Ein Kommentar von Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen

"Bischof von Limburg"

Seinen Antrittsbesuch als neuer Oberhirte in Limburg hat Georg Bätzing am Donnerstag geleistet. domradio.de-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen wünscht Bätzing Gottes Segen, gibt aber zu bedenken: "Vor Bätzing liegt ein sehr weites, leider nicht nur gut bestelltes Feld."

Ingo Brüggenjürgen / © Ide Lödige (DR)
Ingo Brüggenjürgen / © Ide Lödige ( DR )

"Bischof von Limburg" – heute Grauhaarige können noch von Zeiten berichten, da war das so etwas wie ein hochverdienter Ehrentitel. "Den Armen das Evangelium verkünden" lautete der Wahlspruch von Bischof Franz Kamphaus. Sein Nachfolger Franz-Peter Tebartz-van Elst sorgte dann aber dafür, dass heute weit über die Grenzen des kleinen Bistums hinaus jedermann sofort an eine überteuerte Luxusherberge, kirchlichen Machtmissbrauch und abgehobene Amtsführung denkt, wenn einer mit dem "Bischof von Limburg" um die Ecke kommt.

Der Nachfolger von Bischof Franz-Peter tritt wahrlich kein leichtes Erbe an. Doch Georg Bätzing, der frisch vom Papst ernannte Neue in Limburg, bringt vieles mit, was ein guter Bischof braucht: einen tiefen Glauben, gute pastorale Erfahrung, die Bereitschaft zum zusammenführenden Dialog und jede Menge organisatorisches Talent. In Limburg aber wird der Neue vor allem Mut brauchen, um seine ganz eigenen Wege zu gehen!

Das fängt schon bei der Wahl des Wohnhauses an: Zieht er ganz oben auf dem Bischofsberg in den Prachtbau? Oder nebenan in eine Art "Küsterhaus", was freilich ein wenig so wäre wie "halbschwanger"? Oder aber lässt er die kostspielige Liegenschaft, die er eigentlich auch nicht veräußern kann, konsequent links liegen? Es besteht zumindest die Gefahr, dass das berühmte Haus seines Vorgängers ihm an den Hacken hängen bleibt.

Vielleicht noch wichtiger: Gelingt es dem frisch ernannten Bischof, die Gräben zu überwinden, die sich im Bistum Limburg immer noch auftun, auch wenn es eine tiefe Sehnsucht bei den Gläubigen nach Normalität gibt? Vor Bätzing liegt auf jeden Fall ein sehr weites, leider nicht nur gut bestelltes Feld, auch wenn der Diözesanadministrator Manfred Grothe in den vergangenen beiden Jahren einen hervorragenden Job gemacht hat. An guten und gutgemeinten Ratschlägen wird es nicht fehlen – aber jetzt muss der Neue selbst entscheiden, welcher Weg für ihn und die Kirche von Limburg der richtige ist. Wir wünschen dem neuen Mann auf dem berühmt gewordenen Bischofsstuhl neben der nötigen Kraft auch den nötigen Mut. Vor allem aber den Segen Gottes, damit er möglichst schnell aus dem düsteren langen Schatten herauskommt, den sein Amtsvorgänger hinterlassen hat: Glückwunsch und Segen dem "neuen Bischof von Limburg!"


Quelle:
DR