Das italienische Magazin "L'Espresso" zitiert aus Unterlagen der vatikanischen Staatsanwaltschaft. Die angelegten Gelder stammen demnach aus nicht im offiziellen Haushalt aufgeführten Sondermitteln von 650 Millionen Euro.
Dieser Finanztopf des vatikanischen Staatssekretariats enthält laut dem Bericht hauptsächlich Spenden von katholischen Gläubigen für karitative Zwecke und die Unterstützung der römischen Kurie.
In der an diesem Sonntag erscheinenden Ausgabe des "Espresso" zitiert der Enthüllungsjournalist Emiliano Fittipaldi auch den übergangsweise amtierenden Antikorruptionsbeauftragten und Buchprüfer des Vatikan, Alessandro Cassinis, der den Verdacht schwerwiegender missbräuchlicher Mittelverwendung, Korruption und Vorteilsgewährung angezeigt habe.
Vatikan hält sich bedeckt
Insgesamt sollen nach Angaben der Antikorruptionsbüros 500 Millionen Euro in irreguläre Geschäfte geflossen sein. Unter anderem soll der Vatikan nach Recherche des "Espresso" 250 Millionen US-Dollar in einer Ölplattform vor der Küste Angolas anzulegen versucht haben.
Die Affäre um die Londoner Immobilie brach demnach auf, als das Staatssekretariat angeblich eine Hypothek auf dem 17.000-Quadratmeter-Komplex mit 150 Millionen Euro abzulösen versuchte, um noch höhere Verluste zu vermeiden. Daraufhin schalteten sowohl die Vatikanbank IOR, die das Geld vorstrecken sollte, als auch das Antikorruptionsbüro die vatikanische Staatsanwaltschaft ein.
Der Vatikan selbst teilte offiziell bisher nur mit, dass am 1. Oktober Büros im Staatssekretariat und bei der vatikanischen Finanzaufsicht durchsucht und Unterlagen sowie Computer beschlagnahmt worden seien.