"Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. (Joh 17,21)"
Das Gebet Jesu für alle, die an sein Wort glauben, zeigt, worum es Jesus wirklich geht: Damit die Welt glaubt, braucht es ein einmütiges Bekenntnis aller Christen. Darum geht es auch Papst Franziskus. Knapp 500 Jahre nachdem Luthers Thesen die Reformation und Trennung der Christen einläuteten, setzte er mit einer mutigen Geste ein starkes Zeichen. Zum Auftakt des Reformationsjubiläums betete er als erster Papst überhaupt gemeinsam mit den obersten Lutheranern in Lund – dem Ort, an dem vor 70 Jahren der Lutherische Weltbund ins Leben gerufen wurde. In Schweden, das mehrheitlich protestantisch geprägt ist.
Dieser Papst bewegt nichts? Doch! Er bewegt sich selbst und bewegt durch seine mutigen Schritte, die viele katholisch-konservative Glaubensschwestern und -brüder kaum mitgehen können. "Wir dürfen uns nicht mit der Spaltung und der Entfremdung abfinden, die durch die Teilung unter uns hervorgerufen wurde", sagte Papst Franziskus. Sein Rezept: Die theologisch schwierigen Fragen den Experten überlassen und im gemeinsamen Beten und Handeln gemeinsam Gottes Willen tun.
Hier bei uns im Geburtsland der Reformation verlassen jährlich Hunderttausende die beiden großen Kirchen. Und selbst wenn man nicht offiziell den Kirchenaustritt erklärt, man macht zu oft einfach nicht mehr mit. Kirchen und Gottesdienste bleiben leer. Da ist es gut, wenn die beiden Kirchen aufeinander zugehen. Im Land der Reformation schwindet selbst das einfachste Glaubenswissen von Tag zu Tag. Wo aber die Menschen mit der Auferstehung Christi nichts mehr anfangen können und Kinder nicht mehr beten können, hilft es wenig, sich in den theologischen Fragen über das rechte Sakramentenverständnis zu verlaufen. Damit die Welt glaubt, müssen die Christen ein Herz und eine Seele sein. Sie müssen mit einer Stimme sprechen und gemeinsam zum Tisch des Herrn treten.