Ethikrat-Chef Dabrock will Trisomie-Test als Kassenleistung

"Empörungsdebatten helfen niemandem"

Sollen Blutuntersuchungen auf das Down-Syndrom künftig von gesetzlichen Krankenversicherungen bezahlt werden? Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Peter Dabrock, hat sich dafür ausgesprochen. Die Politik diskutiert noch darüber.

Blutproben im Labor / © epa Keystone Dominic Favre (dpa)
Blutproben im Labor / © epa Keystone Dominic Favre ( dpa )

Dabrock sagte den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (Freitag), man müsse akzeptieren, dass Eltern Klarheit über den Gesundheitszustand ihres Kindes haben wollten. Er verwies darauf, dass der Bluttest im Unterschied zu den herkömmlichen Untersuchungsmethoden keine Nebenwirkungen habe.

Debatte über Bluttests im Bundestag

An diesem Freitag will eine Gruppe von Bundestagsabgeordneten von Union, SPD, FDP, Grünen und Linkspartei ihre Argumente gegen eine Kostenübernahme vorstellen. Sie fordern eine Debatte darüber im Bundestag. Seit 2012 können Schwangere mit einem Bluttest feststellen lassen, ob ihr Kind mit dem Down-Syndrom geboren wird.

Das höchste Entscheidungsgremium der gesetzlichen Krankenversicherung steht den Angaben zufolge vor einer Entscheidung darüber, ob die Untersuchung Kassenleistung wird.

Appell für Menschen mit Behinderung

Der Ethikrat-Vorsitzende begrüßte zwar den Wunsch der Bundestagsabgeordneten, die Frage vorgeburtlicher Gentests im Bundestag zu diskutieren. Dabei dürfe aber nicht die Frage der Kostenübernahme im Mittelpunkt stehen. 

Vielmehr müsse es darum gehen, wie Behinderte noch besser gefördert und integriert werden könnten. "Empörungsdebatten gegen Gentests helfen niemandem, auch Menschen mit Behinderung nicht", betonte Dabrock. 

Hintergrund: Wir funktioniert der Trisomie-Bluttest?

Soll die Wahrscheinlichkeit eines Down-Syndroms beim ungeborenen Kind berechnet werden, gelten Bluttests als relativ zuverlässig. Denn im Blut der werdenden Mutter finden sich außer ihrer eigenen DNA auch Bruchstücke des kindlichen Erbguts, anhand derer sich ermitteln lässt, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für eine Trisomie 21 (Down-Syndrom) ist. Menschen mit Down-Syndrom haben in jeder Zelle ein Chromosom mehr als andere, also 47 statt 46. Das Chromosom 21 ist dreifach vorhanden, statt wie bei anderen Menschen zweifach, daher Trisomie 21.

Trisomie-Bluttest (dpa)
Trisomie-Bluttest / ( dpa )
Quelle:
KNA