Eine geistliche Einführung will Advent und Weihnachten näherbringen

Was feiern wir da eigentlich?

Die Advents- und Weihnachtszeit steht vor der Tür. Doch wie kann man Weihnachten zwischen Kommerz und Kitsch geistlich feiern? Warum sind die Gottesdienste in dieser Zeit so besonders gestaltet? Eine Digital-Einführung gibt Einblicke.

Autor/in:
Mathias Peter
Ein Weihnachtsbaum und ein Adventskranz mit vier brennenden Kerzen in einer Kirche / © Ilay-Meltem Dalkilinc (shutterstock)
Ein Weihnachtsbaum und ein Adventskranz mit vier brennenden Kerzen in einer Kirche / © Ilay-Meltem Dalkilinc ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: "Gott wird Mensch - Geistliche Einführung in die Liturgie der Advents- und Weihnachtszeit", so heißt Ihre digitale Veranstaltung per Zoom am Samstag, dem 30. November ab 09:30 Uhr. 

Eigentlich geschieht ja an Weihnachten nach christlicher Überzeugung etwas Unglaubliches: Gott wird als kleines Baby geboren, wird Mensch und stirbt dann später am Kreuz. Wie sehr gehen Sie denn bei Ihrer Veranstaltung auf das Glaubensgeheimnis von Weihnachten selbst ein? 

Prof. Dr. Marco Benini, Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft an der Theologischen Fakultät Trier / © Philipp Lürken (privat)
Prof. Dr. Marco Benini, Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft an der Theologischen Fakultät Trier / © Philipp Lürken ( privat )

Prof. Dr. Marco Benini (Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft; Theologische Fakultät Trier, Leitung
Wissenschaftliche Abteilung des Deutschen Liturgischen Instituts in Trier): Liturgie feiert immer den Glauben. Deswegen ist es ganz zentral, die Botschaft in die Mitte zu stellen, nämlich: Gott wird Mensch. Darum haben wir die Einführung so genannt. Gott bleibt nicht abstrakt oder fern oder unkonkret, sondern ganz im Gegenteil: Er wird einer von uns, mit Hand und Fuß, wird Mensch, bekommt ein Gesicht. Jesus schaut uns sozusagen an. 

Das sieht man auch sehr schön bei der Krippe. Oft streckt das Jesuskind die Hände zu uns aus, weil er eine Beziehung zu uns aufbauen will. Christus wird einer von uns, kommt uns nahe, um uns zu erlösen und uns in dieses erlöste Leben, das er durch Tod und Auferstehung dann begründet hat, hineinzunehmen. 

Krippenfigur des Jesuskindes / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Krippenfigur des Jesuskindes / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Viele freuen sich schon auf die Adventszeit, andere kritisieren den Kommerz hinter dem Fest und empfinden diese Zeit als besonders stressig. Wie wollen Sie die Menschen mit ihrer Einführung in die Liturgie der Advents- und Weihnachtszeit geistlich mitnehmen? 

Benini: Advent ist die Zeit freudiger Erwartung. Wir haben auch als Christen natürlich viele Termine und erleben die Zeit vielleicht auch als stressig. Aber umso wichtiger ist es, auf den Kern zu schauen; das ist die freudige Erwartung auf die Geburt Jesu, die wir an Weihnachten feiern, auch auf seine Wiederkunft. Beides ist im Advent drin. Wichtig ist vor allem das freudige Sich-Einstimmen. 

Wir kennen ja auch aus unserem Alltag, dass wir uns auf Sachen freuen. Dass jemand zu Besuch kommt, den wir schon lange nicht mehr gesehen hatten. Oder zum Beispiel Großeltern, die sich auf das Enkelkind freuen. Ich glaube, das sind Brücken zum Verständnis der Adventszeit: Es geht um die Freude, dass Jesus wirklich zu uns kommt. 

Marco Benini

"All das soll uns helfen, zu diesem inneren Kern vorzudringen, nämlich uns bereitzumachen."

Da gibt es viele Dinge, die uns dabei helfen. Der Brauch des Adventskranzes in der Kirche, aber auch zu Hause als Ort des Gebetes. Oder die Roratemessen, bei denen die Kirche dunkel ist und nur durch Kerzenschein erleuchtet ist. All das soll uns helfen, zu diesem inneren Kern vorzudringen, nämlich uns bereitzumachen, dass Jesus nicht nur damals in Bethlehem geboren wurde, sondern dass er auch in uns geboren wird und wir in diesem Sinne selber eine Krippe für Jesus Christus werden können. 

Josef, Maria und das Jesuskind im Stall mit Ochse und Esel, Szene der Milieukrippe in der Kirche Sankt Lyskirchen in Köln / © Harald Oppitz (KNA)
Josef, Maria und das Jesuskind im Stall mit Ochse und Esel, Szene der Milieukrippe in der Kirche Sankt Lyskirchen in Köln / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sprechen wir über die geistliche Einführung, die Sie anbieten. Die gab es ja so ähnlich zur Fastenzeit, zur Einführung in die Liturgie der Karwoche. Wie muss man sich nun diese dreiteilige Veranstaltung vorstellen? Für wen ist das gedacht und wie kann man teilnehmen? 

Benini: Gedacht ist die Einführung für alle, die gerne den Gottesdienst feiern oder auch ein bisschen mehr wissen wollen über das Thema - egal ob ehrenamtlich engagiert oder hauptamtlich, ob Kommunionhelfer, Lektorinnen, Küster oder die im Chor singen oder die, die ganz "normal" in die Kirche an Weihnachten gehen. Es ist bewusst sehr offen und einladend gestaltet. 

Marco Benini

"Es ist bewusst sehr offen und einladend gestaltet."

Praktisch werden wir drei Vorträge haben; einmal zum Advent "In freudiger Erwartung der Ankunft des Herrn", dann zu Weihnachten "Kommt, wir ziehen nach Bethlehem". Beim dritten Vortrag geht es um die Weihnachtszeit und Epiphanie (Heilige Drei Könige). Die Veranstaltung verbindet Hintergründe, Geistliches und Praktisches. Hintergründe wie: Warum feiern wir Weihnachten überhaupt am 25. Dezember, obwohl in der Bibel gar nichts von einem konkreten Tag steht? 

Adventskranz im Kölner Dom am ersten Advent (DR)
Adventskranz im Kölner Dom am ersten Advent / ( DR )

Außerdem werden bei allen drei Vorträgen auch entsprechende Lieder, die wir im Gottesdienst singen werden, besprochen, um die Tiefe dieser Lieder zu erschließen. Wir sprechen zum Beispiel über Lieder wie "Nun freut euch, ihr Christen", "Stille Nacht" oder "Stern über Bethlehem". Praktisches, was bei den Feiern zu beachten ist und wie sie fruchtbar gemacht werden können, fließt ein. 

Und schließlich wird es nach jedem Vortrag ein Statement von Laien geben, die sagen, warum ihnen die Advents- und Weihnachtszeit wichtig ist. Wir haben zum Beispiel zum Advent eine Familie, die berichtet, wie sie mit ihren Kindern bewusst den Advent begehen. Zum Schluss werden die Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer beantwortet. 

DOMRADIO.DE: Die geistliche Einführung ist erneut eine kostenlose Veranstaltung, die man einzeln oder auch als Gruppe machen kann. Wie funktioniert die Anmeldung? 

Benini: Man kann sich ganz einfach unter www.lebendig-akademisch.de/Weihnachten anmelden. Dann bekommen Sie wenige Tage vor der Veranstaltung einen Zoom-Link, mit dem Sie dann entweder von zu Hause aus teilnehmen können, oder man nutzt das als Angebot der Pfarrei vor Ort oder trifft sich mit anderen. 

Das waren beim letzten Mal ungefähr die Hälfte; also 300 waren Einzelteilnehmer und über 300 waren als Gruppen dabei. Und die haben natürlich auch noch mal den Vorteil, dass man gleich im Anschluss weiter diskutieren kann, etwa mit der Frage: "Wie schaut's bei uns ganz konkret in der Pfarrei aus?" Das Deutsche Liturgische Institut in Trier, die Katholische Akademie Dresden-Meißen, die die Technik übernimmt, und die Liturgiekommission der Bischofskonferenz laden herzlich ein. 

DOMRADIO.DE: Jetzt stehen wir ja noch außerhalb der Advents- und Weihnachtszeit. Sie blicken ja speziell auch auf die Gottesdienste in dieser Zeit. Was ist denn zum Beispiel an den Messen an den Adventssonntagen so besonders im Vergleich zum Jahreskreis, der ja so etwas wie der kirchliche Alltag ist? 

Benini: Wichtig ist zunächst natürlich der Adventskranz am ersten Adventssonntag, der im Gottesdienst gesegnet wird. Die liturgische Farbe der Gewänder ist violett als Zeichen der Vorbereitung und das Gloria entfällt. 

Die liturgische Farbe im Advent: violett / © Beatrice Tomasetti (DR)
Die liturgische Farbe im Advent: violett / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Vom Alten Testament werden in der Messe prophetische Texte gelesen, die auf das Kommen Jesu hindeuten. Advent heißt ja Ankunft. Die Evangelien sprechen am ersten Adventssonntag über die Wachsamkeit, dann kommt Johannes der Täufer als der Vorläufer Jesu in den Blick. 

Der dritte Adventssonntag ist mein Lieblingssonntag. Das ist der "Gaudete"-Sonntag, das bedeutet: Freuet euch! Die Botschaft der Freude wird ganz bewusst herausgestellt: "Freut euch im Herrn zu jeder Zeit, denn der Herr ist nahe." Die Grundhaltung einer christlichen Freude, die unser Leben prägen darf, wird an diesem Sonntag ins Zentrum gesetzt. Und der vierte Advent blickt auf die unmittelbare Vorbereitung, wie etwa Maria Elisabeth begegnet. 

Marco Benini

"Die vier Adventssonntage führen uns – wie das Wachsen des Lichtes am Adventskranz – zu Jesus hin."

Also, die vier Adventssonntage führen uns – wie das Wachsen des Lichtes am Adventskranz – zu Jesus hin. Das heißt, je mehr wir Jesus nahe kommen, desto mehr ist sein Licht in uns. Sicher sind auch die Roratemessen etwas Wichtiges für den Advent, die es nur zu dieser Zeit gibt. 

 © Jugendspirituelles Netzwerk TABOR (EPB)
© Jugendspirituelles Netzwerk TABOR ( EPB )

DOMRADIO.DE: Gerade in der Adventszeit werden sehr viele Adventskalender von diversen kirchlichen Einrichtungen angeboten oder auch Impulse und Kurzgebete für jeden Tag. Was sollen denn die Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Ihrer Veranstaltung besonders mitnehmen? 

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Benini: Wir haben auch einen Adventskalender mit Kurzvideos zur Liturgie, die jeden Tag ein liturgisches Zeichen anhand des Buches "Von heiligen Zeichen" von Romano Guardini erschließen. Das war ein Bestseller-Buch der liturgischen Bewegung, das bis heute lesenswert ist. Darin werden Dinge wie Kreuzzeichen, Kniebeuge, Händefalten, Brot, Kelch, Glocken etc. geistlich tief erklärt. 

Was die Menschen mitnehmen können: Nach der letzten Veranstaltung haben viele gesagt: "Das hat mir die Augen geöffnet, was eigentlich alles in der Liturgie drinsteckt. Manchmal geht das im Gottesdienst Gesagte zum einen Ohr rein und zum anderen wieder heraus. Aber dadurch, dass wir uns bewusst die Gottesdienste angeschaut haben, konnte ich viel mehr für mich mitnehmen und auch der Reichtum und die Schönheit der Liturgie sind bewusst geworden." 

Jetzt in der kommenden Advents- und Weihnachtszeit ist die Botschaft einfach schön: Gott wird Mensch! Die Freude darüber, die im Zentrum der ganzen Weihnachtszeit und damit auch des Advents steht, soll uns wie eine geistliche Erfrischung mitgegeben werden. 

Das Interview führte Mathias Peter.

Geistliche Einführung in die Liturgie der Advents- und Weihnachtszeit

Kaum eine Zeit im Kirchenjahr ist so beliebt wie Advent und Weihnachten. Die stillste Nacht des Jahres offenbart ein großartiges Geheimnis: In Jesus Christus ist Gott Mensch geworden, um uns zu erlösen. Er lebt mit uns und führt uns in sein göttliches Leben. 

Drei Vorträge erschließen die liturgischen Feiern mit ihren Besonderheiten. Die hybride Veranstaltung verbindet Hintergründe, Geistliches und Praktisches: 

Eine Weihnachtskrippe aus Holz / © Sync Design Solutions (shutterstock)
Eine Weihnachtskrippe aus Holz / © Sync Design Solutions ( shutterstock )
Quelle:
DR