Entwicklungsminister Müller kritisiert Diskussion

Flüchtlingsdebatte völlig übertrieben

Entwicklungsminister Gerd Müller fordert dazu auf, anstelle der Asyldebatte in Deutschland stärker den Blick nach Syrien und in den Jemen zu richten. Der CSU-Politiker nannte es "beschämend", dass die Weltgemeinschaft beim Sterben zuschaue.

Flüchtlinge in Europa / © Armin Weigel (dpa)
Flüchtlinge in Europa / © Armin Weigel ( dpa )

Die Flüchtlingsdebatte in Deutschland sei völlig übertrieben und greife zu kurz, sagte Müller im Interview mit der "Passauer Neuen Presse" (Montag). Es sei nicht einmal 50 Prozent des Hilfsbedarfs gedeckt. Deutschland und Europa müssten ihre Verantwortung in den Herkunftsstaaten wahrnehmen: "Sonst werden die Probleme in den nächsten Jahren noch viel größer werden", mahnte der Minister. Der Verantwortung gerecht werden müsse man nicht nur in Deutschland, sondern auch in Europa an der Außengrenze und in den Herkunftsländern der Flüchtlinge.

Im Jemen kämpfen zehn Millionen Kinder ums Überleben

In den vergangenen Tagen, so Müller weiter, seien 270.000 Menschen vor den Bomben in Syrien an die jordanisch-israelische Grenze geflohen und kampierten jetzt in der Wüste: "Wer kümmert sich um sie und ihr Überleben?" Im Jemen kämpften derzeit zehn Millionen Kinder ums Überleben. Zudem sei dort die Cholera ausgebrochen. Kritisch äußerte sich Müller auch zu Plänen im Rahmen des EU-Asylkompromisses, in Nordafrika Auffanglager zu errichten. Zumal bisher keines der afrikanischen Länder bereit sei, daran mitzuwirken: "Europa muss seine Probleme selber lösen und nicht auf die afrikanischen Staaten übertragen. Dieses Thema wurde mit keinem afrikanischen Staat besprochen."

Zusammenarbeit mit Marokko und Tunesien verstärken

Ägypten habe fünf Millionen Flüchtlinge, und auch Marokko und Tunesien nähmen Flüchtlinge auf, ergänzte der Minister: "Diese Länder haben eine enorme Funktion am Arbeitsmarkt auch für die Sub-Sahara-Wanderarbeitnehmer und leisten schon Großartiges. Wir müssen mit diesen Ländern unsere wirtschaftliche Zusammenarbeit wesentlich ausbauen und sie stärken."

 


Quelle:
KNA