Ist Franziskus der erste Papst der Globalisierung?

"Er will eine Kirche der Armen für die Armen"

Papst Franziskus wir von vielen geachtet. Aus Sicht des französischen Soziologen Dominique Wolton ist er sogar der erste Papst der Globalisierung. Ein zentrales Thema seines Pontifikats sei, dass er eine Kirche der Armen wolle.

Papst Franziskus am Welttag der Armen / © Andrew Medichini (dpa)
Papst Franziskus am Welttag der Armen / © Andrew Medichini ( dpa )

"Ein zentrales Moment für ihn ist, dass Migranten Brüder sind", sagte der frühere Direktor des französischen Zentrums für wissenschaftliche Grundlagenforschung, Centre national de la recherche scientifique (CNRS), am Dienstagabend bei einer Diskussion mit dem Filmemacher Wim Wenders in der Französischen Botschaft in Berlin.

Anlass war das Erscheinen eines Gesprächsbandes von Wolton mit Franziskus, der unter dem Titel "Mit Frieden gewinnt man alles" im Freiburger Herder-Verlag veröffentlicht wurde.

Der Kampf für Migranten sei eines der wichtigsten Themen des Pontifikats von Franziskus. "Franziskus will eine Kirche der Armen für die Armen." Ihm zufolge müsse man Krieg vermeiden, Brücken schlagen und Mauern einreißen.

Null-Toleranz-Politik

Wenders, der 2018 den Film "Papst Franziskus - Ein Mann seines Wortes" veröffentlichte und wie Wolton kein Kirchenmitglied ist, berichtete, dass Franziskus bei seinen Gesprächen mit ihm an einer Stelle "richtig sauer" geworden sei: "Beim Reden gegen den Reichtum", so Wenders. "Franziskus hat ein richtiges Problem - dass er eine Kirche der Armen will und einer Kirche vorsteht, die reich ist."

Auch bei der Frage der Null-Toleranz-Politik im Umgang mit dem sexuellen Missbrauch sei er böse geworden. "Er war böse darüber, dass er in der Kirche so alleine damit steht." Generell nehme Franziskus nie ein Blatt vor den Mund. "Er bespricht mit niemandem, was er sagt", sagte Wenders. Das geschehe "zum Leidwesen eines Großteils der Kirche." Persönlich glaube er, dass Franziskus in der Kirche mehr Feinde als Freunde habe.

"Jugendlicher im Geiste"

Aus Sicht des Filmemachers ist der argentinische Papst ein "Jugendlicher im Geiste." Gerade die Jugendlichen spürten, wie ernst er es mit seiner Kommunikation meine. "Franziskus versuche es, es mit jedem Menschen ernst zu meinen", sagte Wenders. Doch wenn er von einer Bühne herab ins Publikum blicke, sehe er oft nur Handys und iPads.

Ihm habe der Papst berichtet, mit seinen Augen immer nach den Menschen zu gucken, die ihn auch anguckten - und nicht nur auf ihr Handy starrten. Auch seinen Film habe Franziskus nie gesehen. "Die letzten Filme, die er im Kino sah, waren aus dem italienischen Neorealismus der 50er und 60er Jahre", sagte Wenders. "Ich glaube, Kino ist nicht so seine Sache."


Quelle:
KNA
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