Vor 175 Jahren stirbt erster Münchner Erzbischof in Mühldorf

"Ein eifriger und mildtätiger Oberhirte"

Fast 25 Jahre stand Lothar Anselm Freiherr von Gebsattel dem erst nach der Säkularisation gegründeten Erzbistum München und Freising vor. Am 1. Oktober 1846 starb er in Mühldorf am Inn mit 85 Jahren.

Autor/in:
Barbara Just
Lothar Anselm Freiherr von Gebsattel / © Barbara Just (KNA)
Lothar Anselm Freiherr von Gebsattel / © Barbara Just ( KNA )

Im Erzbistum München und Freising liefen im Herbst 1846 bereits erste Vorbereitungen für eine Jubelfeier zum silbernen Bischofsjubiläum des Oberhirten. An Allerheiligen sollte der "Hochwürdige Herr Erzbischof" Lothar Anselm Freiherr von Gebsattel (1761-1846) entsprechend geehrt werden. Doch dann kam Ende September aus Mühldorf die Nachricht, "daß die Altersschwäche desselben plötzlich so überhand genommen, dasß für sein theures Leben alles zu fürchten sey".

Tatsächlich starb Gebsattel am 1. Oktober 1846 im Alter von 85 Jahren.

Der Erzbischof hatte sich an der Grenze des Erzbistums auf einer Firmreise befunden. Noch am Michaelitag (29. September) spendete er das Sakrament. Nach "vollendeter heiliger Handlung" habe er das Mittagsmahl eingenommen und sich mit seinen Gästen "in gewohntem Wohlwollen" unterhalten, obwohl er bereits müde und matt gewesen sei.

So jedenfalls berichtete es Domkapitular Schmid bei seiner Trauerrede am 7. Oktober beim bereits dritten Seelengottesdienst für den Verstorbenen im Münchner Liebfrauendom. "Darauf folgte die Abendruhe, die aber leider die letzte war."

Keine Kraft für eine Generalbeichte

Am Tag darauf seien bei dem "ehrwürdigen Greise" sehr bedenkliche Symptome einer Lungenlähmung und der nahen Auflösung aufgetreten. Mit größter Andacht habe Gebsattel das heilige Sakrament der "letzten Oelung und die General-Absolution" empfangen. Für eine Generalbeichte hätten die Kräfte nicht mehr gereicht. Am 1. Oktober in der Frühe sei der Todeskampf eingetreten, schilderte Schmid die Situation: "die fromme und edle Seele wurde ausgehaucht, um 3/4 8 Uhr erfolgte der letzte Atemzug." Sein Tod sei wahrscheinlich ein beneidenswerter, führte der Geistliche weiter aus. Denn: "Er starb in seinem Berufe."

Gebsattel, 1761 in Würzburg geboren, entstammte einem alten fränkischen Geschlecht, dessen Vater Oberhofmarschall am Würzburger fürstbischöflichen Hof war. Nach Vollendung seiner Studien trat er in den geistlichen Stand ein und wurde später Domdechant in Würzburg. Ab 1806, nachdem Bayern von Napoleon zum Königreich erhoben worden war, stand der Adelige in den Diensten des neuen Würzburger Landesherrn Großherzog Ferdinand von Toskana, unter anderem als Bevollmächtigter Minister am Münchner Hof.

Erster Erzbischof des neuen Erzbistums

Seine Erfahrung und sein gutes persönliches Verhältnis zu König Max I. Joseph dürften mit ein Grund gewesen sein, dass der Kirchenmann 1818 als erster Erzbischof für das neu geschaffene Erzbistum München und Freising nominiert wurde. Von päpstlicher Seite gab es keine Einwände, doch aufgrund der politischen Umstände erfolgte die Weihe zum Bischof erst 1821.

Als Erzbischof bemühte sich Gebsattel um ein gutes Verhältnis zum Staat und um die Wahrung der kirchlichen Rechte. Er sorgte dafür, dass auf dem Freisinger Domberg neue Priesterbildungseinrichtungen etabliert wurden, dazu gehörten ein Knaben- und Klerikalseminar sowie die Philosophisch-Theologische Hochschule. Ihm schwebte vor, dass gut ausgebildete und in wahrhaft religiösem Geist lebende Kleriker auch die Erneuerung des Gemeindelebens beflügeln.

Der christlichen Nächstenliebe fühlte sich der Erzbischof zeitlebens verpflichtet. So wurde er als "Vater der leidenden Menschheit" bezeichnet, der den Blinden ein Licht und den Stummen die Sprache gewesen sei. Kurzum: ein "eifriger und mildtätiger Oberhirte", wie ihn Schmid nannte.

In gesunden Tagen soll Gebsattel immer wieder gesagt haben, es sei sein Wunsch, "an diesem Tag zu sterben, wo ich nicht mehr wirken kann". Dies wurde ihm erfüllt. Begraben ist der Erzbischof im Münchner Liebfrauendom. An ihn erinnert ein von Ludwig Schwanthaler geschaffenes Epitaph in der Eingangshalle.


Quelle:
KNA