DOMRADIO.DE: Sie studieren nicht alle Theologie, aber ihr Glaube ist der Grund, dass Sie in dieser WG zusammenleben?
Hannah Küppers (Studentin): Ja, genau. Wir haben auch Psychologiestudenten dabei, Lehramtsstudenten, wir sind da vielfältig aufgestellt in unseren Studienfächern. Aber was uns alle miteinander verbindet, ist, dass wir eine tiefe Jesus-Beziehung leben und leben wollen und darin immer mehr wachsen wollen und das hier in unserer WG gemeinsam tun wollen.
DOMRADIO.DE: Wieso haben Sie sich dafür entschieden, da einzuziehen?
Küppers: Diese Idee ist in unserem Freundeskreis entstanden. Wir haben zusammen ein Gebetskreis geleitet und haben nochmal gemeinsam die Apostelgeschichte gelesen, wo es heißt: "Wir lebten gemeinsam und hatten alles gemeinsam". Das waren die ersten Christen. Und dann haben wir gedacht, warum machen wir das nicht nochmal genauso wie ganz am Anfang die ersten Christen. Und so ist dann die ganze Idee entstanden.
Dann war für mich ganz klar - okay, wenn dieses Projekt wirklich irgendwann zustande kommen sollte, dann bin ich dabei. Das Besondere ist eben, dass wir unseren Glauben hier im Haus gemeinsam ausleben. Das heißt, wir beten gemeinsam, wir haben gemeinsame Mahlzeiten, wir kommen zusammen in Gebetspatenschaften zu zweit, wo wir füreinander beten. Das ist natürlich ein bisschen anders als in einer "Standart-Studenten-WG".
DOMRADIO.DE: Ihre WG ist aber nicht so zu verstehen wie ein modernes oder ein anderes Klosterleben?
Küppers: Nein, das würde ich nicht sagen. Vom Klosterleben sind wir noch weit entfernt. Wir sind mitten in der Welt. Wir haben unser Studium, wir haben unsere Kontakte außerhalb der WG. Keiner von uns lebt hier irgendwie eingeschlossen. Und unsere Idee ist, dass wir nicht in dieser Gemeinschaft verharren, sondern dass wir damit rausgehen, dass dieses Projekt nach außen strahlt, dass wir Menschen einladen können und dieses Projekt auch andere mit hineinziehen kann.
Das ist nicht nur für uns, sondern unser Haupt-Mission ist es eigentlich, damit anderen zu zeigen, so kann Gemeinschaft funktionieren. So kann es funktionieren, seinen Glauben miteinander zu leben.
DOMRADIO.DE: Dass Sie sagen, wir machen das jetzt mal genauso wie in der Apostelgeschichte, ist ja schon ein bisschen aus der Zeit gefallen. Wie fallen die Reaktionen aus, wenn Sie erzählen wo Sie wohnen?
Küppers: Die Reaktionen sind oft überraschend positiv, wenn man mal Kommilitonen erzählt, "ich wohne übrigens mit neun anderen Menschen zusammen". Dann ist die erste Reaktion natürlich, "oh Mann, so eine riesige WG. Das könnte ich mir nie vorstellen". Und dann erzählen wir, wir leben nicht einfach nur so zusammen, sondern wir sind eine christliche Wohngemeinschaft. Wir teilen vieles miteinander.
Dann haben wir es sehr oft erlebt, dass die Leute begeistert sind und gerne mal vorbeikommen wollen und es sich anschauen möchten. Reaktionen bekommen wir natürlich auch mal von Leuten, die dann schon mal hier waren, die zum Abendessen da waren oder sogar mal ein paar Tage in unserem Gästezimmer gewohnt haben. Die fahren nach Hause und sagen, "das war eine sehr inspirierende Zeit für mich und das hat mir sehr gut gefallen. Und ich komme gerne wieder". Das freut uns natürlich von Herzen.
DOMRADIO.DE: Die WG hatte in der Corona-Zeit Vorteile, Sie hatten einen Hausstand. Wo liegen auf der anderen Seite die Schwierigkeiten?
Küppers: Tatsächlich waren wir in der Zeit sehr, sehr privilegiert. Wir waren immer unter vielen Menschen und wussten, dass es viele andere gibt, die das nicht so teilen können und die sehr einsam in ihren Studentenbuden hocken.
Die Nachteile waren aber, dass wir unsere Idee von "Wir wollen viele Leute einladen und wir wollen hier große Gemeinschaft leben" gar nicht erst mal ausleben konnten. Wir sind eingezogen und der nächste Lockdown kam und Besuch war weniger erwünscht und wir konnten hier nicht jeden Abend große Partys feiern. Da mussten wir uns natürlich sehr einschränken und das war schade, weil es nicht so ganz gepasst hat zu unserer Idee von diesem Haus.
Aber jetzt so langsam merken wir natürlich, wir können schon mal wieder Leute in den Garten einladen und draußen was machen. So langsam lebt das Projekt auf, so wie es eigentlich gedacht ist.
DOMRADIO.DE: Die Idee ist zusammen mit dem Domvikar Tim Sturm entstanden. Er hatte die Idee mit einigen von Ihnen gemeinsam und hat die Räume für so eine große WG bereitgestellt?
Küppers: Ja, wir haben Unterstützung vom Trierer Bischof Stefan Ackermann bekommen, der uns großzügig finanziell unterstützt, damit wir dieses Haus hier renovieren konnten und jetzt so nutzen dürfen, wie es in diesem Zustand ist. Er war von ein paar Wochen zu Besuch und hat unser Haus eingesegnet und war da in engem Kontakt mit Tim Sturm, der unser geistlicher Begleiter ist, damit das alles auch administrativ abgewickelt werden konnte.
DOMRADIO.DE: Was ist Ihr Ziel? Wie sind die Pläne für die Zukunft?
Küppers: Unser Ziel ist es wirklich, dass wir hier intern miteinander und aneinander wachsen können in unserem Glauben, in unserer Jesus-Beziehung und unsere Vision für lange Zeit ist, dass das auch nach außen wirkt, dass Menschen hierher kommen und sagen, irgendetwas ist dort anders. Ich will auch mehr von diesem Glauben kennenlernen. Ich will auch mehr von Jesus kennenlernen.
Ein noch höheres Ziel wäre natürlich, dass das einfach auch an anderen Orten entsteht, dass auch an anderen Orten sich solche WGs gründen oder vielleicht auch schon gegründet haben und wir uns da gegenseitig bereichern können.
Das Interview führte Katharina Geiger.