Eine der letzten Dienstreise führt ausgerechnet in den Vatikan

Zur Beerdigung vom Papst

Er war der erste konfessionslose Kanzler, seinen Amtseid sprach er ohne Gottesformel. Nun führt ihn eine seiner letzten Dienstreisen ausgerechnet zur Beerdigung des Papstes - den er sehr geschätzt hat.

Bundeskanzler Olaf Scholz (l.), Bischof Georg Bätzing (m.), Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), und Karl Jüsten (r.) / © Gordon Welters (KNA)
Bundeskanzler Olaf Scholz (l.), Bischof Georg Bätzing (m.), Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK), und Karl Jüsten (r.) / © Gordon Welters ( (Link ist extern)KNA )

Für Olaf Scholz sind seine letzten Tage als Bundeskanzler angebrochen. Schon wird darüber spekuliert, welche Lieder er wohl für den Großen Zapfenstreich am 5. Mai auswählt. Und überhaupt - wie sein Leben "danach" aussieht. Der SPD-Politiker bleibt Bundestagsabgeordneter, dürfte aber künftig sehr viel mehr Zeit für seine Hobbys Rudern, Joggen und Lesen haben. Derzeit hat der 66-Jährige aber noch einen recht vollen Kalender als geschäftsführender Regierungschef. Den ersten konfessionslosen Kanzler, den die Bundesrepublik hatte, führt eine seiner letzten Dienstreisen nun ausgerechnet zur Beerdigung von Papst Franziskus nach Rom. Scholz ist getauft, trat aber nach eigenen Angaben vor einigen Jahren aus der evangelischen Kirche aus. Seinen Amtseid leistete er dann auch ohne Gottesformel.

"Menschliche Wärme"

Im vergangenen Jahr hatte Scholz Papst Franziskus in einer Privataudienz getroffen. Und zeigte sich nachhaltig beeindruckt.  Er sei sehr angetan, von "der menschlichen Wärme, die mir begegnet ist", sagte der Kanzler einige Tage später in einer Talkshow. Zugleich bescheinigte er Franziskus auch politisches Talent. Die katholische Weltkirche sei schließlich auch ein politisches Konstrukt.

Für Scholz' Verhältnisse ungewöhnlich emotional waren dann auch seine Worte nach dem Tod des Papstes. Es habe ihn sehr berührt, was der Papst ihm bei seinem letzten Besuch überreicht habe: eine Bronze-Plastik eines Kindes, das einem anderen Kind aufhelfe. Der Name der Plastik "Soziale Liebe" sei "ein schönes Sinnbild für unsere Gesellschaft und für die Botschaft, die von Papst Franziskus bleiben wird. Wir helfen uns gegenseitig, wir helfen den Schwachen." Mit Papst Franziskus verlören die katholische Kirche und die Welt einen Fürsprecher der Schwachen, einen Versöhner. Ihm habe "seinen klaren Blick auf die Herausforderungen, die uns umtreiben", sehr gefallen, so Scholz.

Menschen, die ihn näher kennen, versichern, dass das keine leeren Worte seien: Scholz habe den Papst geschätzt, betont etwa der Leiter des Katholischen Büros, Prälat Karl Jüsten, der ihn immer wieder zu Gesprächen getroffen hat. Scholz schätze auch das Wirken der Kirche insgesamt, ihr soziales und gesellschaftliches Engagement, aber auch ihr seelsorgliches Wirken.

Die Kirche habe ihm sein Wertegerüst mitgegeben, "das mir wichtig ist und nach dem ich auch meine Entscheidungen ausrichte", sagte er im September 2021 noch als damaliger SPD-Kanzlerkandidat in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Scholz verwies dabei auf ein christliches Arbeitsethos. Das sei bei ihm tief verankert. In ethischen Fragen wie den Regelungen zur Abtreibung oder der Sterbehilfe wusste zumindest die katholische Kirche ihn nicht auf ihrer Seite, da vertritt er eine eher liberale Haltung.

"Kitt der Gesellschaft"

In einem Vortrag über die Rolle der Religionen sagte er als Hamburger Bürgermeister vor zehn Jahren, dass er die Rolle der Kirchen im säkularen Staat darin sehe, für sozialen Zusammenhalt einzustehen.

Sie würden für den "Kitt der Gesellschaft" sorgen. Auch bei

Katholiken- und Kirchentagen war Scholz als Kanzler regelmäßig auf Podien vertreten und offenbarte sich als recht bibelfest: "Ich zähle zu den wenigen Deutschen, die das Alte und das Neue Testament gelesen haben."

Und so ist es vielleicht eine schöne Fügung, dass sein Kanzlerweg ihn nun zum Abschluss noch einmal in den Vatikan führt. Das Prozedere kennt er bereits von der Beerdigung von Papst Benedikt XVI. vor zwei Jahren. Aber vermutlich nutzt Scholz die Gelegenheit auch, um noch einmal den ein oder anderen Regierungschef zu sprechen und sich zu verabschieden. Man müsse sehen, was sich dort am Rande ermöglichen lässt, sagte sein Regierungssprecher Steffen Hebestreit.

Scholz voraussichtlichen Nachfolger, den Unionsfraktionschef und Katholiken, Friedrich Merz, dürfte wiederum eine seiner ersten Amtsreisen ebenfalls in den Vatikan führen. Am 6. Mai wird der neue Kanzler gewählt - möglicherweise zeitgleich beginnt das Konklave, die Wahl des neuen Papstes.

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