Noch könne er keine abschließende Zahl nennen, sagte Bedford-Strohm der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt". Doch sei bei den Planungen für die Weltausstellung Reformation in Wittenberg bekannt gewesen, dass der EKD-Zuschuss entsprechend der verkauften Tickets variieren wird, sagte der oberste Repräsentant der deutschen Protestanten.
Die EKD habe gespart. "Insofern sind wir auf diese Lücke eingestellt" und es werde nicht zu Einschnitten in anderen Bereichen führen, so Bedford-Strohm.
Kirchliche Defizite nicht finanzieller Art
Ohnehin seien die drängenden Fragen der Kirche nach Auffassung des Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland nicht finanzieller Art. Vielmehr gehe es "vor allem um unsere geistliche Grundstimmung", sagte der bayerische Landesbischof im Interview weiter. "Schauen wir immer nur verdrossen auf die Defizite, oder sehen wir auch die ungeheure Kraft, die die Kirche noch immer entfaltet?", fragte Bedford-Strohm. Er fügte hinzu: "Wir müssen nach vorne schauen trotz der schwierigen Situation, aus der Zuversicht leben, aus der Fülle, nicht aus der Knappheit."
Eine Hauptaufgabe sieht der EKD-Ratsvorsitzende darin, mehr Mitgestaltungsmöglichkeiten für junge Menschen zu schaffen. Dies gelte etwa für die Zahl junger Delegierter in der Synode der EKD und die Mitarbeit in ihren "Kammern" (Ausschüssen). Zudem müsse die Kirche "noch mehr auf Kooperation setzen", meinte Bedford-Strohm. Das abgelaufene Jubiläumsjahr habe "gezeigt, dass wir dann ausdrucksstark waren, wenn wir kooperiert haben mit nichtkirchlichen Partnern". Die öffentlichen Institutionen wüssten ganz genau, "was sie an einer Kirche haben, die sich für das Gemeinwesen interessiert und engagiert".
Ökumene als große Chance
Auch die Ökumene sei eine große Chance, sagte Bedford-Strohm weiter. Die Gemeinden könnten sich in ihrer Region mit ihren Angeboten ergänzen, etwa bei der Flüchtlingshilfe oder der Unterstützung von Menschen in Armut. Die verschiedenen kirchlichen Traditionen würden dennoch "bleibende Bedeutung haben"; der Reichtum der Traditionen solle nicht verloren gehen, so der Ratsvorsitzende. "Deswegen reden wir nicht von einer Einheitskirche, von der einen Großorganisation, sondern von einer Einheit in versöhnter Verschiedenheit."
Auch Papst Franziskus hatte das Stichwort der versöhnten Verschiedenheit aufgegriffen. Jetzt sei zu klären, was sichtbare Einheit in versöhnter Verschiedenheit bedeute, sagte Bedford-Strohm.
Eine Aufgabe auf der evangelischen Seite sieht Bedford-Strohm in diesem Zusammenhang darin, die Abendmahlsfrömmigkeit weiterzuentwickeln. "Wir gehen oft achtlos um mit Brot und Wein, sobald der Gottesdienst zu Ende ist. Für Katholiken bleiben die Elemente auch darüber hinaus Leib Christi", erklärte er. Auch die Selbstverständlichkeit, mit der das Abendmahl Teil des geistlichen Lebens sei, spiele eine Rolle.
Synode der EKD
Über die Finanzierungslücke wird die Synode, das Kirchenparlament der EKD, ab Sonntag bei ihrer Jahrestagung in Bonn beraten. Mit 294.000 Eintritten war die 16 Wochen dauernde Weltausstellung Reformation hinter den Besuchererwartungen zurückgeblieben.
Synodenpräses Irmgard Schwaetzer hatte vor wenigen Tagen von einem "Nachfinanzierungsbedarf" gesprochen und diesen mit ausgebliebenen Ticketverkäufen wie auch zusätzlichen Kosten im Sicherheitsbereich begründet.
Die evangelische Kirche hatte 500 Jahre Reformation mit einem Festjahr begangen, das Ende Oktober zu Ende ging. 1517 hatte Martin Luther (1483-1546) seine 95 Thesen gegen die Missstände der Kirche seiner Zeit veröffentlicht, die er der Überlieferung nach am 31. Oktober an die Tür der Wittenberger Schlosskirche nagelte. Der Thesenanschlag gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, die die Spaltung in evangelische und katholische Kirche zur Folge hatte.