domradio.de: Die einfachste und die schwierigste Frage gleichzeitig: Warum fühlt man sich zur Priesteramt berufen?
Michael Schmitt (Diakon vor der Priesterweihe): Ich glaube, Berufung kann ganz viele Dinge heißen. Das muss erst einmal nichts Priesterliches sein. Sondern es geht darum, dass man seinen Weg mit Gott findet und daraus sein Leben gestaltet. Das kann Pastoralreferent, Pastoralreferentin, Lehrer oder Lehrerin sein. Vieles kann es sein, wo man seinen Beitrag in der Welt ausführt, um die Botschaft Jesu in die Welt zu bringen. Ich glaube, dass es mein Weg ist, Priester zu werden, um genau das zu tun. Das war tatsächlich keine Entscheidung, die von heute auf morgen passiert ist, sondern ein längerer Prozess über viele Jahre hinweg.
domradio.de: Es ist also nicht wie bei Martin Luther, wo der Blitz eingeschlagen ist und dann gab es das Berufungserlebnis. Es ist etwas, das immer schon da gewesen ist?
Schmitt: Es gibt Menschen, die haben dieses einmalige Erlebnis, aus dem heraus sie dann ihr Leben gestalten. Ich habe das so nicht. Es war ein Prozess und es gab entscheidende Wegmarken. Zum Beispiel habe ich so mit 15, 16 Jahren zum ersten Mal bewusst an einer Priesterweihe teilgenommen und habe erlebt, dass Menschen, die ich persönlich kenne, sich ganz bewusst dazu entschieden haben, ihr Leben aus Gott heraus zu gestalten. Und das hat mich damals total fasziniert. Das war aber nicht das einzige und entscheidende Erlebnis. Da hat noch viel dazugehört.
domradio.de: Im Sommer steht die Priesterweihe an. Sie können noch nicht offiziell darüber sprechen, weil man erst vom Bischof die Zusage bekommt, dass man Priester wird. Aber wie geht man an so einen Tag heran? Das ist ja das Äquivalent zur Hochzeit.
Schmitt: Ein bisschen kann man das mit der Hochzeit vergleichen. Das ist so der Punkt, an dem man sich wirklich festlegt. Jetzt ist es bei mir ein wenig anders. Ich bin Diakon. Das heißt, ich habe mich im Grunde schon mit der Diakonweihe entschieden. Das war für mich der entscheidende Tag. Da verspricht man die entscheidenden Dinge: Gehorsam, ehelos zu leben, ein Leben aus dem Gebet heraus zu führen. Das ist jetzt ein Jahr her und da war ich sehr aufgeregt. Trotzdem ist die Priesterweihe das, worauf ich hingelebt und gearbeitet habe. Aber mein Leben endet ja nicht danach, sondern da beginnt eigentlich erst das Leben, das ich führen möchte.
domradio.de: Gehen wir nochmal kurz zurück zur Diakonweihe in St. Bruno in Köln. Da legt man sich auf den Fußboden und verspricht Gehorsam. Das ist eine Situation, mit der man erst mal umgehen muss. Was geht da einem durch den Kopf?
Schmitt: Die Diakonweihe war einer der emotionalsten Momente. Wenn man da auf dem Boden liegt und wirklich mit seinem ganzen Leib und seiner ganzen Seele verspricht, dass man sich dem Bischof, der ja für Jesus steht, hingibt, dann ist das wirklich ein radikales äußeres Zeichen dafür, dass man sich für den Auftrag verfügbar macht, den man vor Gott hat.
domradio.de: Denkt man denn schon darüber nach, wie es nach der Priesterweihe weitergeht?
Schmitt: Ich werde auf jeden Fall noch bis 2018 in meiner Einsatzpfarrei in Köln-Longerich sein. Da bin ich auch sehr gerne und freue mich auf das Jahr. Danach geht es zur ersten regulären Kaplanstelle. Dann kommt noch eine zweite Kaplanstelle, dann vielleicht irgendwann mal Pfarrer. Das ist ein bisschen vorgezeichnet, aber da können immer wieder Dinge kommen, die man nicht erwartet.
domradio.de: Es kann ja sein, dass sie in zwei Jahren irgendwo hingehen müssen, wo sie niemanden kennen. Das bringt doch auch ein wenig Unsicherheit mit sich, oder?
Schmitt: Da würde ich lügen, wenn ich sage, das bringt keine Unsicherheit mit sich. Grundsätzlich ist das bei uns in Köln begrenzt. Es ist das Bistum Köln, in dem man eingesetzt wird. Das heißt, es ist einem mehr oder weniger vertraut, wo man hinkommen kann. Die Menschen, die Art, sind einem irgendwie vertraut.
domradio.de: Seit jüngster Kindheit geht man in den Gottesdienst und sieht, wie die Messe zelebriert wird, sieht, wie die Wandlung stattfindet, wie die Menschen gesegnet werden. Was ist das für ein Gefühl, wenn man weiß, in ein paar Monaten oder Jahren bin ich derjenige, der das zu den Menschen sagt?
Schmitt: Es geht ja nicht um mich selber, wenn ich die Messe feiere. Im Mittelpunkt steht nicht Michael Schmitt, sondern Jesus Christus. Das ist für mich ganz wichtig. Klar, ich bin als Person da, aber es nicht wichtig, dass ich derjenige bin, der sich da in seinen Eitelkeiten sonnt.
domradio.de: Aber es ist ja trotzdem eine Verantwortung, die einem bevorsteht. Was ist, wenn einem ein Satz bei der Wandlung nicht einfällt. Hat man da so etwas im Kopf?
Schmitt: Ich bin auch nur ein Mensch. Ich bin kein Supermann. Auch ich kann keine Superdinge vollbringen. Auch ich bin mit meinen Schwächen und hoffentlich mit meinen Stärken, mit meinen ganzen Ambivalenzen da. Und in diesem Sinne versuche ich, mein Bestes zu geben. Da kann es natürlich passieren, dass mir Dinge nicht gelingen. Ich glaube, mir sind auch schon in der Vergangenheit Dinge nicht gelungen. Ich bin ja noch in der Ausbildungsphase und da probiere ich mich auch aus.
Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.