Man könne nicht verlangen, dass sich Flüchtlinge einfach anpassten, sagte er im Interview der Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse (Sonntag) in Osnabrück. Die Mehrheitsgesellschaft hierzulande müsse ihr Anderssein respektieren. "Wir dürfen aber gleichzeitig erwarten, dass sie unsere Kultur kennen und verstehen lernen und dass sie sich so wie alle Bewohner dieses Landes an Recht und Gesetz halten."
Ein gerade erst begonnener Prozess
"Wir müssen davon ausgehen, dass die Ankunft so vieler neuer Menschen auch die Mehrheitsgesellschaft verändern wird", sagte der Hamburger Erzbischof. Das werde ein wechselseitiger Prozess, der gerade erst begonnen habe. Dabei helfe es wenig, allgemein von "den Flüchtlingen" zu reden. Wichtig sei es, einen von ihnen kennenzulernen - "sein Gesicht, seine Geschichte, seine Kultur", so der Sonderbeauftragte für Flüchtlingsfragen der Deutschen Bischofskonferenz. Heße reist kommende Woche nach Äthiopien, um sich vor Ort über die Flüchtlingshilfe zu informieren. Das Land am Horn von Afrika gilt als Transitland für Migranten.
Der Erzbischof warnte vor populistischen Kräften, die Angst vor Migranten schürten. Sie sprächen von einer anonymen Flüchtlingswelle, die das Land überflute. "Wir sollten uns von diesen Leuten nicht ins Bockshorn jagen lassen. Wir dürfen uns das Gute, das in unserem Land läuft, nicht kaputtreden lassen", sagte Heße auch mit Blick auf die kirchliche Flüchtlingshilfe in den vergangenen Jahren.
Globale Lösungen
Der Erzbischof forderte globale Lösungen in der Flüchtlingsfrage. Ein "Dichtmachen auf Dauer" helfe nicht. Denn Migration werde weltweit nicht ab-, sondern zunehmen. "Wir müssen Migration als Zeichen der Zeit ernst nehmen und alle miteinander unseren Beitrag zu dieser großen Herausforderung leisten. Ich bin überzeugt, das geht nur auf gesamteuropäischer und globaler Ebene."
Heße forderte Augenmaß bei der Abschiebung abgelehnter Asylbewerber. Natürlich brauche es "eine gewisse Konsequenz", aber es brauche auch eine "Angemessenheit der Mittel". Die "harte Hand" sei nicht unbedingt das probate Mittel. Wenn Menschen Deutschland wieder verlassen müssten, solle das mit Respekt geschehen und verantwortbar sein. "Wir dürfen sie nicht ins Ungewisse entlassen - nur in Länder, in denen sie sicher leben können."