Japans Kaiser Naruhito, dessen Funktion als Staatsoberhaupt rein zeremoniell ist, begrüßte den Papst in dessen Muttersprache: "Bienvenido en Japon". Die folgende private Unterredung im sogenannten Bambussaal, über die offiziell nichts mitgeteilt wurde, dauerte nach Vatikanangaben gut 20 Minuten.
Wie japanische Journalisten anschließend berichteten, habe der Kaiser dem Papst besonders für sein Treffen mit den Opfern der Dreifach-Katastrophe von 2011 gedankt. Franziskus war unmittelbar zuvor mit Opfern des Erdbebens, Tsunamis und des Atomunfalls von Fukushima zusammengetroffen. Ihnen hatte er Mut gemacht und die Gesellschaft zu weiterer solidarischer Hilfe ermuntert.
Erinnerung an Nagasaki und Hiroshima
In dem Gespräch mit dem Kaiser habe Franziskus berichtet, wie er als Neunjähriger vom Atombombenabwurf in Japan erfahren habe. Daran habe er sich bei seinem Besuch am Sonntag in Nagasaki und Hiroshima erinnert. Bei den Gedenkfeiern hatte sich das Kirchenoberhaupt besonders nachdenklich und besorgt gezeigt.
Darüber hinaus, so heißt es, hätten sich Kaiser und Papst über Umweltfragen unterhalten. Ein besonderes Interesse des Kaisers gilt Fragen der Wasserversorgung. Franziskus habe sich hinsichtlich der Umwelt- und Nachhaltigkeitsprobleme skeptisch gezeigt, weil vieles mit Wirtschaftsfragen verbunden sei.
Treffen mit Japans Premierminister Abe
Auch Japans Ministerpräsident Shinzo Abe hat der Papst an diesem Montag getroffen. Der Regierungschef empfing das Kirchenoberhaupt an seinem Amtssitz in Tokio. Im Anschluss an eine private Unterredung hielt Franziskus eine Rede vor Politikern und Diplomaten. Dabei sprach er sich für eine multilaterale Lösung der Atomfrage aus und unterstrich die Rolle Japans beim globalen Kampf gegen Armut.
Ministerpräsident Abe versprach Bemühungen, "die Welt zu einem besseren Ort zu machen". Japan, das als einziges Land die Schrecken nuklearer Zerstörung im Krieg erfahren habe, werde weiter eine Führungsrolle bei der Abschaffung aller Kernwaffen weltweit wahrnehmen. Abe sicherte unermüdlichen Einsatz für einen Dialog zwischen Nuklearmächten und atomwaffenfreien Ländern zu.
Einsatz gegen Atomwaffen und für den Dialog
Franziskus betonte, die Geschichte lehre, dass Konflikte zwischen Völkern und Staaten tragfähige Lösungen nur durch den Dialog finden könnten. Dieser sei "die einzige Waffe, die des Menschen würdig ist und einen dauerhaften Frieden gewährleisten kann", so der Papst, der am Vortag in Nagasaki und Hiroshima Atomwaffen als "unmoralisch" verurteilt und eine generelle Abrüstung gefordert hatte.
Das Problem der Nuklearwaffen könne nur auf multilateraler Ebene angegangen werden; dafür gelte es einen "breiteren internationalen Konsens und Einsatz" zu fördern, sagte der Papst vor den Diplomaten. Erneut mahnte Franziskus eine "Kultur der Begegnung und des Dialogs" an. Gemeinsame Aufgabe der Religionen sei es, die jungen Generationen in den ethischen Grundlagen einer gerechten Gesellschaft zu schulen.
Einsatz für weniger Ungleichheit
Weiter appellierte er an die Regierungen zu mehr ökologischem Engagement. Während die Staatengemeinschaft Schwierigkeiten habe, ihren Verpflichtungen zum Schutz der Schöpfung nachzukommen, seien es die jungen Menschen, "die immer mehr über mutige Entscheidungen sprechen und sie verlangen". Die jetzigen Verantwortungsträger seien ihnen eine Antwort schuldig, so der Papst.
Die Wirtschaftsmacht Japan rief er auf, auf die Mitverantwortung der Staaten an der ungleichen Vermögensverteilung weltweit hinzuweisen. Es gelte einem "Wirtschaftssystem entgegenzutreten, das einigen wenigen Privilegierten ein Leben im Überfluss erlaubt, während die Mehrheit der Weltbevölkerung in Armut lebt".
Innerhalb der japanischen Gesellschaft wies der Papst auf die Nöte überforderter junger Menschen und vereinsamter Alter hin. Die Kultur einer Nation werde letztlich nicht an seiner Macht gemessen, "sondern an der Aufmerksamkeit gegenüber den Bedürftigen und an der Fähigkeit, Leben hervorzubringen und zu fördern", sagte er.