DOMRADIO.DE: Die Politik denkt immer lauter über einen harten Lockdown nach. Wie sicher sind Sie jetzt, dass sie wirklich auf Tour gehen können als Caspar, Melchior und Balthasar?
Samuel Klein (Referent für Theologie und Jugendpastoral des BDKJ-Diözesanverbandes Köln): Ich bin, Stand heute, eigentlich sicher, dass Sternsinger unterwegs sein werden. Sie werden mit Maske unterwegs sein. Sie werden mit - so sagen wir das hier immer schön - mit einer Sternlänge Abstand unterwegs sein. Aber wir gehen im Moment davon aus. Das können wir ja eigentlich auch nur, wenn wir uns anschauen was heute gilt. Das sind Absprachen mit dem Land NRW, dass die Sternsinger-Aktion durchführbar ist. Wenn wir unsere Konzepte, die entwickelt wurden, nicht für sicher halten würden, dann hätten wir das nie so rausgegeben. Also, ich bin mir jetzt und heute sicher, dass Sternsinger unterwegs sein werden.
DOMRADIO.DE: Das hat damit zu tun, dass die Aktion Dreikönigssingen eine Veranstaltung zur Religionsausübung ist und deshalb, in Absprache mit dem Land, dürfen die Sternsinger mit ihrem entsprechenden Hygienekonzept unterwegs sein. Ein paar Sachen haben sie ja schon gesagt. Maske, Sternlänge Abstand. Gibt's noch was?
Klein: Auf jeden Fall ganz wichtig: Im Moment ist die Absprache noch so, dass die Gruppen aus bis zu fünf Personen bestehen dürfen. Wir hatten bisher auch immer damit gerechnet, dass es eigentlich auch nur aus zwei Haushalten sein muss. Im Moment geht das tatsächlich auch aus mehr Haushalten. Unsere Vorgabe ist ansonsten, die Gruppen wirklich um die Kontakte zu reduzieren, so zu bilden, dass Geschwisterkinder zusammen gehen, dass Eltern als Begleitung gehen und zur Not auch die Zahl der Könige zu reduzieren. Dann gehen eben nur zwei Könige mit einer Begleitung, um möglichst einfach die Kontakte zu reduzieren. Dann ganz wichtig im Haus: Da muss der Abstand gehalten werden, sodass keine Gefahr besteht, dass da eine Infektion passiert. Die Sternsinger betreten auf jeden Fall nicht das Haus, sondern bleiben vor der Tür. Auch bei Mehrfamilienhäusern muss man einfach darauf achten, dass man nur da in die Flure geht, wenn der Abstand gehalten wird. Ansonsten haben wir auch mit Sternsingergruppen überlegt, dass man draußen stehen kann, die Leute außen am Balkon stehen. Für die Spendenübergabe gibt es gute Ideen: Viele Gruppen haben Kescher gebaut, dass man das Geld wirklich mit zwei Metern Abstand einsammeln kann. Darin wird natürlich das Geld nicht die ganze Zeit herumgetragen, sondern danach kommt es tatsächlich wieder in die Spendendose, was ja auch Transparenz schafft, dass es nicht irgendwo hin landet, sondern wirklich auch für die Kinder eingesetzt wird.
DOMRADIO.DE: Die Sternsinger tragen ja das Singen schon im Namen. Eine heikle Angelegenheit jetzt gerade. Wie soll das in der Praxis gehen?
Klein: Ich gehe im Moment davon aus, dass viele Sternsingergruppen nicht singen werden. Nichtsdestotrotz wird es musikalisch. Wir haben ein Bluetooth-Boxen und viele Sternsingerlieder sind GEMA-frei. Das heißt, sie werden abgespielt. Wenn gesungen wird, dann nur mit den aktuell gültigen Regeln. Das sind zwei Meter Abstand und nur im Freien. Aber das wird beides möglich sein. Viele werden wahrscheinlich sich auch auf diese Bluetooth-Boxen verlassen.
DOMRADIO.DE: Können Sie sich das vorstellen, dass im allerschlimmsten Fall des härtesten Lockdowns schlechthin, dass dann wirklich Mädchen und Jungen nur virtuell zu den Leuten kommen könnten?
Klein: Es ist alles vorstellbar. Ich kann mir aber vorstellen, dass, wenn dieser Hauskontakt wirklich nicht möglich sein sollte, das dann trotzdem Kinder unterwegs sein werden, die dann eventuell nur den Segen bringen. Es gibt den Segen immer auf solchen Aufklebern. Dass wenigstens die bei den Leuten landen und von den Sternsingern übergeben werden, also in die Briefkästen gelegt werden. Ich glaube, die Sternsinger werden auch erkennbar sein auf den Straßen, mit Musik vielleicht unterwegs sein. Dass alles rein digital stattfinden wird, glaube ich im Moment nicht. Es gibt aber auf jeden Fall auch die Option und viele Pfarrgemeinden nutzen das, eine digitale Spendenaktion zu starten, über die Seite des Kindermissionswerks. Auch das wird möglich sein.
DOMRADIO.DE: Wie schwierig ist das jetzt für Sie als Organisatoren und natürlich auch für die Mädchen und Jungen, die da so gerne losziehen möchten, diese Unsicherheit bis zur letzten Minute auszuhalten?
Klein: Es ist natürlich blöd aber es ist eine Unsicherheit, die wir ja alle gerade haben. Wir alle spüren gerade Unsicherheit, wenige Wochen vor Weihnachten. Wie können wir jetzt überhaupt an Weihnachten das machen, was wir uns eigentlich vorgenommen haben? Daher geht es uns nicht anders: Ich glaube aber, dass wir gute Konzepte entwickelt haben und uns darauf auch verlassen können. Es ist total wichtig, dass diese Aktion stattfindet, weil es, glaube ich, ein Zeichen ist für Gemeinschaft, ein Zeichen für Solidarität. Diesen Segen zu den Menschen zu bringen ist total wichtig. Deswegen hoffen wir im Moment darauf, dass das möglich ist.
Das Interview führte Hilde Regeniter.