberammergau, am 2. April 2022 in Oberammergau. / © Dieter Mayr (KNA)
Christian Stückl, Spielleiter der Passionsspiele Oberammergau, am 2. April 2022 in Oberammergau. / © Dieter Mayr ( (Link ist extern)KNA )

Als Christian Stückl 1986 mit 24 Jahren zum Spielleiter der Passionsspiele für 1990 gewählt wurde, leitete er mit Otto Huber grundlegende Reformen ein. Vor allem ging es beiden darum, den Text von judenfeindlichen Passagen zu reinigen. Bei seinen Forschungen stieß Huber auch auf den ältesten erhaltenen Text für die Passion, von dem Georg Queri 1662 eine Abschrift anfertigte.

Es geht um Vergebung und Versöhnung

Vor der Prüfungskommission für die Doktorarbeit ging Huber in seinem Vortrag laut "Münchner Merkur" auch auf eine Stelle in dem ältesten Text ein, die ihn besonders beeindruckt habe. So treffe Petrus nach dem Tod Jesu auf Maria. Dabei klage er ihr sein Leid, den Herrn einst verleugnet zu haben und frage die Gottesmutter um Rat: "Da geht es um Vergebung, Versöhnung", so Huber.

Die Doktorarbeit soll laut Wolf in der von ihm herausgegebenen Reihe "Editio Bavarica" im Pustet-Verlag erscheinen. Diese bietet Erst- und Neueditionen bairischer oder in Bayern entstandener und überlieferter Texte mit Schwerpunkt auf Mittelalter und Früher Neuzeit.

Oberammergauer Passionsspiele

Die Oberammergauer Passionsspiele gehen auf ein Gelübde von 1633 zurück. Damals versprachen die Bürger des oberbayerischen Ortes regelmäßig das Leiden und Sterben Jesu auf die Bühne zu bringen, sofern niemand mehr an der Pest sterben sollte. An Pfingsten 1634 wurde dafür erstmals die Bühne bereitet, über den Gräbern der Pesttoten. Ab 1680 ging die Gemeinde dazu über, die Aufführungen alle zehn Jahre stattfinden zu lassen.

Das Passionstheater in Oberammergau / © footageclips (shutterstock)