Eine theologische Betrachtung zur Verklärung des Herrn

Im strahlenden Glanz des göttlichen Lichtes

Nicht von dieser Welt. So könnte man den Eindruck beschreiben, den die Jünger beim Anblick Jesu auf dem Berg der Verklärung hatten. Doch die verwirrende Situation sollte auch so manche Erkenntnis mit sich bringen.

Autor/in:
Fabian Brand
Schlichtes weißes Kreuz auf einer weißen Wand / © Harald Oppitz (KNA)
Schlichtes weißes Kreuz auf einer weißen Wand / © Harald Oppitz ( KNA )

"Weiß, weiß, weiß sind alle meine Kleider, weiß, weiß, weiß ist alles was ich hab": Mit diesen Worten beginnt ein volkstümliches Liebeslied, das unterschiedliche Farben den verschiedenen Berufsgruppen zuordnet. 

Grün steht für den Jäger, schwarz für den Schornsteinfeger, blau für den Matrosen und weiß für den Müller. Bis heute ist unterschiedliche Kleidung für bestimmte Berufsstände bekannt. Das hat meist relativ praktische Gründe: Auf dem schwarzen Schornsteinfegergewand sieht man eben den Ruß nicht so gut.

Weiß des strahlenden Lichtes

"Weiß, weiß, weiß sind alle meine Kleider": Diesen Vers aus dem Lied könnte man auch Christus in den Mund legen. Denn im Evangelium vom Fest der Verklärung des Herrn heißt es: "Seine Kleider wurden strahlend weiß, so weiß, wie sie auf Erden kein Bleicher machen kann" (Mk 9,3). 

Verklärung des Herrn / © Peter Paul Rubens
Verklärung des Herrn / © Peter Paul Rubens

Aber Christus ist kein Müllermeister, er ist keiner, der ein weißes Gewand trägt, damit man Flecken darauf weniger sieht. Sondern das Weiß, das der Evangelist Markus hier so nachdrücklich betont, ist das Weiß des strahlenden Lichtes.

Verklärung bedeutet nichts anderes als: Christus erscheint in gleißendem Licht. Vor den Augen der Jünger erstrahlt er in einem besonderen Glanz, den sie nicht richtig einordnen können. Das weiße Gewand Christi ist ein Zeichen für dieses helle Licht, in dem sich Christus den Jüngern zeigt.

Vom Rätsel zur Erkenntnis

Die Jünger haben es nicht verstanden, so schildert es das Evangelium: "Dieses Wort beschäftigte sie, und sie fragten einander, was das sei: von den Toten auferstehen" (Mk 9,10). Für die Jünger ist das, was sich auf dem Berg der Verklärung ereignet hat, ein einziges Rätsel.

Doch der Evangelist Markus gibt uns einige Hilfen mit auf den Weg, damit wir verstehen, was dort geschehen ist: Denn Christus ist auf dem Berg nicht alleine. Es heißt, dass Elija und Mose mit Jesus redeten. Damit wird deutlich, was hier zum Ausdruck kommen soll: Jesus steht in einer Linie mit den großen Gestalten des Alten Bundes.

Moses von Michelangelo (DR)
Moses von Michelangelo / ( DR )

Mose und Elija sind zentrale Figuren aus dem Alten Testament: Mose, der dem Volk das Gesetz vom Berg Sinai brachte, und Elija, der große Prophet, dessen Wiederkunft für die Endzeit erwartet wird. Mose und Elija dürfen Gott beide auf dem Berg Horeb begegnen; dort, auf dem Berg sind sie ihm ganz nahe.

Von diesen beiden Personen wird deutlich, was die Verklärung Christi bedeutet: Hier wird einer vorgestellt, der sich einreiht in die Schar der wichtigen Personen für den Glauben Israels. Hier ist aber auch einer, der in unmittelbarer Gottesnähe gekennzeichnet wird. So, wie Mose und Elija Gott auf dem Berg Horeb ganz nahe waren, so ist auch Christus auf dem Berg Gott besonders nahe.

Weißes Taufkleid als Vorausdeutung

Die weiße Kleidung ist ein Zeichen für den Glanz der göttlichen Herrlichkeit, der auf Christus widerstrahlt. In diesem Glanz zeigt sich, dass dieser Jesus aus Nazareth nicht nur irgendein besonderer Mensch ist, sondern dass er wirklich von Gott gesandt ist, dass er in unmittelbarer Gottesnähe lebt.

Am Fest der Verklärung des Herrn werden in der Liturgie weiße Gewänder getragen. Auch dieses Weiß ist ein Hinweis auf den göttlichen Glanz, der in der menschlichen Welt widerscheint. Wenn wir das Gedächtnis des Herrn feiern, wenn wir Brot und Wein und unser menschliches Leben auf den Altar legen: Dann werden sie im göttlichen Licht verwandelt, dann werden sie zu den Gaben, die Gott uns schenkt. 

Vorgeschmack der Herrlichkeit

Brot und Wein als Zeichen seiner Gegenwart sind ein Vorgeschmack der kommenden Herrlichkeit. So, wie die Verklärung auf dem Berg ein Vorausblick auf jene Herrlichkeit, in die Christus eingeht, wenn er von den Toten auferstanden ist.

Im strahlenden Glanz des göttlichen Lichtes erscheint alles neu: Im Irdischen zeigt sich das Göttliche, und im Vergänglichen dieser Welt wird das Unvergängliche der kommenden Welt offenbar. Ein schönes Zeichen, dass alle Getauften das weiße Kleid überreicht bekommen haben: Denn auch an unserem Leben zeigt sich das Leben der kommenden Welt, das wir glaubend erwarten und dem wir zuversichtlich entgegengehen.

Quelle:
KNA