Ein Blick auf klösterliche Prinzipien im Lauf des Jahres

Die Gemeinschaft

Klosterleben fasziniert viele Menschen, auch weil es so unterschiedlich zum eigenen Alltag ist. In einer monatlichen Reihe stellen wir verschiedene Klösterliche Prinzipien vor. Im Februar ist dies die Gemeinschaft.

Autor/in:
Kerstin-Marie Berretz OP
Ein Benediktiner geht durch einen Klosterflur / © Simon Koy (KNA)
Ein Benediktiner geht durch einen Klosterflur / © Simon Koy ( KNA )

Zum Klosterleben gehört eine Gemeinschaft unbedingt dazu. Sie besteht nur aus Menschen des gleichen Geschlechts, also nur aus Frauen oder Männern. Sie kommen nicht zusammen, weil sie freundschaftlich verbunden sind oder weil sie ein gemeinsames Hobby teilen.

Die Klostergemeinschaft lebt vielmehr zusammen, weil sich ihre Mitglieder von Gott auf diesen Weg der Nachfolge und in diese Gemeinschaft berufen fühlen. So kommen an den verschiedenen Orten Männer oder Frauen verschiedener Generationen und Herkunftsorte zusammen, die unterschiedlich geprägt und gebildet sind. Das bringt viel Schönes mit sich, aber natürlich auch die eine oder andere Herausforderung.

Betende Gemeinschaft begleitet und unterstützt

Zunächst einmal bedeutet ein gemeinschaftliches Leben: ein Gefühl von Zuhause. Da, wo es ein Mutterhaus gibt, wissen alle, wo sie hingehören, wohin sie kommen können und wo sie immer jemanden antreffen. Als Mitglied einer Ordensgemeinschaft steht man niemals alleine da, weil man immer mindestens eine Handvoll Schwestern - oder Brüder - hat, denen man sich mitteilen kann und die einem den Rücken stärken.

Schwester Theresia Kucklick wiegt Hostien auf einer alten Waage und verpackt sie in Plastikbeuteln / © Jannis Chavakis (KNA)
Schwester Theresia Kucklick wiegt Hostien auf einer alten Waage und verpackt sie in Plastikbeuteln / © Jannis Chavakis ( KNA )

Hier ist besonders das Gebet füreinander zu nennen. Selbst wenn jemand aufgrund des Alters oder der unterschiedlichen Talente eine Aufgabe alleine zu bewältigen hat, kann sie oder er sich sicher sein: Es gibt eine betende Gemeinschaft, die sie aus der Ferne begleitet und unterstützt. Das gibt Kraft. Und selbst wenn man den Alltag mitten in der Gemeinschaft bewältigt, trägt und stärkt der gläubige Zusammenschluss der Schwestern oder Brüder.

Struktur und Routine für das Gefühl von Zuhause

Denn das klösterliche Leben ist geprägt vom Gebet. Auch oder gerade Ordensleute kennen Zeiten, in denen das Gebet nicht unbedingt Spaß macht, andere Aufgaben wichtiger zu sein scheinen oder die es verlockender wäre, gemütlich im Sessel zu sitzen statt in der Kirche. Aber die Tatsache, dass sich nun alle zum Gebet versammeln - und dafür beispielsweise früh aufstehen -, trägt einen, wenn es mal zäh wird.

So ermöglicht es die Gemeinschaft, in der allgemeinen Struktur mitzuschwingen, ohne sich Gedanken über jeden Schritt des Tages machen zu müssen. Die gemeinsame Routine hilft dabei, auch an neuen Orten schnell anzukommen und sich dort zu Hause zu fühlen. Wenn es in einer größeren Gemeinschaft beispielsweise üblich ist, dass es vor dem Morgengebet schon die Möglichkeit für einen Kaffee gibt, fühlt man sich an jedem Ort wohl.

Symbolbild Ordensfrauen im Gottesdienst / © Jannis Chavakis (KNA)
Symbolbild Ordensfrauen im Gottesdienst / © Jannis Chavakis ( KNA )

Mehrere Generationen unter einem Dach

Als Mehrgenerationenprojekt bereichern sich die Schwestern oder Brüder der unterschiedlichen Lebensalter untereinander. Manche Traditionen werden vielleicht etwas länger gepflegt; zugleich wird nicht alles Neue direkt übernommen, weil man es nun so macht. Die älteren Schwestern bleiben länger fit, weil sie beständig mit Jüngeren in Kontakt sind. Und die jüngeren Schwestern können von der Lebenserfahrung der Älteren profitieren und von der Treue, mit der sie manche Herausforderung bestanden haben.

Natürlich können all die genannten Punkte auch zu einer Herausforderung werden, etwa wenn es sehr viele ältere und nur wenige jüngere Schwestern gibt oder wenn es nicht in erster Linie um Jesus Christus geht, der die Mitglieder zusammenruft. Aber wenn es um ihn geht, dann kann die klösterliche Gemeinschaft eine Inspiration für jede Christin und jeden Christen sein.

Der Mensch sucht nach Gemeinschaft

Denn sie zeigt, dass es nicht zuallererst auf gegenseitige Sympathien ankommt, sondern auf den Grund, der die Menschen zusammenführt. Stimmt dieser, dann kann man sich gegenseitig unterstützen. Das geht auch in der Pfarrei oder der Gemeinde. Es ist ebenso möglich, dass sich Menschen zusammenfinden, die gemeinsam ihren Glauben leben wollen und sich - auch wenn sie nicht zusammen leben - gegenseitig Halt und Struktur geben.

Genau das bieten geistliche Gemeinschaften, Säkularinstitute und die Laiengemeinschaften der verschiedenen Orden. Denn der Mensch als Ebenbild eines Gottes sucht nach Gemeinschaft und lebt vielleicht am besten, wenn er oder sie eine Gemeinschaft gefunden hat. Das muss nicht die klösterliche Gemeinschaft sein. Aber es ist gut, wenn man sich mit anderen Menschen verbunden weiß, die einen stützen und die einem helfen, immer wieder eine Antwort auf den Ruf Gottes zu geben.

Quelle:
KNA