Eine theologische Betrachtung zum Herz-Jesu-Fest

Auf ganz besondere Weise verbunden

Blumen, ein Ring, ein Gedicht. Wir werden erfinderisch, wenn wir einem geliebten Menschen unsere Liebe gestehen. Jesus setzt auf ein ganz klassisches Symbol für sein Liebesgeständnis an uns Menschen. Auf das rote Herz.

Autor/in:
Fabian Brandt
Herz Jesu Darstellung / © Dieter Mayr (KNA)
Herz Jesu Darstellung / © Dieter Mayr ( KNA )

"Herzilein, du musst nicht traurig sein", so haben es die Wildecker Herzbuben einst gesungen und waren damit im Jahr 1990 mehrere Wochen auf Platz neun der deutschen Charts. Liebeslieder sind etwas Besonderes - und gerade aus der Welt des Schlagers oder der Volksmusik kaum wegzudenken.

So viele haben schon "Herz, Schmerz und dies und das" besungen, denn das Lied der Liebe ist ein uraltes Lied - so alt wie Menschengedenken. Und die Symbole, die verwendet werden, um eine solche Liebe auszudrücken, sind es ebenfalls: Bis heute ist das rote Herz in den unterschiedlichsten Kontexten und Variationen anzutreffen. Man muss nicht immer "Ich liebe dich" zu einem anderen Menschen sagen. Man kann es ihr oder ihm auch mit Symbolen zeigen.

Und eines davon ist eben das Herz, das rote Herz, das aussagt, dass man einem Menschen auf ganz besondere Weise verbunden ist.

Gemeinsamkeit mit Jesus

Am Herz-Jesu-Fest werden in vielen Familien und Kirchen Statuen verehrt, die Jesus mit offenen Herzen zeigen. Zu sehen ist Jesus mit seiner offenen Brust, auf der ein rotes Herz angebracht ist. Und meistens ist noch eine Geste zu sehen, die zeigt, wie Jesus mit einer Hand auf dieses Herz hinweist.

Bild mit einer Darstellung des Heiligsten Herz Jesu im Altarraum der Wallfahrtskirche Maria Vesperbild in Ziemetshausen / © Simon Koy (KNA)
Bild mit einer Darstellung des Heiligsten Herz Jesu im Altarraum der Wallfahrtskirche Maria Vesperbild in Ziemetshausen / © Simon Koy ( KNA )

Damit ist eigentlich der Inhalt dieses Hochfestes zusammengefasst: Es geht um das rote Herz und das, was es symbolisiert, nämlich die Liebe. Jesus sagt es uns nicht nur mit Worten, sondern er zeigt uns Menschen, dass er uns liebt, indem er uns ein rotes Herz hinhält. Als wollte er damit ausdrücken: "Ich liebe euch Menschen, ich bin für euch Menschen immer da."

Das ist es auch, was in den Schriftlesungen dieses Festtages zum Ausdruck kommt: Gott liebt die Menschen. Gott lässt sich auf seine Schöpfung ein, nicht aus taktischen Gründen oder politischen Überlegungen, sondern weil er uns liebt.

Theologische Deutung

Das kommt in der Lesung aus dem Buch Deuteronomium zum Ausdruck, wo es um die Erwählung des Volkes Israel geht: "Dich hat der Herr, dein Gott, ausgewählt (...), nicht weil ihr zahlreicher als die anderen Völker wäret, (...) sondern weil der Herr euch liebt" (Dtn 7,7f).

Gott liebt Israel und deswegen erwählt er das Volk als sein Privateigentum, als das Volk, das ihm persönlich gehört. Diese Liebe Gottes setzt sich in seinem Sohn fort, den er in die Welt sendet, damit die Welt durch ihn den Vater erkennt. Den Vater, von dem es im ersten Johannesbrief heißt, dass er die Liebe ist (1 Joh 4,8).

Die Liebe ist das Thema der gesamten Heilsgeschichte. Das Herz-Jesu-Fest fasst diesen roten Faden, der sich durch das Alte und Neue Testament zieht, mit einem Symbol zusammen: dem roten Herzen. Gott schenkt uns sein Herz, damit wir erkennen, dass wir Geliebte sind.

Gott trägt und hält

Geliebte Menschen, die sich fallen lassen dürfen in die Beziehung zu Gott, weil er unser Leben trägt und hält. Er ist da für uns: Das hat er in seinem Sohn Jesus Christus deutlich gemacht, den er in diese Welt sendet, damit die Welt durch ihn gerettet wird.

Köln, Gemeinde Herz Jesu: Ein Kind hält ein Kreuz in der Hand  / © Gemeinschaft Emmanuel  (DR)
Köln, Gemeinde Herz Jesu: Ein Kind hält ein Kreuz in der Hand / © Gemeinschaft Emmanuel ( DR )

An Jesu Leben und Taten können wir ablesen, wie dieser Gott ist: ein Gott, der sich der Ärmsten und Schwächsten annimmt; ein Gott, der Grenzen überwindet und bedingungslos liebt; ein Gott, der nicht auf Gewohnheiten und Traditionen schaut, sondern der den Menschen mit seinen je eigenen Bedürfnissen in den Mittelpunkt steht. Diesen Gott, der sich in Christus offenbart, feiern wir am Herz-Jesu-Fest.

Liebe teilen

"Deus vult condiligentes - Gott will Mitliebende", so hat es der Franziskanertheologe Duns Scotus in der Wende zum 14. Jahrhundert ausgedrückt. Gott schafft die Welt und die Menschen nicht aus irgendwelchen Berechnungen, sondern weil er Menschen möchte, mit denen er seine Liebe teilen kann.

So ist es auch bei der Erwählung des Gottesvolkes Israel: Nicht die Größe zählt, sondern allein die Liebe. Als Teil dieses Gottesvolkes sind wir Christinnen und Christen in diese Liebe hineingenommen. Wir sind es, die Gottes Liebe am eigenen Leib erfahren dürfen.

Und zugleich sollen wir Mitliebende sein, diese Liebe teilen und weitergeben, damit sie wächst und groß wird. So, wie es das wichtigste unserer Gebote zusammenfasst: Du sollst Gott und deinen Nächsten lieben wie dich selbst.

Quelle:
KNA