"Es wird langsam kritisch, es gibt erste Anzeichen für Konflikte in Familien, die privat Geflüchtete aufgenommen haben", sagte Oleksandra Bienert von der Allianz Ukrainischer Organisationen in Berlin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Dienstag). Man dürfe nicht vergessen, dass sich die meisten Menschen ehrenamtlich neben ihrer täglichen Arbeit in der Flüchtlingshilfe engagierten. Das sei auch mit Stress verbunden und koste sehr viel Kraft.
Wohnraum für Geflüchtete fehlt
Aus Sicht der Allianz, die die Aktivitäten verschiedener ukrainischer Hilfsvereine bündelt, sei jetzt vor allem wichtig, dass Wohnraum für Geflüchtete bereitgestellt wird. "Es ist nicht gut, wenn die Menschen von einer Hilfsunterkunft in die nächste versetzt werden", mahnte Bienert.
Vor allem aber müssten die Berufsabschlüsse von Geflüchteten schneller anerkannt werden: "Lehrern und Ärzten sagt man, dass sie ehrenamtlich arbeiten dürfen, aber bezahlt werden sie nicht. Das muss sich dringend ändern, selbst wenn die Menschen zunächst nur eine kleine Entlohnung erhalten, das hat auch etwas mit Würde zu tun", so Bienert.
Mehr professionelle Ansprechpartner nötig
In den Ämtern und Behörden seien mehr professionelle Ansprechpartner nötig. "Wir haben es hier in den meisten Fällen mit stark traumatisierten Geflüchteten zu tun, da macht es sich sehr schlecht, wenn jemand mit der Formulierung 'Wie war Ihre Reise?' begrüßt wird", betonte Bienert. Es brauche qualifiziertes, sensibles Personal mit Sozialkompetenz und auch mehr psychologische Betreuung.
Beim Deutsch-Ukrainischen Forum hat man schon ein gewisse "Rückreisewelle" beobachtet. "Trotz der nach wie vor großen Bedrohungslage gibt es einen starken Drang der Menschen, in ihre Heimat zurückzukehren", sagte Vizevorsitzender Gerald Praschl. Das sei auch ein Unterschied zur Flüchtlingsbewegung 2015/16.