Eine theologische Betrachtung zu Fronleichnam

Gemeinschaft macht stark

Den Glauben in aller Öffentlichkeit zu bekunden, das fällt nicht jedem leicht. Doch wer die Messe besucht und an der Fronleichnamsprozession teilnimmt, erlebt sich als Teil einer starken und stärkenden Gemeinschaft.

Autor/in:
Fabian Brand
Fronleichnamsprozession / © Lars Berg (KNA)
Fronleichnamsprozession / © Lars Berg ( KNA )

Auf das Gemeinschaftsgefühl kommt es an: So sagen Sportbegeisterte immer wieder, die es Wochenende für Wochenende in die Fußballstadien und auf die Fußballplätze zieht. Gemeinsam will man nicht nur dem Spiel der eigenen Mannschaft zuschauen, sondern auch den Spielern den Rücken stärken. Gemeinschaft macht schließlich stark.

Und wer schon einmal live oder im Fernsehen die große Zahl an Fans gesehen hat, die zusammen ihr Team anfeuern, der weiß: Dieses gemeinsame Mitfiebern und Anfeuern schafft Zusammenhalt und stiftet das Gefühl der Zusammengehörigkeit.

Gemeinschaftsgefühl – nicht nur im Sport

Auf das Gemeinschaftsgefühl kommt es an: Das gilt nicht nur für die Fans unterschiedlicher Sportvereine, sondern auch für Christinnen und Christen. Gemeinschaft ist ein Wort, das uns gewissermaßen ins Stammbuch eingetragen ist. Und ohne Gemeinschaft geht es im Leben eines Christen nicht: Sonntag für Sonntag versammeln wir uns, kommen wir in der Kirche zusammen, um dort miteinander das Gedächtnis von Jesu Leiden, Tod und Auferstehung zu feiern.

Das macht nicht jede und jeder für sich alleine zuhause. Wir versammeln uns, wir kommen zusammen, um miteinander und gemeinsam Eucharistie zu feiern. Wir sind die "Gemeinschaft der Glaubenden", in deren Mitte Christus, der Auferstandene, selbst tritt, der uns seinen Leib und sein Blut schenkt. Er ist die Mitte und der Grund unserer Gemeinschaft.

Gemeinschaft als wesentliche Dimension des Glaubens

"Ein Christ ist kein Christ", soll der frühchristliche Schriftsteller Tertullian einmal gesagt haben. Wer einzeln und allein als Christ lebt, dem fehlt eine wesentliche Dimension dieses Glaubens: die Gemeinschaftserfahrung. Die Erfahrung, dass es viele Menschen sind, die miteinander beten und singen und diesen Glauben leben. Aber auch die Erfahrung, dass es in dieser Gemeinschaft gegenseitige Hilfe und Unterstützung gibt, dass keiner allein das Evangelium verkünden muss.

Es ist das Kennzeichen der christlichen Gemeinschaft, dass in ihr alle füreinander da sind und füreinander eintreten. "Seht, wie sie einander lieben", sollen im 2. Jahrhundert die Heiden über die Christen gesagt haben. Diese gegenseitige Liebe zeichnet diese Gemeinschaft nicht nur aus, sie findet bis heute auch einen sehr konkreten Ausdruck: in der Kollekte, die für verschiedene Zwecke bestimmt ist, und mit deren Hilfe in Not geratene Menschen unterstützt werden.

Verbundenheit mit Christus und Getauften

Wie diese christliche Gemeinschaft entsteht, davon berichtet uns Paulus in der zweiten Lesung am Fronleichnamstag: "Ein Brot ist es. Darum sind wir viele ein Leib; denn wir alle haben teil an dem einen Brot." (1 Kor 10,17) Das eine Brot, das in der Feier der Eucharistie gebrochen wird, ist Zeichen für die Einheit der christlichen Gemeinschaft. Alle Christen sind wir das eine Brot, durch das alle an Christus teilhaben.

Das Trinken aus einem Kelch, das Essen von einem Brot ist ein sinnenfälliger Hinweis auf diese Gemeinschaft in Christus. Die Eucharistie, die wir am Fronleichnamsfest feiern, ist der Wurzelgrund unserer Verbundenheit mit Christus und mit allen, die auf den dreifaltigen Gott getauft wurden.

Basis der christlichen Gemeinschaft

Es ist gut, wenn dieser Gedanke, den Paulus formuliert, in der Eucharistiefeier auch wirklich zum Ausdruck kommt: Wenn es eine große Hostie ist, die gebrochen wird, damit alle Mitfeiernden einen Teil davon bekommen. Dadurch kann deutlich werden, was Paulus uns in der Lesung zuruft: dass wir alle eins sind, weil wir von einem Brot essen. Dieses eine Brot ist Christus, der auferstandene Herr, das Brot, das vom Himmel herabgekommen ist und das uns Leben schenkt, Leben selbst im Tod.

Das ist die Basis unserer christlichen Gemeinschaft. Denn wir kommen nicht aus eigenem Antrieb zu dieser Gemeinschaft zusammen, sondern weil Er uns ruft. Weil Er uns im Heiligen Geist versammelt, damit wir die Worte der Heiligen Schrift hören und sein Gedächtnis feiern. Denn er lebt wirklich in unserer Mitte. Denn in ihm sind wir vereint, in ihm sind wir ein Leib.

Fronleichnam

Am zweiten Donnerstag nach Pfingsten feiert die katholische Kirche das Fest Fronleichnam. Der Name bedeutet übersetzt so viel wie "Fest des Leibes und Blutes Christi". Er leitet sich ab aus dem Althochdeutschen. Dabei steht "vron" für "Herr" und "licham" für "Leib".

 © Beatrice Tomasetti (DR)
© Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
KNA