Mit dem Gottesdienst solle ein liturgisches Zeichen am "Europäischen Tag zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch" gesetzt werden. "Von Priestern und weiteren kirchlichen Mitarbeitern unseres Bistums ist eine große Zahl von Verbrechen sexualisierter Gewalt an Schutzbefohlenen verübt worden", sagte Weihbischof Steinhäuser zur Einführung des Gottesdienstes. Steinhäuser, der das Erzbistum vorübergehend führt, beschrieb seine derzeitige Rolle als "Chef der Täterorganisation Erzbistum Köln". "Ich kann mich nicht für die Täter entschuldigen, ich will aber auch nicht die Gläubigen - theologisch gesprochen den Leib Christi oder das Volk Gottes - mit in Haft nehmen. Jeder kann nur selber schauen und seinen Teil der Verantwortung übernehmen." Er selbst bekannte: "Ich habe versucht, diese Kirche zu schützen. Ich habe die Betroffenen nicht im Blick gehabt. Das ist mein Versagen und meine Sünde." Zu der Diskussion über den Bußgottesdienst erklärte er: "Dieser Bußgottesdienst endet nicht mit der Vergebung. Wir können uns nicht selbst absolvieren. Wir bitten auch nicht die Betroffenen um Vergebung, damit es uns besser geht."
Betroffene im Blick
Der Bußgottesdienst diente auch dem Hören und Verstehen des Leids der Betroffen. Mitglieder des Betroffenenbeirates des Erzbistums Köln brachten ihre Erfahrungen in Beiträgen und Texten in den Gottesdienst ein. So wurde beispielsweise ein Lied gespielt, dessen Text Peter Bringmann-Henselder, Sprecher des Betroffenenbeirates, über sein Erleben von sexualisierter Gewalt in seiner Kindheit schrieb.
Im Gottesdienst wurden die Vornamen von Betroffenen verlesen und zum Gedenken für jeden von ihnen eine Kerze vor dem Kreuz aufgestellt. Stellvertretend für alle ungenannten Betroffenen wurde symbolisch eine weitere große Kerze entzündet. "Es ist wichtig, dass wir dem Leid – soweit wie möglich – einen Namen geben – die Namen der Betroffenen!", betonte Weihbischof Steinhäuser. "Mit dem Gottesdienst ist es nicht getan." Für das Erzbistum Köln stelle der Bußgottesdienst einen von vielen Schritten auf dem Weg zur Umkehr dar. Der Weihbischof und Delegat Markus Hofmann stehen weiterhin für einen persönlichen Austausch mit Betroffenen zu Verfügung.
Der Betroffenenbeirat des Erzbistum Köln gestaltete die Feier mit. Wegen möglicher emotionaler Reaktionen hatte er darauf hingewirkt, dass zu dem Bußgottesdienst keine Medienvertreter und nur rund 230 geladene Gäste zugelassen wurden, darunter leitende Mitarbeitende des Erzbistums und Gremienvertreter.
Während des Gottesdienstes protestierte die Initiative Maria 2.0 Rheinland auf der Domplatte. Mit einem "Walk of Shame" mahnte sie eine von der Kirche unabhängige Aufklärung der Missbrauchsfälle an und machte darauf aufmerksam, dass Verantwortungsträger bislang keine persönlichen Konsequenzen gezogen hätten.