"Es geht nicht um Ostquoten, sondern um eine Kompetenz gelebten Glaubens, die Menschen in diesen Prozess bereichernd einbringen sollten", schreibt Timmerevers in einem Gastbeitrag für die Zeitschrift "Herder-Korrespondenz" (Dezember) zum am Wochenende beginnenden Synodalen Weg.
In der zunächst auf zwei Jahre angelegten Initiative wollen die deutschen Bischöfe und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zusammen mit weiteren Vertretern aus verschiedenen Bereichen der Kirche über die Zukunft kirchlichen Lebens in Deutschland beraten. Ein Ziel ist dabei, den Missbrauch aufzuarbeiten und nach dem Missbrauchsskandal verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. Schwerpunktthemen sind die Sexualmoral, die priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche.
Freiheit bedeutete nicht immer auch Wohlstand
Er wünsche sich "ein Land und eine Kirche, die den Osten der Republik 30 Jahre nach dem Höhepunkt der Friedlichen Revolution nicht als defizitär wahrnimmt", betonte der Bischof des Bistums Dresden-Meißen. Denn er erlebe eine Region, die "über sich hinauswächst und Menschen, die ihre Biografien unter veränderten Vorzeichen mutig fortgeschrieben haben".
Zugleich berichtet Timmerevers auch von "extrem schmerzhaften Erfahrungen" der Menschen in den neuen Bundesländern. So "erzählen Menschen vom Scheitern, vom plötzlichen Gewinner-Verlierer-Wandel und dem unverschuldeten Abrutschen in sozial prekäre Situationen, weil mit der Erfahrung von Freiheit nicht zwangsläufig Wohlstand einherging", erklärte der Bischof. Außerdem fehle der Gesellschaft und den Kirchen in allen östlichen Bundesländern eine ganze Generation. "Sie haben diesem Land Adieu gesagt und in den alten Bundesländern eine neue Heimat gefunden."
Er wünsche sich "die ehrliche und vorurteilsfreie Wahrnehmung aller erlebten Ambivalenzen", so der Bischof weiter: "Was wäre, wenn wir - also die ganze Republik - empathischer als bisher wahrnehmen, was die Menschen in den neuen Bundesländern erlebt haben?". Zugleich forderte er "in gleichem Maß Empathie für das einzelne Schicksal wie auch das deutliche Wort, wo die Würde des Menschen mit Füßen getreten wird".