Einwohner von Münster gegen mehr verkaufsoffene Sonntage

Kirchen zufrieden mit Wahl

Die Einwohner von Münster haben sich in einem Bürgerentscheid mehrheitlich (52,79 Prozent) gegen mehr verkaufsoffene Sonntage ausgesprochen. Während Kirchen die Entscheidung begrüßten, bedauerten sie Wirtschaftsvertreter.

Mehr verkaufsoffene Sonntage in Münster? / © Franziska Kraufmann (dpa)
Mehr verkaufsoffene Sonntage in Münster? / © Franziska Kraufmann ( dpa )

Nach dem vorläufigen Endergebnis stimmten am Sonntag rund 29.000 Wahlberechtigte gegen weitere verkaufsoffene Sonntage, wie die Stadt am Abend mitteilte. Das erforderliche Quorum von zehn Prozent der 247.000 Wahlberechtigten für den Bürgerentscheid wurde damit erreicht. Es war der bundesweit erste Bürgerentscheid zu Sonntagsöffnungen.

Die Wahlbeteiligung lag mit knapp 22 Prozent niedriger als bei den anderen vier Bürgerentscheiden, die es bislang in Münster gegeben hatte. Ein entsprechender Ratsbeschluss vom 11. Mai diesen Jahres, der weitere verkaufsoffene Sonntag auch am 1. und 2. Advent enthielt, ist damit aufgehoben worden. Für die nächsten zwei Jahre wird es an diesen Tagen in Münster keine verkaufsoffenen Sonntage geben.

Bürgerbegehren "Freier Sonntag Münster"

Die Dienstleistungsgewerkschaft ver.di sowie die evangelische und katholische Kirche starteten das Bürgerbegehren "Freier Sonntag Münster" mit genau diesem Ziel. Für das Bürgerbegehren hatte die Initiative mehr als 10.000 der erforderlichen Unterschriften gesammelt. Ver.di-Bezirksgeschäftsführer Bernd Bajohr bot der Politik, der Kaufmannschaft und dem Einzelhandel einen Dialog an, um zukünftig zu rechtskonformen verkaufsoffenen Sonntagen in Münster zu kommen. "Der freie Sonntag Münster hat eindeutig gewonnen", sagte er.

Der evangelische Pfarrer Martin Mustroph äußerte sich ebenfalls zufrieden. "Im Vorfeld ist versucht worden, den Bürgerentscheid klein zu reden, da es Gerichtsentscheide zu dem Thema gegeben hatte", sagte er. Die Bürger hätten sich anders entschieden und dafür gesorgt, dass verkaufsoffene Sonntage weiter auf der Tagesordnung bleiben. "Der Rat der Stadt Münster wird zukünftig sensibler mit dem Thema umgehen müssen", betonte Mustroph.

Kritik an geringer Wahlbeteiligung

Bedauern äußerte Matthias Lückertz als Vertreter der Kaufmannschaft und der Initiative Starke Innenstadt. Er bemängelte, dass Kirchen und Gewerkschaft erst geklagt und danach Gesprächsangebote gemacht hätten. Das hätte er sich in umgekehrter Reihenfolge gewünscht, sagte Lückertz. Jetzt sei der Gesetzgeber gefordert. Ansonsten sei der verkaufsoffene Sonntag in toto infrage gestellt, betonte der Vertreter der Kaufmannschaft.

Der Präsident der Handelsverbandes NRW, Michael Radau, sagte, die Wahlbeteiligung sei viel zu gering, um daraus größere Schlüsse zu ziehen. Über das Ergebnis sei er aber "natürlich enttäuscht". Diejenigen, die jetzt den Ausgang des Bürgerentscheids beklatscht hätten, sollten sich nicht wundern, wenn irgendwann immer mehr Geschäfts zumachten und die Innenstädte verödeten, warnte er.


Quelle:
epd