Ein Orden macht von sich reden

Trend Trappistenbiere

Nach Jahrzehnten der Bier-Vereinheitlichung durch Riesenkonzerne geht der Trend nun voll in die Gegenrichtung: "Craft-Biere" und Bier-Individualismus ziehen rund um den Globus. Und ganz zurückgezogene Mönche spielen mit.

Verschiedene Biersorten / © Harald Oppitz (KNA)
Verschiedene Biersorten / © Harald Oppitz ( KNA )

Trappisten gehören zu den strengsten Orden der katholischen Kirche. Das bedeutet aber keineswegs, dass sie nicht der Welt etwas ganz besonderes zu geben hätten, das über fürbittendes Gebet und Gottesdienst hinausginge. Was den Kartäusern der "Chartreuse", der weltweit beliebte Kräuterlikör aus Grenoble, das ist den Trappisten das gleichnamige - "Trappistenbier".

Sechs von 13 Trappistenbiere kommen aus Belgien 

Weltweit gibt es nur 12 oder 13 sogenannte authentische Trappistenbiere: sechs davon aus Belgien (Westvleteren, Westmalle, Achel, Chimay, Rochefort und Orval), zwei aus den Niederlanden (Koningshoeven, Zundert), eines aus Österreich (Engelszell), eins aus Italien (Tre Fontane), eins aus den USA (Spencer, Massachusetts) und seit 2018 eines aus England (St. Bernhard, Leicestershire). Bei einem weiteren aus Frankreich ist die Authentizität unsicher: Es firmiert unter der Abtei Mont-des-Cats in Godewaersvelde, wird aber in der belgischen Trappistenabtei Scourmont Achel hergestellt.

Auch wenn belgische Biere bei Puristen des deutschen Reinheitsgebotes bis in die jüngere Vergangenheit stets als Panscherei abgelehnt wurden: Spätestens der internationale Trend der sogenannten Craft-Biere hat die einstige deutsche Hopfen-und-Malz-Langeweile überrollt. Individuelle Handwerkskunst gibt nun den Ton an; mit Bier-Sommeliers und Beer Tastings.

Liebste Nebenbeschäftigung der Trappisten 

Belgien hat dabei seinen ganz speziellen Zugang zur Braukunst, inspiriert durch das Verbot hochprozentigen Alkohols im Zuge des Ersten Weltkriegs. Das gilt besonders für die belgischen Orden. Der Trappistenorden wurzelt im frühen 12. Jahrhundert; seine Hauptaufgaben sind Gebet und Arbeit. Und zur Arbeit gehört nun mal auch das Brauen.

Die Belgische Bischofskonferenz hat am Mittwoch Zahlen zum kirchlichen Leben veröffentlicht, die auch ein Schlaglicht auf die liebste Nebenbeschäftigung der Trappisten wirft. Demnach leben in den sechs Abteien Belgiens insgesamt 96 Mönche - mit einem Bierausstoß von 521.800 Hektoliter jährlich. Das bedeutet 52,2 Millionen Liter - oder 543.500 Liter Bier pro Mönch und Jahr.

Der Spitzenreiter ist Chimay im Hennegau. Hier wurden 2018 spektakuläre 185.000 Hektoliter Bier produziert - allerdings nicht nur von den 15 Mönchen, sondern auch von 100 Beschäftigten der Brauerei. Den zweiten Platz belegt Westmalle in der Provinz Antwerpen. Von dort kommen 134.000 Hektoliter - bei 32 Mönchen und 59 Angestellten in Brauerei und Käserei. Mittlere Größe haben Orval in Südostbelgien (14 Mönche, 78.200 Hektoliter) und Rochefort in den Ardennen (15 Mönche, 52.000 Hektoliter). Die beiden kleinen sind Achel (2 Mönche, 13 Angestellte, 6.300 Hektoliter in 2018) und Westvleteren in Westflandern (18 Mönche, 5 Angestellte, 6.265 Hektoliter).

Nachfrage nach dem Klosterbier wächst

Für das Siegel als "authentische Trappistenbiere" müssen die obergärigen Biere innerhalb der Abtei und unter Verantwortung des Ordens gebraut werden. Der Alkoholgehalt von Trappistenbieren liegt zwischen 6 und 12 Prozent. Sie werden zwar nicht nach dem deutschen Reinheitsgebot, aber doch nur aus natürlichen Rohmaterialien hergestellt: Quellwasser, Gerstenmalz, Hopfen, Zucker und Hefe. In der Flasche findet eine zweite Gärung statt.

Angesichts der strengen Regeln, wonach nur wirklich hinter Klostermauern gebraute Biere das Qualitätssiegel tragen dürfen, haben Trappistenbrauereien nach eigenen Angaben oft Schwierigkeiten, die wachsende Nachfrage zu befriedigen. Das beste Beispiel ist Westvleteren.

Wiederholt zum besten Bier der Welt gekürt, ist es doch nur in kleinen Mengen erhältlich. Dabei rennt ihnen die Welt des 21. Jahrhunderts die Bude ein. In Gaststätten werden 15 Euro pro Flasche abgerufen. Nur einmal, als die Abtei ein neues Dach brauchte, wurde der Ausstoß vergrößert und über Zeitungscoupons in einer einzigen Supermarktkette ausgegeben. Ein ganzes Land stand Kopf. Es geht eben um belgische Hochkultur.

Von Alexander Brüggemann 


Ein Ordensbruder braut am 23. August 2012 in der Abtei von Hamont-Achel, der kleinsten Trappistenbrauerei in Belgien, Bier.  / © Wolfgang Radtke (KNA)
Ein Ordensbruder braut am 23. August 2012 in der Abtei von Hamont-Achel, der kleinsten Trappistenbrauerei in Belgien, Bier. / © Wolfgang Radtke ( KNA )
Quelle:
KNA