Tafeln rufen zu mehr Unterstützung auf

Engpässe in der Corona-Pandemie befürchtet

Gut zwei Drittel aller Tafel-Helfer gehören zur Corona-Risikogruppe und könnten ausfallen. Gleichzeitig gehen die Spenden zurück. Die Bundesregierung reagiert nicht. Daher bittet der Bundesverband der Tafeln die Gesellschaft um Hilfe.

Die Tafeln helfen Bedürftigen / © Hauke-Christian Dittrich (dpa)
Die Tafeln helfen Bedürftigen / © Hauke-Christian Dittrich ( dpa )

Die Tafeln in Deutschland leiden nach eigenen Angaben unter den neuen Einschränkungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie. So gebe es im November vielerorts einen Rückgang der Lebensmittelspenden, weniger aktive Ehrenamtliche und mehr Aufwand für Schutzmaßnahmen, erklärte der Vorsitzende der Tafel Deutschland, Jochen Brühl, am Dienstag in Berlin. 

Die meisten der bundesweit rund 950 Tafeln seien aktuell geöffnet, lediglich einzelne Tafeln hätten vorübergehend schließen müssen.

Verschärfte Situation in der kalten Jahreszeit

Für den Winter rechnet Brühl mit einer weiteren Verschärfung der Situation. Rund zwei Drittel der Tafel-Aktiven seien im Rentenalter und gehörten damit zur Corona-Risikogruppe. 

Tafeln in NRW in Sorge: Teils weniger Spenden wegen Coronavirus / © Roland Weihrauch (dpa)
Tafeln in NRW in Sorge: Teils weniger Spenden wegen Coronavirus / © Roland Weihrauch ( dpa )

"Wir wollen im Winter unser Angebot aufrechterhalten und gleichzeitig unsere Ehrenamtlichen wie auch unsere Kundinnen und Kunden schützen", sagte Brühl und forderte erneut kurzfristige Hilfen von Bund und Ländern, um den gestiegenen Aufwand und die damit verbundenen Kosten bewältigen zu können.

Bundesregierung handelt nicht

Bislang hätten die Tafeln lediglich in Hessen und Nordrhein-Westfalen öffentliche Gelder zur Bewältigung der Pandemie erhalten. "Es ist nicht verständlich, dass die Bundesregierung das Problem zwar erkennt, aber nicht handelt. Notwendig wäre unter anderem eine kurzfristige Erhöhung der Grundsicherungssätze", betonte Brühl.

An die Gesellschaft appellierte der Tafel-Bundesvorsitzende: "Seien Sie wachsam, bieten Sie Menschen in Ihrem Umfeld Hilfe an." Das könnten Lebensmittel sein, aber auch ein gemeinsamer Spaziergang, eine Postkarte oder ein Telefongespräch sein. Auch die Tafeln vor Ort benötigten Unterstützung.

Tafeln in Deutschland

Die bundesweit agierenden Tafeln haben sich in den vergangenen 20 Jahren zu einer der größten sozialen Bewegungen in Deutschland entwickelt. Waren es 2002 noch gut 300, gibt es heute bundesweit etwa 900 Tafeln mit rund 2.100 Tafel-Läden und Ausgabestellen. Bei ihnen engagieren sich circa 60.000 ehrenamtliche Mitarbeiter. Alle zusammen versorgen sie mehr als 1,5 Millionen Menschen mit Lebensmitteln, die sie als Spenden im Handel und bei Herstellern gesammelt haben.

Helfer sortieren  Salat bei der Lebensmittelausgabe in der Kirche Sankt Karl Borromäus in Köln / © Harald Oppitz (KNA)
Helfer sortieren Salat bei der Lebensmittelausgabe in der Kirche Sankt Karl Borromäus in Köln / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
epd