Eine theologische Betrachtung zum 9. Sonntag im Jahreskreis

Eine ganz besondere Ruhe

"Am siebten Tage sollst Du ruh'n", heißt es schon im Alten Testament. Es geht um eine Ruhe, die wir Menschen uns nicht selbst machen können. Doch ruhen ist nicht so einfach – sogar die Jünger Jesu kamen mit diesem Gebot in Konflikt.

Autor/in:
Fabian Brand
Entspannen in der Hängematte / © Lukas Schulze (dpa)
Entspannen in der Hängematte / © Lukas Schulze ( dpa )

"Heute Ruhetag": Ein Schild mit dieser Aufschrift sieht man manchmal noch an dem ein oder anderen Gasthaus. In der Gastronomie ist es relativ üblich, dass es einen oder mehrere Ruhetage gibt. Dann bleibt die Küche kalt und die Wirtschaft geschlossen. 

Denn auch der Wirt und die Belegschaft haben schließlich Anspruch auf wenigstens einen freien Tag in der Woche. Mitunter zum Leidwesen für die Gäste, die dann vor verschlossenen Türen stehen, weil ihnen der Ruhetag einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.

Heute Ruhetag: Eigentlich könnten wir Christen uns auch so ein Schild ins Fenster hängen. Denn wir haben einen wöchentlichen Ruhetag, der nicht in Arbeitsgesetzen verankert ist, sondern in der Bibel selber. Noch genauer müsste man sagen: Wir haben einen Ruhetag, der in die Schöpfung selbst eingeschrieben ist.

Ohne Ruhe ist alles nichts

Dieser wöchentliche Ruhetag ist keine menschliche Erfindung, sondern eine göttliche: So erzählt es die Schöpfungsgeschichte aus dem Buch Genesis, die davon berichtet, dass Gott am siebten Tag zur Vollendung seines Werkes ruhte. Die Krone der Schöpfung ist daher streng genommen nicht der Mensch, sondern der Sabbat, der Ruhetag. Er steht über dem ganzen Schöpfungswerk und vollendet es. 

Mit anderen Worten: Ohne Ruhe ist alles nichts. Ohne Ruhetag ist das, was man die ganze Woche über schafft, vergeblich. Und: Wer immer nur arbeitet, hat keine Zeit zum Genießen.

Ausruhen am See (shutterstock)

Nicht nur heutzutage gibt es viele Vorschriften, was am wöchentlichen Ruhetag erlaubt ist und was nicht. Das war schon zur Zeit Jesu so, wie wir im heutigen Evangelium hören. Als die Jünger Jesu am Sabbat etwa Ähren am Weg abrissen, waren die Pharisäer erbost.

Bis heute ist der Sabbat im Judentum streng reglementiert; es gibt eine ganze Anzahl an Dingen, die an diesem Tag untersagt sind. All das hat einen wesentlichen Hintergrund: Alles, was in irgendeiner Art und Weise mit Arbeit zu tun hat, soll man am Sabbat unterlassen. 

Der Sabbat ist Ruhetag - und sonst nichts. Man soll gar nicht erst in Versuchung kommen, etwas zu tun, was einer Arbeit gleich kommt. Deswegen braucht es mitunter eine strenge Gesetzgebung.

Jesus hinterfragt striktes Regelwerk

Jesus hat damit so seine Probleme. Dabei er stellt den Sabbat als solches gar nicht infrage. Aber für ihn stellt sich eine andere Grundfrage: Ist der Sabbat nur ein Tag der Einhaltung der Verbote - oder ist der Sabbat nicht vielmehr ein Tag zum Atemholen für die Menschen? Damit eröffnet Jesus eine neue Perspektive auf den wöchentlichen Ruhetag, die zuvor vielleicht etwas verschüttet war.

Jesus sagt: Es geht nicht darum, penibel genau alles zu vermeiden, was irgendwie Arbeit wäre. Der Kern des Sabbats ist ein anderer, nämlich der folgende: Der eine wöchentliche Ruhetag will den Menschen Erholung anbieten – und sie nicht durch ein enges Korsett von Verboten wieder in alltäglichen Zwang hineindrängen. "Tu an diesem Tag das, was dir gut tut!", so könnte man die Botschaft Jesu auf den Punkt bringen.

Güte mit sich selbst üben

Heute Ruhetag: Vielleicht ist es in den heutigen Tagen besonders gut, wenn wir uns ein Beispiel an Jesus nehmen. Für viele Menschen ist der Sonntag ein Arbeitstag wie jeder andere geworden. Ob Werktag oder Feiertag: Im Leben vieler macht das keinen Unterschied mehr. Das ist ein massiver Eingriff in die Schöpfungsordnung – der letztlich auf uns Menschen selbst zurückfällt. 

Denn wo wir uns den wöchentlichen Ruhetag nicht gönnen, dort gehen wir nur noch in unserer Arbeit auf. Wo wir den Sonntag zum Werktag machen, gibt es keinen wöchentlichen Höhepunkt mehr. Der "Tag des Herrn" ist dann ein Tag wie jeder andere.

Dabei sollten wir statt Strenge aber Güte walten lassen: Denn auch für uns gilt, dass wir an diesem Tag tun sollen, was uns gut tut. Der Sonntag soll den Arbeitsstress nicht noch vergrößern. Vielmehr soll der Sonntag zeigen: Es gibt eine Ruhe, die wir Menschen uns nicht selbst machen können, die ein Geschenk ist. Diese geschenkte Ruhezeit dürfen wir annehmen und gestalten. Dann kann man manches am Sonntag auch einmal unerledigt lassen, denn für uns Christen gilt ja: Heute Ruhetag.

Sonntagspflicht / Sonntagsgebot

Die Sonntagspflicht (auch: Sonntagsgebot) verpflichtet jeden Katholiken, an Sonntagen oder Vorabenden die heilige Messe zu besuchen. Im Gesetzbuch der katholischen Kirche (CIC) heißt es in Canon 1248: "Der Sonntag, an dem das österliche Geheimnis gefeiert wird, ist aus apostolischer Tradition in der ganzen Kirche als der gebotene ursprüngliche Feiertag zu halten." Auch für kirchliche Feiertage wie Weihnachten, Ostern, Allerheiligen sowie weitere gilt diese Regelung.

Kalender auf einem Tisch (shutterstock)
Quelle:
KNA