Ein komponierender Pfarrer und ein geschäftstüchtiger Bäcker - Marktl rüstet sich für Papst-Geburtstag

Leukert ist so etwas wie der Vater der fast schon sprichwörtlichen "Vermarktelung" des Papstes. Während sich in der Nacht nach der Wahl Kardinal Joseph Ratzingers zum Kirchenoberhaupt am 19. April 2005 so mancher Marktler nach dem Konsum von Freibier erst schlafen legte, stand der Familienvater schon in der Backstube und formte aus Hefeteig "Papst-Mützen". Die Bäckerei Winzenhörlein gleich neben an zog am Morgen mit "Vatikanbrot" nach, und binnen weniger Stunden gab's auch Ratzinger-Bratwürste und Papstbier.

Während umstrittene Souvenirs wie die "Papst-Zipfel" auf öffentlichen Druck hin längst wieder aus dem Handel verbannt wurden, erweitert Leukert sein Sortiment kontinuierlich. Die Besucher wollten schließlich etwas mitnehmen aus dem Geburtsort von Benedikt XVI., argumentiert der 47-Jährige, der in der Bäckerei auch Papstbier, -Tassen und -Kerzen verkauft.

Die neuen "Papst-Geburtstagstaler" aus Biskuitteig sind laut Leukert mit einer "superleckeren" Champagnercreme gefüllt und mit Schokolade überzogen. Zur Feier eines runden Geburtstags gehöre schließlich irgendwie Champagner. Jeder Taler wird außerdem mit einem Foto des Papstes und des Geburtshauses samt der Aufschrift "Zum 80. - Einen Papst-Geburtstags-Taler" versehen.

An einer Erweiterung seines Angebots arbeitet derzeit unter anderen auch der Inhaber des Kerzenhofladens um die Ecke, Otto Brandstetter. Er will seinen Kunden bald eine Papst-Geburtstagskerze und ein Wachsrelief von Geburtshaus, Taufbecken und Benediktsäule bieten. Und wenn der Familienbetrieb mit der Produktion rechtzeitig fertig wird, solle es auch eine Kerze in der Form des Taufbeckens des Papstes geben, verrät Brandstetter.

So viel Kreativität wirkt offenbar auch auf den örtlichen Pfarrer ansteckend: Josef Kaiser wird sich am 16. April als Komponist präsentieren. "Ich bin ein Hobbymusikant", erläutert der Geistliche, "und habe schon einmal eine kleine Messe komponiert". Anlässlich des 80. Geburtstags Ratzingers hat Kaiser nun noch einmal zu Stift und Notenpapier gegriffen und in dreimonatiger Arbeit eine "Benediktmesse" für Chor, Bläser und Orgel geschrieben.

"Es ist nichts Profihaftes, nur ein kleines Geschenk, um diesen Tag besonders hervorzuheben", sagt der Pfarrer. Beim Kirchenchor der Pfarrei Stankt Oswald und den Oswaldbläsern, die das neue Werk für die Uraufführung proben, komme die Messe gut an. Auch der Pfarrer selbst scheint bei aller Bescheidenheit zufrieden mit der Komposition: "Sie geht recht gut ins Ohr, ist auch rhythmisch gefällig."