Bertram Meier ist der neue Bischof von Augsburg

Ein Mann mit Stallgeruch und Welterfahrung

Eigentlich sollte Münchens Kardinal Reinhard Marx Bertram Meier schon am 21. März zum neuen Augsburger Bischof weihen. Coronabedingt wurde der Termin auf den 6. Juni verlegt. Aber wer ist dieser Mann eigentlich?

Autor/in:
Christopher Beschnitt und Christoph Renzikowski
Bertram Meier / © Karl-Josef Hildenbrand (dpa)
Bertram Meier / © Karl-Josef Hildenbrand ( dpa )

Seine Ernennung war so überraschend wie vielfach erhofft. Zunächst zur Überraschung: Als Papst Franziskus Bertram Meier am 29. Januar zum künftigen Bischof von Augsburg erklären ließ, war das doppelt ungewöhnlich. Seit vielen Jahren ist in Bayern kein Priester mehr Bischof seiner Heimatdiözese geworden. Und es kommt nicht oft vor, dass derjenige Oberhirte wird, der das Bistum schon seit Freiwerden des Bischofsstuhls kommissarisch geleitet hat; Domdekan Meier (59) war nach dem altersbedingten Rücktritt Konrad Zdarsas im Juli 2019 Diözesanadministrator geworden.

Reaktionen im Bistum

Als die Meier-Nachricht im Augsburger Dom verkündet wurde, war das Gotteshaus mit rund 1.000 Menschen voll besetzt. Corona-Abstandsregeln gab's noch nicht, die Gläubigen waren dicht gedrängt. Nahe fühlten sie sich offenkundig auch ihrem neuen Bischof: Nonnen schossen begeistert Fotos, Männer mit feuchten Augen klatschten frenetisch Beifall, Kinder reckten strahlend Willkommensplakate hoch.

In diesen Reaktionen mag sich gespiegelt haben, dass Meier stets zugänglich, auf Ausgleich bedacht und humorvoll auftritt - und das in einem Bistum, das in der Vergangenheit oft von Polarisierungen geprägt war. Meier selbst sagte damals: "Hirt und Herde sind jetzt in Augsburg aus einem Stall."

Gute Verbindungen in den Vatikan

Augsburgs neuer Bischof hat also Stallgeruch - aber auch Welterfahrung. Geboren wurde er am 20. Juli 1960 in Buchloe im Allgäu, aufgewachsen ist er in Kaufering bei Landsberg am Lech. Später zog er gen Süden. So leitete Meier von 1996 bis 2002 die deutsche Abteilung im vatikanischen Staatssekretariat. Kurienstaatssekretär Pietro Parolin kennt ihn aus dieser Zeit, er war damals Untersekretär dieser Kurienbehörde. Intern heißt es, die seit damals gepflegten Verbindungen Meiers nach Rom könnten ihm bei seiner neuen Aufgabe und in der Deutschen Bischofskonferenz noch von Nutzen sein.

Anders als sein verschlossener Vorgänger ist Meier ein leutseliger Typ, der oft hemdsärmelig auftritt und dabei gern mal in schallendes Lachen ausbricht. Kirchenpolitisch ist Meier keinem Lager zuzuordnen. Seine starke römische Prägung kann er aber nicht verleugnen, auch wenn er immer wieder Wegmarken in Richtung Modernisierung setzt. Den Synodalen Weg etwa, die Reformdebatte der katholischen Kirche in Deutschland, nannte Meier alternativlos und eine "Werkstatt des Heiligen Geistes".

Blick auf Frauen in der kirchlichen Leitung

In der Frage der Weihe von Frauen ist Meier derweil zurückhaltend. Die Priesterinnenweihe lehne er ab, Papst Johannes Paul II. habe sie ausgeschlossen, sagte Meier jüngst der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Auch beim Frauendiakonat bin ich skeptisch. Denn das widerspräche der Einheit des dreistufigen Weihesakraments, das ja auch Priester- und Bischofsamt umfasst." Es "könnte die Problematik der Rolle der Frau in der Kirche noch verschärfen", wenn "Frauen nur die erste Stufe erklimmen dürften, die der Dienerin". Jedoch müssten Frauen mehr Leitungsverantwortung erhalten.

Seine Nachfolge in der Führung des Augsburger Seelsorgeamtes hat Meier neulich schon in die Hände einer Frau gelegt - die der Pastoralreferentin Angelika Maucher. Zudem kündigte der Bischof in seiner Weihemesse an, ab 1. Juli werde im Bischofshaus erstmals eine Frau als Amtsleiterin die Geschäfte führen: die Ordensfrau Anna Schenck von der Congregatio Jesu.

Bekannt für Einsatz für die Ökumene

Schon kurz vor der Weihe hatte Meier für Schlagzeilen gesorgt, indem sein Bistum in Sachen Geld für Missbrauchsopfer einer Regelung der Deutschen Bischofskonferenz zuvorkam: Betroffene sollen künftig individuell festgelegte Zahlungen von bis zu 75.000 Euro erhalten.

Altbekannt ist Meiers Einsatz in der Ökumene: Meier, der einer gemischtkonfessionellen Ehe entstammt, führt etwa seit 2013 die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Bayern. Auch in der Deutschen Bischofskonferenz gehört Meier künftig der Ökumene-Kommission an; zudem jener für die Weltkirche.

Gäste aus der Ferne waren nun aber nicht bei der Weihe dabei. Auch den dicht gedrängten Trubel von der Ernennung gab es wegen der Pandemie-Beschränkungen nicht wieder. Zur Feier im Augsburger Dom waren nur rund 180 Menschen zugelassen.


Quelle:
KNA
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