DOMRADIO.DE: Welche Bedeutung hat es für Sie, dass es inklusive Angebote gibt, damit auch alle Menschen Karneval feiern können?
Christoph Kuchelkorn (Präsident Festkomitee Kölner Karneval): Der Karneval ist ja grundsätzlich ein Fest, das alle umarmt, alle mitnimmt, da darf es keine Barrieren geben. Deswegen ist uns ganz wichtig, an alle Menschen zu denken, jeden mitzunehmen, egal welches Handicap er mitbringt.
DOMRADIO.DE: Hat denn das Angebot für Menschen mit Behinderungen in den vergangenen Jahren zugenommen?
Kuckelkorn: Ja, in ganz verschiedenen Bereichen. Da geht es um alle möglichen Arten von von Handicaps. Wenn Menschen gehbehindert sind, schaffen wir Rollstuhlplätze. Wenn andere Handicaps da sind, muss man genau darauf eingehen und versuchen, die Menschen dann trotzdem zu erreichen.
Wir werden jedes Mal so davon überzeugt, wenn wir die Reaktionen der Menschen mitbekommen. Das ist unglaublich toll und das macht unglaublichen Spaß und motiviert sofort wieder neu nachzudenken für nächstes Jahr.
DOMRADIO.DE: Sie haben selbst eine Fortbildung zum Blindenreporter gemacht. Was war der Anstoß dazu?
Kuckelkorn: Das war im Rahmen der Blindensitzung. Ich habe die von Markus Ritterbach übernommen, der die lange Zeit mit Dagmar Weber gemeinsam durchgeführt hat. Ich bin da in seine Fußstapfen getreten und habe dann einfach mal die erste Sitzung mitgemacht. Die Herausforderung habe ich erst mal gemerkt, als auf der Bühne stand.
Man muss ja viel mehr beschreiben, was da vorgeht. Dann habe ich gedacht, das willst du besser machen. Da willst du dich auf jeden Fall weiterbilden, das ist für dich wichtig. Und dann haben wir unter anderem eine Fortbildung mit dem Blindenreporter vom 1. FC Köln gemacht.
Das war total interessant zu sehen, an was man alles denken muss, was für uns Sehende ja so normal ist.
DOMRADIO.DE: Unterscheidet sich denn so ein Blindenkommentar von einer ganz normalen Radioreportage?
Kuckelkorn: Das ist schon relativ nah beieinander. Aber die Bilder, die man natürlich in einer Veranstaltung live, wenn man dabei ist, dann erzeugen muss, sind dann vielleicht nochmal ganz anders als im Radio. Im Radio ist das Thema meistens schon verbal viel stärker aufgeladen.
In der Veranstaltung ist das anders, erlebt man das, da spürt man den Trommelschlag, da spürt man die Musik auch am Körper und hat dann plötzlich eine Tanzgruppe da vorne stehen. Und dann liegt es an dem Moderator, diese Tanzgruppe den Menschen zu beschreiben und nahezubringen, was auf der Bühne gerade passiert. Und das ist schon eine große Herausforderung. Man wird auch direkt daran gemessen.
DOMRADIO.DE: Wie funktioniert solch eine Spezialausbildung?
Kuckelkorn: Das waren Workshops, die wir gemacht haben. Das war jetzt nicht so schrecklich viel. Aber das war zum großen Teil von einer ganz tollen Erfahrung gekennzeichnet, nämlich sich selber in die Rolle eines blinden oder schlecht sehenden Menschen hineinzuversetzen. Wir haben Brillen aufbekommen, in denen man dann auch nur gewisse Prozentzahlen gesehen hat, es also auch ein stark eingeschränktes Sehfeld gab.
Und wir haben dann tatsächlich auch mal Erfahrungen gemacht, uns im Raum bewegt. Damit war einmal der Kanal geöffnet. Also einmal die Seite zu wechseln war eine großartige Erfahrung. Das hat mir sehr viel geholfen und das bringt doch sehr viel Verständnis für den Alltag.
DOMRADIO.DE: Wie war es dann für Sie, das erste Mal die Blindensitzung auch wirklich nach dieser Fortbildung auch wirklich zu moderieren?
Kuckelkorn: Das ist total schön. Man freut sich ja drauf. Man hat richtig Lust drauf, das auch zu beschreiben und kostet das auch ein Stück weit aus. Dieses Jahr findet sie ja leider nicht statt. Aber ich freue mich schon unglaublich auf das nächste Jahr und freue mich auf diese dankbaren Gesichter und diese Wahrnehmung bei den Menschen, die dann auch tatsächlich diese Erfahrungen haben und die dann auch teilen können.
Das Interview führte Dagmar Peters.