Wie die Corona-Kommission des Vatikan auf die Pandemie reagiert

Einige Fortschritte

Vor einem Vierteljahr hat der Vatikan eine Kommission ins Leben gerufen, die Leitlinien für den Umgang mit der Corona-Pandemie erarbeiten soll. Einige Fortschritte sind bereits erzielt worden.

Autor/in:
Alexander Pitz
Besucher in den Vatikanischen Museen / © Stefano Dal Pozzolo (KNA)
Besucher in den Vatikanischen Museen / © Stefano Dal Pozzolo ( KNA )

Sie sollte ein "ein rasches und konkretes Zeichen der Unterstützung" sein - die vor drei Monaten eingerichtete Corona-Kommission des Vatikan. Fünf verschiedene Arbeitsgruppen arbeiten seither unter Federführung von Kurienkardinal Peter Turkson an Leitlinien für den Umgang mit den Pandemie-Folgen. Grundlage werde eine umfassende Analyse zu den "sozioökonomischen und kulturellen Herausforderungen der Zukunft" sein, hieß es.

Kirchlicher Beitrag für eine Wende zum Besseren

Eine wichtige Aufgabe also, die der Papst Turkson zugewiesen hat. Bereits am 20. März hatte er den Leiter der vatikanischen Entwicklungsbehörde gebeten, das Krisen-Gremium zu gründen. Franziskus ist überzeugt: Nach der Pandemie wird nichts mehr so sein wie vorher. Die Menschheit stehe vor einem "epochalen Wandel". Und die Kirche müsse sich überlegen, welchen Beitrag sie für eine Wende zum Besseren leisten könne.

"Wenn wir nicht über morgen nachdenken, werden wir am Ende wieder unvorbereitet sein", bekräftigte Turkson Mitte April bei Vorstellung der neuen Kommission. Ihre behördenübergreifenden Arbeitskreise sollen zunächst für ein Jahr tätig sein - gegebenenfalls länger. Der Vatikan informiert in regelmäßigen Abständen über Zwischenergebnisse.

Pläne für Hilfen

Die erste Arbeitsgruppe entwirft mit dem weltweiten Hilfsnetzwerk Caritas Internationalis Pläne für eine Unterstützung der Ortskirchen. Als erste konkrete Maßnahme wurde ein globaler Hilfsfonds zur Finanzierung von Projekten gegen die Pandemie aufgelegt. Dieser ermögliche es, "schnell und wirksam" zu handeln, versicherte Caritas-Generalsekretär Aloysius John. Etwa durch den Versand von medizinischem Material.

Gruppe 2 kommt die Aufgabe zu, die Corona-Folgen mithilfe wissenschaftlicher Expertise zu untersuchen. Ziel ist es, ein Bild von der Gesellschaft nach Covid-19 zu zeichnen. Im Fokus stehen dabei die Themenfelder Umwelt, Wirtschaft, Arbeit, Gesundheit, Politik, Kommunikation und Sicherheit.

Die zum Team gehörende Wirtschaftswissenschaftlerin und Ordensfrau Alessandra Smerilli plädierte vor einigen Tagen für mehr Investitionen in die öffentlichen Gesundheitssysteme. Das Virus habe in fast allen Ländern gravierende Defizite aufgezeigt. Dagegen müsse dringend etwas getan werden. Der für Sicherheitspolitik zuständige Alessio Pecorario pflichtete Smerilli bei und regte an, im Gegenzug die Militärausgaben zu kürzen. Schließlich seien sämtliche Waffenarsenale gegen die Seuche nutzlos. Überhaupt sei es "jetzt nicht die Zeit, Waffen herzustellen", betonte Pecorario.

Der Wirtschaftsethiker Augusto Zampini, einer der Koordinatoren innerhalb der Kommission, weist derweil in Interviews unentwegt auf die problematische globale Ernährungslage hin. Handelsbeschränkungen aufgrund der Virus-Bedrohung hätten in vielen armen Ländern den Hunger verschärft, gibt er zu bedenken. Vor allem die reichen Industrienationen stünden nun in der Pflicht, den Schwächsten zu helfen.

"Gelegenheit für die Kirche, mehr Präsenz zu zeigen"

Während sich die Experten die Köpfe zerbrechen, sind die Gruppen 3 und 4 dafür zuständig, die gewonnenen Erkenntnisse an geeignete Entscheidungsträger weiterzugeben. Die Informationen sollen an Ortskirchen in aller Welt sowie an Regierungen und internationale Organisationen fließen. Eine maßgebliche Rolle bei der Vermittlungsarbeit nimmt das vatikanische Staatssekretariat mit seinen diplomatischen Kontakten ein. Die fünfte und letzte Gruppe übernimmt das Fundraising. Sie versucht, die nötigen Gelder für Initiativen unterschiedlichster Art zu sammeln.

Inwieweit die Anregungen und Vorschläge der Corona-Kommission bislang Gehör gefunden haben, dazu macht der Vatikan keine Angaben. Aus Zampinis Sicht lohnt sich die Mühe aber in jedem Fall. "Das ist eine Gelegenheit für die Kirche, mehr Präsenz zu zeigen und die Welt durch diese schmerzliche Zeit zu begleiten", sagte der Priester kürzlich.


Kardinal Peter Turkson (KNA)
Kardinal Peter Turkson / ( KNA )
Quelle:
KNA