Mutmaßlicher Priestermörder war laut Medien 2016 bei Papstaudienz

Entsetzen und Bestürzung in Frankreich

Im Fall des am Montag in Frankreich getöteten katholischen Priesters berichten Medien, der mutmaßliche Täter sei 2016 bei einer Generalaudienz mit Papst Franziskus gewesen. In Frankreich wird nun über den Umgang mit Migranten diskutiert.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
Französische Fahne / © Rick Hawkins (shutterstock)

Der Verdächtige ist demnach der 40-jährige Emmanuel A. aus Ruanda, der seit Jahren bei der Ordensgemeinschaft der Montfortianer in Saint-Laurent-sur-Sevre in Westfrankreich lebte. Der Mann stellte sich am Montag der Polizei und gab an, Pater Olivier Maire (60), den Provinzoberen des Ordens, getötet zu haben. A. soll auch im Juli 2020 ein Feuer in der Kathedrale in Nantes gelegt haben. Er war anschließend unter richterliche Aufsicht gestellt worden und in psychiatrischer Behandlung.

Persönliche Begrüßung durch Papst Franziskus

Laut der französischen Zeitung "La Croix" nahm A. am 11. November 2016 an einer Papstaudienz für sozial ausgegrenzte Menschen im Vatikan teil, die Franziskus anlässlich des Jahres der Barmherzigkeit abhielt. Dabei habe der Papst auch A. persönlich begrüßt. Unter den rund 3.600 Teilnehmern waren demnach viele aus Frankreich, Polen und Rom. Laut "La Croix" reiste A. mit einer Gruppe von Nantes nach Rom. Seit seiner Ankunft in der Stadt 2012 stand er unter dem Schutz der örtlichen christlichen Gemeinde, hieß es.

Der Tod Maires löste in Frankreich Entsetzen sowie eine politische Debatte über den Umgang mit Migranten aus. Innenminister Gerald Darmanin reiste am späten Montagnachmittag nach Saint-Laurent-sur-Sevre, um dem Orden sein Beileid auszusprechen. Der Verdächtige sei wegen der gerichtlichen Kontrollmaßnahme "nicht abschiebbar", betonte er. Auch sei der Mann nicht wegen möglicher Radikalisierung aktenkundig; er sei kein Muslim. "Dies ist kein Moment für Polemik, sondern für Mitgefühl", so Darmanin.

Würdigung durch Macron und Bischofskonferenz

Die Vorsitzende der migrationskritischen Partei "Rassemblement National", Marine Le Pen, hatte den Umgang der Behörden mit dem Verdächtigen angeprangert. "In Frankreich kann man ein illegaler Einwanderer sein, die Kathedrale von Nantes in Brand setzen, nie abgeschoben werden und dann wieder straffällig werden, indem man einen Priester ermordet", so die Rechtspopulistin, die für die französischen Präsidentschaftswahlen 2022 kandidiert.

Präsident Emmanuel Macron würdigte Pater Olivier als Menschen, der Großzügigkeit und Nächstenliebe sogar in seinen Gesichtszügen getragen habe. Den Montfort-Missionaren und "allen Katholiken in Frankreich" drückte Macron sein Mitgefühl aus. "Der Schutz derer, die glauben, hat Priorität", schrieb er am Montag auf Twitter. Auch Premierminister Jean Castex äußerte "tiefe Bestürzung" und "Mitgefühl".

Der Generalsekretär und Sprecher der Französischen Bischofskonferenz, Hugues de Woillemont, sprach auf Twitter von "Schmerz und Unverständnis" angesichts des Mordes. Ähnlich äußerte sich der Bischof von Lucon, Francois Jacolin. Der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz, Eric de Moulins-Beaufort, schrieb auf Twitter, er bete für Maires Familie, seine Glaubensbrüder sowie "die gesamte Bevölkerung, die durch diese Tragödie traumatisiert ist".


Quelle:
KNA
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