Entführter Vater von Fußball-Profi in Kolumbien wieder frei

Kirche als Architektin der Freilassung

Das Geiseldrama um den verschleppten Vater von Fußball-Profi Luis Diaz hat ein glückliches Ende genommen. Nach 13 Tagen in der Gewalt der ELN-Guerilla, ist Luis Manuel Diaz wieder frei. Der Kirche kommt dabei eine Schlüsselrolle zu.

Autor/in:
Tobias Käufer
Luis Manuel Diaz (M), Vater des kolumbianischen Fußball-Nationalspielers Diaz, steht nach seiner Freilassung neben zwei Priestern / © Externos/colprensa (dpa)
Luis Manuel Diaz (M), Vater des kolumbianischen Fußball-Nationalspielers Diaz, steht nach seiner Freilassung neben zwei Priestern / © Externos/colprensa ( dpa )

Es kommt nicht oft vor, dass ein X-Eintrag der Kolumbianischen Bischofskonferenz binnen weniger Stunden auf 250.000 Abrufe kommt. Aber diese beiden Bilder verbreiteten sich in Windeseile: Luis Manuel Diaz, Vater des Fußball-Nationalspielers Luis Diaz vom englischen Premier League-Klub FC Liverpool und fast 13 Tage lang in der Gewalt der ELN-Guerilla, ist in Freiheit. 

Luis Manuel Díaz winkt Nachbarn vor seinem Haus in Barrancas, Kolumbien, zu, nachdem er von seinen Entführern freigelassen wurde.  / © Ivan Valencia/AP  (dpa)
Luis Manuel Díaz winkt Nachbarn vor seinem Haus in Barrancas, Kolumbien, zu, nachdem er von seinen Entführern freigelassen wurde. / © Ivan Valencia/AP ( dpa )

Er steht an der Seite von Bischof Francisco Ceballos aus der örtlichen Diözese Riohacha und Prälat Hector Fabio Henao, zuständig für die Beziehungen zwischen Staat und Kirche. Das war am Donnerstagmittag (Ortszeit) die optische Bestätigung der Nachricht, auf die ganz Kolumbien gewartet hatte.

Bischof Ceballos: "Als ich ihn umarmte, fing er an zu weinen"

"Als ich ihn umarmte, fing er an zu weinen und bedankte sich bei mir, aber ohne viele Worte. Es war mehr das Gefühl, sich frei zu fühlen und Leute zu sehen, die er kannte", beschrieb Bischof Ceballos der Zeitung "El Tiempo" den Moment der Übergabe.

Diaz sei sehr erschöpft gewesen, da er in den vergangenen Tagen lange Strecken zu Fuß habe zurücklegen müssen. "Wir freuen uns über die Nachricht von der sicheren Rückkehr von Luis' Vater und danken allen, die sich für seine Freilassung eingesetzt haben", teilte der FC Liverpool erleichtert mit.

Diaz: Plage der Entführungen müsse aus Kolumbien verschwinden

"Es gibt nichts, überhaupt nichts, was die Entführung eines Menschen rechtfertigt. Sie führt zu enormen Schäden für die entführte Person, seine Familie und das kollektive Bewusstsein eines ganzen Landes".

Der Vater des kolumbianischen Fußballspieler Luis Diaz wurde von seinen Entführern freigelassen. / © Ivan Valencia/AP (dpa)
Der Vater des kolumbianischen Fußballspieler Luis Diaz wurde von seinen Entführern freigelassen. / © Ivan Valencia/AP ( dpa )

Das schrieb der Vizepräsident der Bischofskonferenz, Erzbischof Omar Sanchez Cubilllos von Popayan, nach dem glücklichen Ende des Geiseldramas. Die Plage der Entführungen müsse endlich aus Kolumbien verschwinden. Laut nationaler Polizei hat die ELN-Guerilla derzeit noch 32 Menschen als Geiseln in ihrer Gewalt.

"Es lebe die Freiheit, es lebe der Frieden", kommentierte der unter Druck geratene linksgerichtete Staatspräsident Gustavo Petro die Nachricht von der Freilassung; er sprach nach dessen Freilassung telefonisch mit Diaz. Damit hat der auch aus Deutschland vom Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat unterstützte Friedensprozess mit der ELN-Guerilla erst einmal überlebt.

"Die Kirche war Architektin der Freilassung von Luis Diaz' Vater"

Die Freilassung ist ein spektakulärer Erfolg für die katholische Kirche in dem konfliktbeladenen Land, der nicht nur das Image, sondern auch das gesellschaftspolitische Gewicht der Kirche aufwertet. "Die Kirche war Architektin der Freilassung von Luis Diaz' Vater", kommentierte das Nachrichtenmagazin "Semana" am Donnerstag.

In dem ins Stocken geratenen Friedensprozess kann das noch sehr wertvoll werden; denn die Kirche sitzt mit am Tisch, wenn die ELN-Guerilla und die FARC-Dissidenten mit dem Staat verhandeln. Als neutrale Beobachterin, als Vermittlerin und - wenn die Dinge so richtig aus dem Ruder laufen wie im Fall Diaz - auch als Anlaufstelle, die von allen Seiten respektiert wird.

ELN-Guerilla sollen sich an Kirche gewandt haben

Laut lokalen Medienberichten wandte sich die ELN-Guerilla an die Kirche, um Diaz zu übergeben. Für die Rebellen waren der politische Preis, der moralische Druck und der Imageverlust angesichts weltweiter Berichterstattung zu groß geworden. Sie mussten das Problem lösen.

Prälat Henao, der Diaz im Empfang nahm und bei allen Friedensverhandlungen mit der Regierung mit am Tisch sitzt, beschrieb die Aufgabe der Kirche in einem Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vor der Entführung so:

"Kirche ein ständiger Begleiter am Verhandlungstisch"

"Mit der ELN-Guerilla wurde vereinbart, dass die Kirche ein ständiger Begleiter am Verhandlungstisch und jener Prozesse ist, die sich aus dem Friedendialog ergeben. Das bedeutet, dass wir und die Vereinten Nationen die Rolle haben, Zeuge des Prozesses zu sein. Ein Bewahrer der Vereinbarungen und ein Vermittler, wenn der Dialog es erfordert. Das heißt, wir können auch während des Dialogs das Wort ergreifen oder Themen selbst ansprechen."

Für die Familie von Luis Manuel Diaz ist das Zittern um den Vater nun zu Ende. Sohn Luis wird nach dem Wochenende nach Kolumbien reisen, denn es stehen in der anstehenden Länderspielpause die WM-Qualifikationsspiele in Südamerika an. Dann wird er auch seinen Vater wieder in die Arme schließen. Ob die Eltern weiter in Kolumbien bleiben wollen, ist noch nicht bekannt. 

ELN - zweitgrößte Guerilla in Kolumbien

Seit dem Friedensvertrag der Regierung mit der größeren Rebellengruppe Farc 2016 ist die marxistisch-leninistische Nationale Befreiungsarmee (ELN) die letzte noch aktive Guerillaorganisation in dem südamerikanischen Land. Mit ihren rund 1500 Kämpfern verübt sie vor allem im Osten Kolumbiens Anschläge und nimmt Geiseln.

ELN-Guerilla in Kolumbien / © Christian Escobar Mora/EFE (dpa)
ELN-Guerilla in Kolumbien / © Christian Escobar Mora/EFE ( dpa )
Quelle:
KNA